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Drei oder vier Spuren: Wie wird die Kesselsdorfer Straße in Dresden saniert?

Der Plan im Dresdner Rathaus sah bisher vier Spuren für die Sanierung auf der Kesselsdorfer Straße vor. Davon soll jetzt abgerückt werden.

Von Dirk Hein
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Die Kesselsdorfer Straße soll zwischen Reisewitzer Straße und Rudolf-Renner-Straße saniert werden.
Die Kesselsdorfer Straße soll zwischen Reisewitzer Straße und Rudolf-Renner-Straße saniert werden. © Sven Ellger

Dresden. In drei Bauabschnitten lässt die Stadt Schritt für Schritt die Kesselsdorfer Straße sanieren. Ziel dabei ist die Aufwertung des Stadtteils und eine andere Führung des Kfz-Verkehrs. Mit der Fertigstellung der Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße ist der erste Bauabschnitt bereits erfolgt. Seit 2019 ist der einstige Unfallschwerpunkt nahezu autofrei - nur Busse und Bahnen fahren noch in die Kesselsdorfer Straße ein. Am Mittwoch im Bauausschuss soll jetzt der Beschluss zum weiteren Ausbau fallen.

Welche Pläne gab es bisher?

Ursprünglich hat der Stadtrat im Januar 2018 die Vorplanungen für den Ausbau der Kesselsdorfer Straße zwischen Reisewitzer Straße und Rudolf-Renner-Straße beschlossen. Für insgesamt knapp sieben Millionen Euro, einen Großteil der Kosten davon tragen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), soll der etwa 600 Meter lange Abschnitt grundhaft saniert werden. Im Anschluss daran wird die Haltestelle Bünaustraße für Autos gesperrt. Der Verkehr wird über die Wernerstraße geführt.

Der Abschnitt zwischen Wernerstraße und Rudolf-Renner Straße soll hingegen weitestgehend im Bestand saniert werden. Das heißt, Autofahrern bleibt je Richtung eine separate Spur vorbehalten. Eine weitere Spur teilen sich ÖPNV und Autoverkehr.

Zudem entstehen sichere Radwege. Die Gleise werden auseinander gerückt, damit die neuen und breiteren Stadtbahnwagen Platz haben. Dafür wären Bäume zu fällen, Parkplätze würden entfallen. Egal wie der Rat entscheidet - gebaut werden kann frühestens 2027.

Warum könnte jetzt eine Autospur wegfallen?

Seit Anfang November ist klar: Die Stadt möchte in Bezug auf den Abschnitt zwischen Wernerstraße und Rudolf-Renner Straße die bisherigen Pläne korrigieren. In Richtung Rudolf-Renner-Straße sollen sich Autos und Bahnen stadtauswärts zukünftig eine Spur teilen. Durch den Verzicht auf eine Autospur könnten sieben Baumfällungen vermieden werden.

Zudem würden zumindest einige Parkplätze vor den Geschäften entlang der Kesselsdorfer Straße neu entstehen. Aus Sicht der Stadt erhöht sich insgesamt die Aufenthaltsqualität. Der Fuß- und Radweg würde breiter.

Die Bedenken dagegen waren bisher aber deutlich vernehmbar, der Vorschlag wurde im Stadtbezirksbeirat Cotta abgelehnt. Eine zentrale Sorge: Eine Fahrspur stadtauswärts reicht nicht aus, vor allem, wenn Autos auch rechts abbiegen und dabei Radfahrer beachten müssen. Straßenbahnen könnten dadurch hinter den Pkw mit im Stau stehen, Autofahrer könnten sich kürzere Routen durch Wohngebiete suchen.

Aus Sicht der Stadt ist das aber nicht zu erwarten. Verkehrszählungen und neue Hochrechnungen gehen vom einem deutlichen Verkehrsrückgang aus. Auf der Trasse sollen zukünftig statt 20.000 nur noch 11.500 Autos täglich fahren. Auch die DVB haben ihr Einverständnis gegeben.

Die Simulationen der Stadt gehen sogar von einer leicht besseren Verkehrsqualität für den ÖPNV bei einer geringfügigen Verschlechterung der Verkehrsqualität für den Kfz-Verkehr aus. Da nur noch eine Autospur stadtauswärts geplant ist, entfiele auch die sonst notwendige Verflechtung von zwei Autospuren auf eine Spur kurz hinter der Kreuzung, die laut Stadt stauanfällig gewesen wäre.

Welche Argumente gibt es?

Bislang wollte die CDU im Rat nicht auf den Erhalt der separaten Autospur verzichten. Zwischenzeitlich deutet sich aber ein Umdenken an. "Ich verstehe das Ansinnen, vor Ort die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Es würden Parkplätze entstehen, Bäume können stehen bleiben", sagt Stadtrat Veit Böhm. Doch diese Vorteile würde sich die Stadt mit dem Risiko erkaufen, dass am Ende doch Bahnen hinter Autos im Stau stehen. Die CDU habe sich daher noch nicht endgültig entschieden, Böhm regt vor Ort einen Verkehrsversuch an.

Aus Sicht der Grünen ist der Wegfall einer Fahrspur "folgerichtig. Die Zentralhaltestelle hat sich bewährt, der Autoverkehr hat sich anders verteilt", sagt Stadträtin Susanne Krause. Durch deutlich weniger Autos wäre es widersinnig an den überholten Plänen festzuhalten. Nur durch den Wegfall einer Spur könnten Parkplätze und Lieferzonen entstehen. "Breite Bürgersteige ermöglichen den kleinen Schwatz vor der Tür, Warenauslagen und Tische für Cafés."

Vor Ort setzen sich Anwohner und Händler für eine schmalere Straße ein. Die Apothekerin der Robert-Koch-Apotheke hat sich in einem Brief an die Stadtratsfraktionen gewandt. Sie wünscht sich darin eine stadtteilverträgliche Gestaltung der Trasse, welche die zurückgegangenen Pkw-Zahlen berücksichtigt.