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Tausende neue Düsen für Hosterwitzer Wasserfilter

Die Sachsenenergie unternimmt viel, damit das Dresdner Wasserwerk flexibel reagieren und hervorragendes Trinkwasser liefern kann.

Von Peter Hilbert
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Thomas Käseberg in der Reinwasser-Filterhalle des Wasserwerks Hosterwitz. Der Bereichsleiter Wasser der Sachsenenergie ist dafür zuständig, dass Dresden auch bei steigendem Bedarf zuverlässig mit dem Lebensmittel Trinkwasser versorgt wird.
Thomas Käseberg in der Reinwasser-Filterhalle des Wasserwerks Hosterwitz. Der Bereichsleiter Wasser der Sachsenenergie ist dafür zuständig, dass Dresden auch bei steigendem Bedarf zuverlässig mit dem Lebensmittel Trinkwasser versorgt wird. © Marion Doering

Dresden. Thomas Käseberg steht in der Hosterwitzer Reinwasser-Filterhalle und ist zufrieden, dass die Arbeiten zügig vorangehen. Im Wasserwerk ist in den vergangenen Jahren viel geschehen, erklärt der Bereichsleiter Wasser bei der Sachsenenergie. Derzeit werden dort die Aktivkohlefilter saniert.

Das System: Uferfiltrat der Elbe wird aufbereitet

In dem 1908 unter Stadtbaudirektor Hans Erlwein fertiggestellten Hosterwitzer Werk wird Elbwasser, Uferfiltrat aus dem Fluss und Grundwasser aufbereitet. Dort gibt es eine Besonderheit, damit auf sprunghaft steigenden Bedarf reagiert werden kann. In einem speziellen Verfahren wird Wasser aus der Elbe gepumpt, behandelt, gefiltert und über fünf Infiltrationsbecken, die so groß wie drei Fußballfelder sind, wieder in den Grundwasserleiter versickert. Damit steigert die Sachsenenergie die Kapazität und ist wesentlich flexibler.

Über ein System von zahlreichen Becken wird im Hosterwitzer Werk Wasser aus der Elbe, Uferfiltrat und Grundwasser aufbereitet.
Über ein System von zahlreichen Becken wird im Hosterwitzer Werk Wasser aus der Elbe, Uferfiltrat und Grundwasser aufbereitet. © René Meinig

Dadurch ist es beispielsweise möglich, dass das Hauptwasserwerk Coschütz bei Sanierungsarbeiten abgeschaltet und Dresden komplett mit Wasser aus den Werken Hosterwitz und Tolkewitz versorgt werden kann. Zuletzt war das im Herbst 2020 der Fall. Damals wurden im 20 Kilometer langen Leitungssystem von der Talsperre Klingenberg zum Dresdner Hauptwasserwerk Coschütz noch drei kleinere Stollen-Abschnitte im Tharandter Wald saniert und eine 70 Meter lange Hangleitung in Freital-Coßmannsdorf erneuert.

Die Filter: Kohle entfernt Geruchs- und Geschmacksstoffe

Das vorgereinigte Wasser wird in Hosterwitz über Brunnen gefördert und zu einer Verrieselungsanlage geleitet, erklärt der Bereichsleiter den nächsten Schritt. In der wird Kohlendioxid entfernt und Sauerstoff zugegeben. Im anschließenden Aktivkohlefilter werden Geruchs- und Geschmacksstoffe sowie Spurenstoffe wie Koffein aus dem aufbereiteten Elbwasser entfernt. Das ist nötig, damit das Trinkwasser eine einwandfreie Qualität hat. Im großen Becken befinden sich acht einzelne Filter, die mit Kohlegranulat gefüllt sind. Ist das Wasser gefiltert, wird es noch desinfiziert und chemisch stabilisiert, bevor es in den Reinwasserbehälter kommt. Von ihm fließt es dann ins 2.418 Kilometer lange Dresdner Leitungsnetz.

Das Kohlegranulat der Filter wird während des Betriebs regelmäßig vom Hersteller aufbereitet.

Das ist eines der beiden Filterbecken, das in diesem Jahr saniert wird.
Das ist eines der beiden Filterbecken, das in diesem Jahr saniert wird. © Marion Doering

Die Sanierung: Neue Düsen sowie Steuer- und Regeltechnik

2018 hatte die Sanierung des ersten Aktivkohlefilters begonnen, erläutert Käseberg. In diesem Jahr sind zwei weitere an die Reihe gekommen, sodass insgesamt fünf der acht Filterbecken saniert sind. In jedem von ihnen werden 4.200 Filterdüsen aus speziellem Kunststoff erneuert. Sie verhindern, dass Kohlegranulat in den Abfluss zum Reinwasserbehälter kommt. Außerdem werden bei dem rund 5,2 Millionen Euro teuren Projekt die Ablaufleitungen sowie die komplette Steuer- und Regeltechnik erneuert. In diesem Monat sollen die letzten diesjährigen Arbeiten abgeschlossen werden. Geplant ist, bis 2023 alle Filter zu sanieren.

Bei der Sanierung werden auch die Ablaufleitungen aus den Filtern sowie die Steuer- und Regeltechnik erneuert.
Bei der Sanierung werden auch die Ablaufleitungen aus den Filtern sowie die Steuer- und Regeltechnik erneuert. © Marion Doering

Die Großaktion: Leistungsfähige Schlammspeicher gebaut

„Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel unternommen, um die Kapazität des Wasserwerks zu erweitern und die Anlagen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen“, sagt der Bereichsleiter. Das Werk war von 1987 bis 1992 komplett erneuert worden. Der Sachsenenergie-Vorgänger Drewag hat kräftig investiert, damit der bei der Elbwasseraufbereitung anfallende Schlamm separat gespeichert werden kann.

In diesen beiden Hosterwitzer Becken setzt sich während der Vorreinigung der Schlamm ab. Auf diesem Foto aus dem Jahr 2019 sind die benachbarten Schlammspeicher gut zu sehen, die damals gebaut wurden.
In diesen beiden Hosterwitzer Becken setzt sich während der Vorreinigung der Schlamm ab. Auf diesem Foto aus dem Jahr 2019 sind die benachbarten Schlammspeicher gut zu sehen, die damals gebaut wurden. © René Meinig

2015 hatten die ersten Arbeiten begonnen, die insgesamt rund 6,4 Millionen Euro gekostet haben. In den Becken setzt sich der Schlamm aus dem Uferfiltrat der Elbe ab. Zuerst wurde damit begonnen, die Becken neu abzudichten und danach neue, sogenannte Räumerbrücken einzubauen, über die der anfallende Schlamm mit Rohren abgepumpt wird. So kann er zwar von einem ins andere Becken gepumpt werden. Dort musste der Schlamm früher aber bleiben, bis das Becken voll ist.

Das sind die fertigen Schlammspeicher. Jeder von ihnen fasst 2.000 Kubikmeter.
Das sind die fertigen Schlammspeicher. Jeder von ihnen fasst 2.000 Kubikmeter. © René Meinig

Ab März 2019 wurden binnen anderthalb Jahren ein großes Pumpwerk und drei Schlammbehälter gebaut, die jeweils 2.000 Kubikmeter fassen. Der Schlamm kann jetzt kontinuierlich aus den Becken in die Silos gepumpt werden. So muss die Vorreinigung des Uferfiltrats nicht mehr zur Entsorgung des Schlamms unterbrochen werden.

Der Verbrauch: Wasserwerke stärker gefragt

Für die drei Werke ist es kein Problem, genügend Trinkwasser aufzubereiten. Immerhin liegt ihre maximale Kapazität bei knapp 240.000 Kubikmetern täglich. Rund 60 Prozent davon kommen aus Coschütz, ein Viertel aus Hosterwitz und 15 Prozent aus Tolkewitz. In Hosterwitz können bis zu 84.000 Kubikmeter täglich aufbereitet werden.

Ein Blick in die Filterhalle von Dresdens größtem Wasserwerk in Coschütz.
Ein Blick in die Filterhalle von Dresdens größtem Wasserwerk in Coschütz. © Peter Hilbert

In Dresden wird immer mehr Trinkwasser benötigt. Wurden 2011 täglich im Durchschnitt noch rund 102.000 Kubikmeter Trinkwasser verbraucht, so waren es 2015 bereits 112.000 Kubikmeter. Im vergangenen Jahr flossen bereits täglich im Durchschnitt 124.689 Kubikmeter zu den Verbrauchern. Der diesjährige Verbrauchsrekord wurde am 18. Juni mit knapp 162.493 Kubikmetern erreicht. Der Trend liegt hauptsächlich an der Industrie, die stark wächst.

Die Sicherheit: Straffes Kontrollregime für Trinkwasser

Das Dresdner Trinkwasser hat eine einwandfreie Qualität. „Es ist das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland“, sagt Käseberg. Das Wasser wird in sämtlichen Stufen der Aufbereitung kontrolliert. So werden täglich Proben an den Abläufen der Filter und des Abflusses ins Stadtnetz genommen.

Chemielaborant Patrick Wolffersdorf prüft im Coschützer Labor die Qualität des Lebensmittels Trinkwasser.
Chemielaborant Patrick Wolffersdorf prüft im Coschützer Labor die Qualität des Lebensmittels Trinkwasser. © René Meinig

Im Coschützer Labor wird das Wasser dann auf bis zu 290 Parameter untersucht, darunter auf Krankheitserreger, den pH-Wert oder die Trübung. Zudem wird das Trinkwasser über Online-Messtechnik auf Grundparameter, wie Trübung oder elektrische Leitfähigkeit überwacht. Gibt es Veränderungen, wird schnell gehandelt.