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Was Dresdner Paralympics-Startern Sorgen bereitet

Alexander Schiffler und Florian Singer vom DSC werden in Tokio mit dem Sitzvolleyball-Team Sechster. Eine Frage des Systems?

Von Alexander Hiller
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Der Dresdner Florian Singer (M.) und seine Kollegen konnten in Tokio zu selten so jubeln.
Der Dresdner Florian Singer (M.) und seine Kollegen konnten in Tokio zu selten so jubeln. © dpa/Marcus Brand

Tokio. Die Hoffnungen und Träume sind nicht ganz aufgegangen. Die deutschen Sitzvolleyballer mit den beiden Dresdnern Alexander Schiffer und Florian Singer haben bei den Paralympics eine Medaille verpasst. Am Donnerstag musste sich Deutschland im Spiel um Platz fünf gegen die Auswahl Ägyptens mit 2:3 geschlagen geben.

Zuvor hatten Schiffer und seine Mitspieler Platz zwei in ihrer Vorrundengruppe und den Einzug ins Halbfinale des Paralympics-Turniers nur hauchdünn verpasst. Gegenüber den sieg- und satzgleichen Brasilianern fehlten nur wenige Einzelpunkte – die sogenannten kleinen Zähler.

„Wir mussten das alles erst einmal sacken lassen. Letztendlich“, sagt Alexander Schiffler in einer Sprachnachricht hörbar ernüchtert, „ist es auch ein bisschen enttäuschend. Wir haben speziell gegen Brasilien ein sehr gutes Spiel gemacht.“ Das letzte Gruppenspiel hatte Deutschland mit 3:1 gegen die Südamerikaner gewonnen. „Dort hätte ein 3:0 hergemusst, um deutlich Gruppenzweiter zu werden“, sagt der Bronzemedaillengewinner von London.

Anschluss an die Weltspitze geht langsam verloren

So haben nur drei deutsche Fehler zu viel den Sprung ins Halbfinale versperrt. „Super ärgerlich“, resümiert der Routinier nach seiner fünften Paralympics-Teilnahme, gesteht aber: „Wir haben es selbst in der Hand gehabt. Wir konnten unsere Leistung nicht konstant aufs Feld bringen. Angefangen von vielleicht Fehlern, die die Betreuer machen, die auch das Team macht“, sagt der 39-Jährige, dem in jungen Jahren ein Tumor im Knie entfernt werden musste.

Der Orthopädiemechaniker, der im Juli zum zweiten Mal Vater wurde, glaubt, dass Deutschland im internationalen Maßstab so langsam den Anschluss verliert. „Wenn man ganz oben mitspielen will, dann reicht das mit der Semiprofessionalität im deutschen Sitzvolleyball eben nicht mehr aus – ist meine Meinung“, sagt er. Der langjährige Auswahlspieler sieht andere Nationen im Vorteil – oder einfach besser gefördert.

Die deutschen Spieler Stefan Hähnlein (l-r), Torben Schiewe, Heiko Wiesenthal, Dominik Albrecht und der Dresdner Alexander Schiffler jubeln im Spiel gegen den Iran über einen Punktgewinn.
Die deutschen Spieler Stefan Hähnlein (l-r), Torben Schiewe, Heiko Wiesenthal, Dominik Albrecht und der Dresdner Alexander Schiffler jubeln im Spiel gegen den Iran über einen Punktgewinn. © dpa/Marcus Brand

„Ich denke, dass die Chinesen täglich und zusammen trainieren. Die Russen und Iraner sowieso, sie werden teilweise beruflich freigestellt. Das soll keine Ausrede sein, aber es ist die Realität.“ In Deutschland ist es schon schwierig, ein Trainingslager der Sitzvolleyball-Nationalmannschaft zu organisieren. Über Strukturveränderungen wird also zu sprechen sein.

Von denen könnte vor allem dessen Klubkollege Florian Singer noch sportlich profitieren. Für den 23-jährigen Dresdner waren es die ersten Paralympics. Der Sozialversicherungsfachangestellte der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ist der Neffe der Dresdner Ex-Nationalspielerin Ina Mäser, die nach ihrer Heirat nun Ußmüller heißt.

Sie hatte 2012 auch die ersten wichtigen Kontakte für die sportliche Karriere von Florian Singer geknüpft. „Wir können potenzielle Spieler nur mit dem sportlichen Erfolg nach Dresden locken. Hier gibt es keine entgeltliche Belohnung wie in anderen Nationen“, hatte Singer in einer Folge des Lokalsportformats Turnbeutel.TV vor zwei Jahren schon erzählt.