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Dresdner Altmarkt: Ein Beinahe-Rekord für die neue Striezelmarkt-Tanne

Am Samstagmittag startete in Dresden offiziell die Vorweihnachtszeit. Woher der gerade aufgestellte Striezelmarkt-Baum kommt und was ihn besonders macht.

Von Dirk Hein
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Etwa 300 Schaulustige beobachteten am Samstag auf dem Altmarkt das Aufstellen der Striezelmarkt-Tanne
Etwa 300 Schaulustige beobachteten am Samstag auf dem Altmarkt das Aufstellen der Striezelmarkt-Tanne © René Meinig

Dresden. Es war noch dunkel, als in Marbach, einem kleinen Örtchen in der Gemeinde Striegistal unweit von Nossen am Samstagmorgen die Kettensägen angeworfen wurden. Mit bedachten, aber schnellen Handgriffen machte das Team von Baumpfleger Andreas Deppner den Stamm einer etwa 25 Meter hohen Küstentanne frei. Wenige Stunden später, so der Plan, soll der Baum bereits mitten auf dem Dresdner Altmarkt stehen.

Vor etwa 20 Jahren hatte Rosemarie Wittenberg-Walde in ihrem Garten in Marbach in der Nähe von Döbeln in Mittelsachsen eine Küstentanne gepflanzt. "Ich habe ihn damals selbst gepflanzt", sagt die heute 54-Jährige. Über die Jahre wurde der Baum aber immer mehr zum Hindernis.

"Durch die Stürme, die es immer wieder gibt, stellt er für mich eine Gefahr dar", sagt sie. Egal in welche Richtung er fallen würde, er würde Schaden anrichten. Dennoch sollte die Tanne nicht einfaches Feuerholz werden, stattdessen war ein zweites Leben als Weihnachtsbaum angedacht.

Rosemarie Wittenberg-Walde bot den Baum der Stadt Dresden an, die griff zu und so landete die einst stolze Küstentanne bereits gegen 8.30 Uhr gefällt auf einem Schwerlasttransporter.

Gefahren wurde über die A4-Auffahrt Siebenlehn zur A17-Abfahrt Südvorstadt und dann über die B170, den Dr.-Külz-Ring und die Seestraße zum Altmarkt. Der Bauzaun dort wurde extra für alle Weihnachtsfans geöffnet, eine Currywurst-Bude bot Essen an, der ebenfalls angepriesene Glühwein wandere bei fast sommerlichem Wetter nur selten über die Theke.

Die Striezelmarkt-Tanne kommt aus Striegistal bei Nossen. Sie wurde am Samstagmorgen dort gefällt.
Die Striezelmarkt-Tanne kommt aus Striegistal bei Nossen. Sie wurde am Samstagmorgen dort gefällt. © Marion Doering
Rosemarie Wittenberg-Walde hat die Tanne vor 20 Jahren gepflanzt.
Rosemarie Wittenberg-Walde hat die Tanne vor 20 Jahren gepflanzt. © Marion Doering
Per Schwerlasttransport wurde die Tanne (24 Meter, 3,5 Tonnen) nach Dresden verbracht.
Per Schwerlasttransport wurde die Tanne (24 Meter, 3,5 Tonnen) nach Dresden verbracht. © Marion Doering
Innerhalb weniger Minuten hing der Baum auf dem Altmarkt an zwei Kränen.
Innerhalb weniger Minuten hing der Baum auf dem Altmarkt an zwei Kränen. © René Meinig
Diese Küstentanne ziert den 588. Dresdner Striezelmarkt.
Diese Küstentanne ziert den 588. Dresdner Striezelmarkt. © René Meinig

Für 11 Uhr war die Ankunft der Tanne auf dem Altmarkt eingeplant. Nachdem es im letzten Jahr reichlich Probleme gegeben hatte, der Baum aus Crostau in der Oberlausitz war ein echtes Schwergewicht und musste besonders sorgsam angehoben werden, erreichte die neue Striezel-Tanne am Samstag sogar vor dem Zeitplan den Altmarkt. Die wichtigsten Maße im aktuellen Jahr: Die Küstentanne kommt auf knapp 24 Meter Länge und wiegt 3,5 Tonnen.

So viele Schaulustige wie selten

"Alles lief wie am Schnürchen. Auch das Wetter hat gepasst. Wir sind sehr glücklich mit dem Baum, es ist ein Prachtexemplar", sagt Robert Franke, Chef im für den Striezelmarkt zuständigen Amt für Wirtschaftsförderung. Ewa 300 Gäste verfolgen das Aufstellen des Baumes vor Ort - mehr als in den letzten Jahren.

"Es sind wirklich viele Schaulustige, ich bin beeindruckt und begeistert über diesen Zuspruch. Sicher kam dieses Jahr der eine oder andere Besucher extra in der Hoffnung: Jetzt muss es endlich klappen mit den Striezelmarkt", so Franke weiter.

In den letzten beiden Jahren war der Markt coronabedingt ausgefallen. Aktuell plant die Stadt ohne pandemiebedingte Einschränkungen. Da einige Händler fehlen, können die Buden jedoch vorsorglich weiter auseinander gestellt werden.

Eine weite Anreise

Die neue Striezel-Tanne hatte eine der weitesten Anreisen in der Geschichte des Markts. Jahrelang galt ein Baum aus dem etwa 40 Kilometer entfernten Bärenfels im Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge als Rekordhalter. Dies wurde im letzten Jahr durch eine etwa 30 Meter hohe Küstentanne aus Crostau in der Oberlausitz getoppt. Über 60 Kilometer war dieser Baum unterwegs.

"Wir werden uns bei der Suche nach den schönsten Bäumen auf weitere Entfernungen einstellen müssen. Wichtiger ist jedoch die generelle Erreichbarkeit des Baumes vor Ort", sagt Franke. Die aktuell knapp 50 Kilometer Anfahrt waren durch große Etappen auf der Autobahn leicht und schnell machbar.

Die Suche nach dem schönsten Baum

Ein Internetportal hatte letztes Jahr die trotz Pandemie aufgestellten Weihnachtsbäume in 25 deutschen Städten verglichen. Dresden spielte bereits damals in der Top-Klasse mit - und landete in Sachsen sogar auf Platz 1. Generell hat Dresden in den letzten Jahren viel Kraft in die Auswahl der Weihnachtsbäume auf dem Striezelmarkt investiert. Nachdem zuletzt 2012 eine "Schandfichte" für weltweiten Spott sorgte, wurde die komplette Suche nach dem Baum umgekrempelt. Per Jury wird seither sachsenweit nach dem schönsten Baum gefahndet.

Nach einem öffentlichen Aufruf im April 2022 identifizierte Dresden aus den zehn Bewerbungen drei geeignete Exemplare. Nach Besichtigungen vor Ort mit dem Baumpflegeteam Deppner und den Transportexperten der Kranvermietung M. Mross entschied man sich für das Exemplar aus Striegistal.

Strom-Diskussion auch auf dem Striezelmarkt

Nachdem der Baum nun steht, starten sofort Anfang November die - exakt durchgeplanten - Aufbauarbeiten für den 588. Dresdner Striezelmarkt. Ab 1. November bekommt die Striezel-Tanne ihr "Lichterkleid": Eine rund 2.900 Meter lange Lichterkette und einen Herrnhuter Stern auf der Spitze. Durch die Umstellung auf stromsparende LED-Technik im vergangenen Jahr liegt der Gesamtverbrauch der Baumbeleuchtung unter zwei Kilowattstunden.

Auch die anderen Schmuckelemente wie Krippe, Schwibbogen und Pyramide sind weitgehend auf LED umgerüstet und werden wie in den Vorjahren in vollem Glanz erstrahlen können. Trotz aller Sparmaßnahmen: Der komplette Markt verbraucht reichlich Energie. Der Jahres-Stromverbrauch von rund 86 Zwei-Personen-Haushalten wird in den Striezelmarkt-Wochen auf dem Altmarkt benötigt.

Um dennoch Strom zu sparen, will die Stadt auf große Teile der sonst üblichen Weihnachtsbeleuchtung verzichten. Doch dagegen regt sich Widerstand. Ein von der FDP in den Rat eingebrachter Eilantrag soll in letzter Minute eine stadtweit volle Beleuchtung ermöglichen. Die aktuellen Energiesparverordnungen würden diese Ausnahme zulassen.