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Halbzeitbilanz: So erfolgreich sind die Dresdner Weihnachtsmärkte

Nach zwei Jahren Zwangspause finden auch in Dresden wieder Weihnachtsmärkte statt. Doch wie viele Besucher tummeln sich pro Markt und was meinen die Veranstalter?

Von Andreas Weller & Dirk Hein
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Nach zwei Jahren Pause finden in Dresden endlich wieder Weihnachtsmärkte statt. Jetzt liegt eine erste Bilanz vor.
Nach zwei Jahren Pause finden in Dresden endlich wieder Weihnachtsmärkte statt. Jetzt liegt eine erste Bilanz vor. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Seit 23. November "striezelt" es wieder in der Landeshauptstadt. Begleitet von einer großen Werbekampagne will sich Dresden erneut als Weihnachtshauptstadt präsentieren. Zum ersten Mal überhaupt gibt es auch Zahlen, wie viele Besucher die Märkte durchschnittlich anlocken. Diese beziehen sich zwar auf das Niveau vor der Corona-Pandemie, dienen aber auch jetzt als wichtige Kennzahlen. So lautet das Zwischenfazit der Händler.

Das Flagschiff Dresdner Striezelmarkt

Der Striezelmarkt ist der einzige Weihnachtsmarkt, den die Stadt selbst durchführt und wurde gerade bei einer Umfrage zum schönsten Weihnachtsmarkt Deutschlands gewählt. Verantwortlich für den Markt ist der Chef der Wirtschaftsförderung, Robert Franke. Der hält sich noch bedeckt.

"2022 erwartet sicher niemand ein Rekordjahr erwarten und abgerechnet wird zum Schluss. Aber die Besucherzahlen bewegen sich bislang auf hohem Niveau, es ist durchgängig und überall angenehm voll." Auch die meisten Händler zeigen sich laut Franke unterm Strich zufrieden mit den bisherigen Umsätzen.

"Das Stollenfest am vergangenen Samstag war wieder ein großer Erfolg, wir hatten zehntausende Tagesbesucher aus dem Umkreis bis Berlin und Prag. Bis auf die vergangenen beiden Tage hatten wir auch Glück mit dem Wetter, das darf gern so weitergehen. Mehr dann zur Bilanz am 23. Dezember."

17.000 Besucher finden maximal gleichzeitig Platz auf dem Striezelmarkt. Diese bleiben im Durchschnitt eine Stunde, sodass die Besucher bis zu elf Mal pro Tag wechseln. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Besucherzahl pro Stunde laut Stadt bei 11.900 Personen und 87.267 pro Tag.

Der Augustusmarkt

Der Dresdner Augustusmarkt findet auf der Hauptstraße statt. Der Weihnachtsmarkt läuft seit dem 23. November und dauert noch bis zum 2. Januar - dann als angepasster Wintermarkt an. Die wichtigsten Kennzahlen der Stadt: Pro Stunde tummeln sich etwa 6.180 Menschen auf dem Markt. Pro Tag kommen circa 45.340 Menschen, um den Lichterzauber vor Ort zu bewundern. Der Markt ist damit der drittgrößte der Stadt.

Mitorganisator Holger Zastrow: "Wir liegen weit über den Erwartungen, die meisten Händler sind zufrieden." Bereits das erste Adventswochenende sei gut gelaufen. "Am zweiten Wochenende brachen dann alle Dämme."

Zastrow merkt demnach auch keine Zurückhaltung beim Glühweinkonsum. "Die kleinen Freuden, das leisten sich die Leute noch." Ein Aspekt sei auch der geringe Tassenpfand von zwei Euro. Die Umsätze auf dem Markt seien noch nicht so hoch wie im Rekordjahr 2019, damit wäre jedoch auch nicht zu rechnen gewesen.

Der Hüttenzauber am Postplatz

Der Dresdner Hüttenzauber begann am 24. November und geht bis zum 23. Dezember. Lange war unklar, ob der Weihnachtsmarkt überhaupt stattfinden kann. Aus Sicht der Stadt hätte die Veranstaltung gestrichen werden sollen. Eine Mehrheit im Stadtrat machte Anfang September den Hüttenzauber im letzten Moment doch noch möglich.

Laut den Zahlen der Stadt ist der Dresdner Hüttenzauber einer der kleineren Weihnachtsmärkte. Etwa 4.500 Besucher kommen pro Tag, die tatsächlichen Zahlen liegen laut Marktchef Nico Thierbach sogar noch deutlich darunter. Die bisherige Resonanz auf seinen Hüttenzauber "liegt über den Erwartungen, aber die waren auch geringer als sonst". Obwohl Thierbach bisher zufrieden ist, merke er eine Kaufzurückhaltung - trotz stabiler Preise für Bratwurst und Glühwein, die jeweils vier Euro kosten.

Aktuell ist der Hüttenzauber von der Stadt nur für dieses Jahr ermöglicht worden, eine komplette Neuausschreibung für meist fünf weitere Jahre soll im Frühjahr erfolgen. Thierbach, hat "Lust darauf, sich erneut zu bewerben", sicher sei das jedoch nicht.

Dresdner Winterlichter auf der Prager Straße

Auch die Dresdner Winterlichter auf der Prager Straße haben noch bis 23. Dezember geöffnet. Es ist der Markt in Dresden, der die zweitmeisten Besucher anlockt. Die Stadt geht von 65.450 Menschen pro Tag aus, knapp 6.000 sind es in der Stunde. Frank Schröder, der den Markt im Auftrag der Stadt durchführt, sagt, die Zahlen seien durchaus realistisch.

Auch Schröder ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. "Man merkt, die Leute wollen raus. Der Besucherzuspruch ist super und ungefähr so wie 2019." Nur seien die Besucher etwas zurückhaltender. "Das merkt man vor allem bei den Heißgetränken", so Schröder. Tranken die Gäste 2019 noch zwei bis drei Tassen Glühwein pro Person, sind es in diesem Jahr einer, maximal zwei Tassen. Das ergibt einen Umsatzrückgang von rund 15 Prozent.

"Wir wollen aber nicht jammern", betont Schröder. Wenn er den Markt ohne Verluste beenden könne, sei es ein Erfolg. "Das ist eine Investition in die Zukunft, nach zwei Jahren Ausfall geht es um den Erhalt der Märkte." Deshalb könne er auch mit einem Minus in diesem Jahr leben. Aktuell kommen viele Besucher aus Tschechien, Schröder schätzt 30 bis 40 Prozent.

Advent auf dem Neumarkt

Der wohl besinnlichste Weihnachtsmarkt auf dem Neumarkt hat bis Silvester geöffnet. "Unser Konzept, das Wohnzimmer der Dresdner zu sein, geht offenbar auf", so Sven Erik Hitzer, der den Markt ebenfalls im Auftrag der Stadt macht. "Zu uns kommen in diesem Jahr weniger Touristen, aber sehr viele Dresdner."

Durch das Ambiente, mit indirekter Beleuchtung und weniger Glitzer-Beleuchtung treffen sich dort viele zum "Glühweinplausch". "Tagsüber sind es weniger Gäste, aber nach Feierabend und an den Wochenenden ist der Neumarkt voll", so Hitzer.

Die Umsätze seien noch schwankend. Zu Beginn seien es 15 bis 20 Prozent weniger gewesen, jetzt noch zwischen fünf und zehn Prozent. "Aber wir müssten aufgrund der Kostensteigerungen eigentlich zehn bis 20 Prozent mehr Umsatz machen, damit es sich rechnet. Es wird kein Gewinn, aber wir sind zufrieden, dass so viele Menschen zu uns kommen."

Nur mit den Zahlen der Stadt hat er so seine Probleme. Gut 27.000 Besucher durchschnittlich pro Tag und 3.700 in der Stunde, könne nicht hinhauen. "Wir haben in der Woche etwa 3.000 bis 4.000 Besucher am Tag, an den Wochenenden 8.000 bis maximal 15.000."

Auch die angegebenen sieben Besucherwechsel pro Tag seien nicht realistisch. "Tagsüber sind kaum Leute da, richtig voll ist es vielleicht drei- bis viermal pro Tag", so Hitzer. Auch die angegebene maximale Besucherzahl zur gleichen Zeit sei mit knapp 5.000 Personen unrealistisch. "Bei 3.000 bis 4.000 Personen stehen die schon wie die Heringe."