Welcher war der schönste Striezelmarktbaum?

Dresden. Wenn er angeliefert und aufgestellt wird, zieht das jährlich viele Schaulustige an. Der Weihnachtsbaum auf dem Dresdner Striezelmarkt ist an Strahlkraft kaum zu überbieten. Bereits im Frühjahr beginnt die Suche nach dem Baum, der Dresdens Weihnachtszauber nebst Pyramide und Riesenschwibbogen vervollständigt.
Die Vorgaben sind denkbar einfach: gesund, stabil, mindestens 23 Meter hoch - doch so einfach ist es eben nicht. Immer wieder gibt es heftige Diskussionen über die Ästhetik des Weihnachtsbaumes. Ist er schön? Ist er des Altmarktes würdig? Hat er die nötige Strahlkraft für Dresden? Die SZ hat die Bäume der vergangenen Jahre Revue passieren lassen und fragt nun die Leser: Welches war der schönste Striezelmarktbaum der jüngeren Geschichte? Am Ende dieses Artikels können Sie abstimmen.
Die Verspätete

2021: Bei dem diesjährigen Baum handelt es sich um eine 30 Meter hohe Küstentanne aus der Oberlausitz. Im Ort Crostau, wo sie 45 Jahre aufwuchs, nahm sie Anwohnern das Licht, nun darf sie auf dem Altmarkt glänzen. Die Besucher standen sich am Tag der langersehnten Anlieferung die Beine in den Bauch, denn die 5,8 Tonnen schwere Tanne traf etwa eineinhalb Stunden später als ursprünglich geplant ein.
Die Einsame

2020: Es war ein einsames Jahr für den Striezelmarktbaum, so wie für viele Menschen auch. Aufgrund der Corona-Pandemie stand die Fichte erstmals allein auf dem Altmarkt - ohne Budenzauber und ohne Besucher - und stand damit exemplarisch für ein Weihnachtsfest im Lockdown. Einsam und stoisch stand der 120 Jahre alte Koloss, der aus der Dresdner Heide stammte, inmitten des leeren Altmarkts wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Doch einen Sieg gab es in diesem Ausnahmejahr: Mit 20,4 Metern gewann sie den Städtewettbewerb um den höchsten Weihnachtsbaum. Dresden hatte also mal wieder den längsten.
Die weit Gereiste

2019: Dieses Prachtexemplar wurde mit logistischer Präzision aus dem 40 Kilometer entfernten Bärenfels im Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge in die Landeshauptstadt transportiert. Durch halb Sachsen wurde sie also gekarrt und damit so weit wie kein anderer Baum. Beim Abtransport der 2,8 Tonnen schweren Fichte ging es ziemlich eng zu. Dafür war sie ein Prachtexemplar, ein echter Waldbaum eben, der Stürmen, Schneebruch, Trockenheit und Borkenkäferbefall der Vorjahre trotzte. Mit 70 Jahren gehörte die 25 Meter hohe Fichte zu den ältesten Striezelmarkt-Bäumen der Geschichte.
Der Rüpel

2018: Aus einem Privatgarten aus dem 150-Einwohner-Dorf Pirna-Zuschendorf stammt diese 23 Meter hohe Küstentanne. Dort stand sie 45 Jahre und wurde vier Tonnen schwer, bevor sie zum Glanzstück des Striezelmarktes auserkoren wurde. Doch was als zartes Pflänzchen begann, wuchs dem Zuschendorfer zunehmend über den Kopf: Die Küstentanne drückte nicht nur die Gartenmauer beiseite, sondern warf Jahr für Jahr mehr Schatten. Seit dem Rummel um ihren Baum genießt das Besitzer-Ehepaar das tägliche Frühstück auf der neuen Sonnenterrasse. Und der Baum hat eine weitere Besonderheit: Er hat es ganz ohne Casting auf den Altmarkt geschafft. Unter den 40 Bewerbern hatten sich einige erhebliche in der Länge verschätzt.
Die Höchste

2017: Diese Striezelmarkt-Fichte kam aus dem Kurort Hartha im Tharandter Wald. Drei Versuche brauchte es, um den 30-Meter-Riesen auf dem Altmarkt aufzurichten. Bis sie auf die striezelmarktkonformen 22 Meter heruntergekürzt wurde, war sie also die Größte, die je in die Landeshauptstadt transportiert wurde. Vor dem Abtransport wurden noch schnell die Baumringe gezählt: Mit stolzen 100 Jahren gehört sie außerdem zu den ältesten Exemplaren. Doch das brachte alles nichts, die Meinungen über die Tharandterin gingen auseinander. Als "Trauerweide" musste sie sich betiteln lassen, andere hingegen sagten ihre wahre Schönheit nach.
Die Zweitplatzierte

2016: In diesem Jahr durften die Dresdner nicht per Voting entscheiden, welcher Baum den Altmarkt schmücken darf. Stattdessen wurde hier die Zweitplatzierte aus dem Jahr 2015 aufgestellt - eine Rotfichte aus der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz. 82 Jahre lang stand sie auf einem Privatgrundstück und wuchs auf 23,5 Meter Höhe heran - ein Jahr länger warten, das konnte sie aushalten. Eine Schrecksekunde gab es beim Abtransport der fünf Tonnen schweren Fichte: Ein kurzes Knacken schürte die Angst, dass der Baum gebrochen sein könnte. Doch das bewahrheitete sich nicht. So konnte die Rotfichte als Zweitplatzierte doch noch die Westlausitz in Dresden vertreten.
Die Gewinnerin

2015: Und wieder einer aus dem Osterzgebirge, genauer aus Lauenstein im Müglitztal. Insgesamt 4.000 Dresdner wählten diese 60 Jahre alte Weißtanne per Voting zur einzig wahren Schönheit für den Altmarkt. Das waren nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen 700 Stimmen mehr als bei der Zweitplatzierten aus Pulsnitz.
Die Zerbrochene

2014: Als "Debakel aus Kreischa" und "Pannenbaum" ging der Vorfall um den Baum in die Striezelmarkt-Geschichte ein. In einem Vorgarten in Kreischa, Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, stand die von den Dresdner per Voting Auserwählte für den Altmarkt. Als sie per Kran von der Vertikalen in die Horizontale gebracht und auf den Tieflader gelegt werden sollte, zerbrach sie in zwei Teile. Ein unentdeckter Frostriss habe den Stamm des 40 Jahre alten Baums brechen lassen, hieß es. Noch heute halten die Zuschauer auf dem Altmarkt deswegen jährlich zurecht den Atem an, wenn sich der Stamm am Seil vom Laster hebt und die Baumkrone ganz langsam zum Himmel strebt. Und wer rettete den Striezelmarkt 2014? Die Klipphausener, die zufällig noch eine 23 Meter hohe Fichte mit perfektem Wuchs in der Hinterhand hatten.
Die Gewählte

2013: Nachdem der Baum des Vorjahres schlimme Beschimpfungen über sich ergehen lassen musste, ließ sich die Stadt etwas einfallen: Wählt selbst! Es war das erste Mal, dass die Dresdner ihren Striezelmarkt-Baum per Stimmabgabe aussuchen durften - und sie entschieden sich für diese 40 Jahre alte Fichte aus einem Langebrücker Garten. "Die Fichte des Volkes" wurde sie getauft. Sie setzte sich gegen 58 andere Bewerber durch und erhielt 5.200 Stimmen.
Die Verspottete

2012: Schandfichte, Nadelkrüppel, schiefer Baum von Dresden: So viel Spott wie die Striezelmarkt-Fichte von 2021 musste wohl noch kein Baum vorher über sich ergehen lassen. Die nicht allzu üppige Fichte aus dem Prießnitzgrund erntete jede Menge Spott. Zu dünn, zu krumm, zu braun! Das ist ihr wohl in ihren 105 Jahren Lebenszeit noch nie passiert. Um diesen Fehlgriff nicht zu wiederholen, sollten die Dresdner in den darauffolgenden Jahren Bäume vorschlagen und darüber abstimmen. Im Jahr 2021 gelang dies nicht, da die Zahl der geeigneten Bäume laut der Stadt "sehr überschaubar" war.