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"Es geht um das Überleben der Dresdner Weihnachtsmärkte"

Nach dem Striezelmarkt dürfen auch alle anderen Dresdner Weihnachtsmärkte öffnen. Was sich die Veranstalter bei Händler-Absagen einfallen lassen, wie viel Glühwein kosten wird und mehr.

Von Andreas Weller
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Vom Goldenen Reiter bis zum Albertplatz findet der Augustusmarkt mit dem Riesenrad statt.
Vom Goldenen Reiter bis zum Albertplatz findet der Augustusmarkt mit dem Riesenrad statt. © Robert Michael

Dresden. Zwei Jahre lang mussten Dresdens Weihnachtsmärkte wegen Corona pausieren. In diesem Jahr laufen die Vorbereitungen für das Comeback. Nachdem die Stadt ihre Pläne für den Striezelmarkt vorgestellt hat, hat Sächsische.de bei den Veranstaltern der anderen großen Dresdner Weihnachtsmärkte nachgefragt. Ein Stimmungsbild mit allen wichtigen Informationen.

Augustusmarkt an der Hauptstraße

Weiße Pagoden, der blaue Baum und das Riesenrad am Goldenen Reiter sind die Kernmerkmale des Augustusmarkts an der Hauptstraße. In diesem Jahr sollen weitere Besonderheiten dazukommen, sagt Holger Zastrow. Der FDP-Fraktionschef veranstaltet den Markt im Auftrag der Stadt. Einzigartige Licht-Skulpturen seien geplant. "Der Markt wird nicht kleiner, aber anders", so Zastrow, der sich noch bedeckt halten möchte, weil die Planungen noch nicht abgeschlossen sind. "Es wird mehr Kunst und Kultur und ein besonderes Kinderbetreuungsangebot geben."

Umgestalten wird Zastrow auch, weil statt an 125 Ständen noch etwa an 100 auf dem Markt Waren, Getränke und Essen angeboten wird. "Wir haben einige Absagen erhalten, Händlern fehlt Personal, die gestiegenen Kosten belasten alle - es ist unfassbar schwierig." Dem will er mit Investitionen in die Gestaltung des 500 Meter langen Marktes entgegenwirken.

Da er die Standgebühren für die Händler erhöht hat, rechnet Zastrow auch mit steigenden Preisen für die Kunden. "Wir mussten die Kosten, die uns mehr entstehen, umlegen." Deshalb müssen die Händler rund 14 Prozent mehr bezahlen. Nun hoffe man auf viele Besucher. "Es geht um das Überleben der Weihnachtsmärkte", so Zastrow.

Deshalb appelliert er an den Freistaat und die Kirchen, ihre Gebäude anzustrahlen und für Licht und damit besinnliche Stimmung zu sorgen, nachdem sein Antrag dazu beschlossen wurde. "Ich erwarte Solidarität mit uns, ohne Beleuchtung ist es ein absoluter Nachteil. Dresden schaltet das Licht an, wäre ein tolles Signal."

Einen Energiesparplan für den Markt hat er nicht. "Es ist eh alles mit energiesparenden LED-Leuchten ausgestattet und ich beteilige mich auch nicht an symbolischen Aktionen. Zudem zahlen die Händler jeweils für die von ihnen verbrauchte Energie, alle haben eigene Stromzähler."

Ob Glühwein und Co. auf dem Augustusmarkt teurer werden, könne Zastrow noch nicht sagen. "Für unseren Stand bin ich noch nicht bei der Preisbildung, weil wir zunächst klären müssen, ob es den überhaupt gibt." Für alle anderen Händler gebe es keine Preisbindung, die legen diese selbst fest. "Aber der Glühwein muss bezahlbar bleiben", so Zastrow.

Der Markt öffnet eine Stunde nach dem Striezelmarkt, also am 23. November um 17 Uhr, dann hat er montags bis donnerstags von 11 bis 21 Uhr geöffnet, freitags bis 22 Uhr, samstags von 10 bis 22 Uhr und sonntags bis 21 Uhr. Der Markt bleibt zunächst bis zum 23. Dezember geöffnet, dann wird er umgebaut und öffnet wieder vom 27. Dezember bis zum 2. Januar.

Advent auf dem Neumarkt

Der Beleuchtungs-Streit betrifft seinen Weihnachtsmarkt nicht, sagt Sven-Erik Hitzer, der den Advent auf dem Neumarkt - ebenfalls in Konzession für die Stadt - durchführt. "Wir sind ja eher ein stiller Markt, ohne Lichtkunst." Vielmehr setze er auf Herrnhuter Sterne, die den Weg weisen, und indirekte Beleuchtung.

Auch Hitzer hat mit Händler-Absagen zu tun. In diesem Jahr gibt es zehn Prozent Stände weniger, damit bleiben 61. "Wir haben den Markt umgestaltet, also spüren das die Besucher nicht." Viele Händler würden nicht mehr auf Weihnachtsmärkte gehen, setzten aufs Internet oder hätten das Geschäft eingestellt.

Trotz gestiegener Kosten hat Hitzer die Standgebühren für die Händler nicht erhöht. "Stattdessen habe ich mit ihnen vereinbart, dass die Glühweinpreise nicht angehoben werden, sondern bei denen von 2019 bleiben." Somit gebe es ab drei Euro eine Tasse Glühwein auf dem Markt. "Wenn wir mit einer schwarzen Null da rausgehen, ist alles gut. Es ist ein reiner Überlebenskampf und eine Kommunikation an die Besucher, die alle endlich wieder Weihnachtsmärkte haben wollen."

Wie lange der Advent auf dem Neumarkt geht, steht noch nicht fest.
Wie lange der Advent auf dem Neumarkt geht, steht noch nicht fest. © Marko Förster

Hitzer habe auch schon immer auf Energiesparen gesetzt. "Wir haben keine Heizkörper in den Hütten und jeder Händler achtet durch eigene Stromzähler eh auf seinen Verbrauch."

Der Markt eröffnet am 24. November und ist zunächst bis zum 31. Dezember geplant, eventuell auch bis zum 8. Januar - das entscheide sich noch. Geöffnet ist täglich von 11 bis 22 Uhr.

Dresdner Winterlichter auf der Prager Straße

Dass bei Dresdner Winterlichter auf der Prager Straße auf viel Licht gesetzt wird, ergibt sich bereits aus dem Namen des Marktes, den Frank Schröder im Auftrag der Stadt veranstaltet. "Dazu hat unser Weihnachtsmarkt durch die Prager Straße im Umfeld viel Beleuchtung, deshalb betrifft uns die Diskussion dazu nicht."

Um Energie zu sparen, setzt Schröder noch mehr auf LED-Leuchten als bisher und er hat eine zentrale Spülmaschine eingeführt, damit nicht jeder Händler seine Tassen separat spült.

Dresdner Winterlichter heißt der Weihnachtsmarkt auf der Prager Straße.
Dresdner Winterlichter heißt der Weihnachtsmarkt auf der Prager Straße. © PR

Auch Schröder hat das Leid mit den fehlenden Händlern. "Wir bauen auch anders auf als sonst, denn es sind mit 70 Ständen jetzt 15 weniger als 2019. Aber das sehe ich positiv, vor ein paar Wochen waren es noch deutlich weniger."

Auch er hoffe, den Markt mit einem "blauen Auge" abschließen zu können, also ohne Minus zu machen. "Wir haben die Standmieten nicht erhöht, schließlich zahlen die Händler auch mehr für ihre Einkäufe." Er hoffe, dass die Preise für die Besucher nicht zu sehr steigen. "In die Preisgestaltung mischen wir uns aber nicht ein, diese legen die Händler fest." Schröder betreibt selbst zwei Glühwein-Stände. "Dort nehmen wir die gleichen Preise wie 2019." Demnach gebe es ab drei Euro eine Tasse Glühwein, vier Euro zahlt man für Winzer-Glühwein. "Ich hoffe, die Leute sind hungrig auf Weihnachtsmärkte", so Schröder.

Der Markt an der Prager Straße findet vom 24. November bis zum 23. Dezember statt und ist täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet, freitags und sonnabends bis 21 Uhr.