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Parkhäuser und ein Baumwipfelpfad für den Dresdner Fernsehturm

Wie sollen Besucher zum Dresdner Fernsehturm kommen? Bei einer Einwohnerversammlung am Donnerstag sind neue Ideen präsentiert worden, andere wurden dagegen verworfen.

Von Kay Haufe & Dirk Hein
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Das Verkehrskonzept für den Fernsehturm nimmt immer klarere Formen an.
Das Verkehrskonzept für den Fernsehturm nimmt immer klarere Formen an. © Robert Michael

Dresden. Jeder Platz im Gasthof Weißig ist an diesem Donnerstagabend besetzt, die Gäste sind erwartungsvoll. Was wird es Neues geben zur geplanten Wiedereröffnung des Dresdner Fernsehturmes? Und vor allem: Ist endlich klar, wie die Besucher zum Turm kommen sollen, ohne das angrenzende Wohngebiet mit ihren Autos zu fluten? Zum ersten Mal überhaupt stellt die Stadt das weiterentwickelte Parkkonzept für den Fernsehturm vor.

Zwei Parkhäuser sollen kommen

Insgesamt werden für den Betrieb des Fernsehturms nach Prüfung durch das zuständige Planungsbüro 118 Kfz-Stellplätze benötigt. 50 Stellplätze davon müssen sich in unmittelbarer Nähe zum Fernsehturm befinden. Die Stadt will dafür den bestehenden Parkplatz wenige hundert Meter vom Turm entfernt nutzen. Dort soll ein etwa fünf Meter hohes Parkhaus entstehen. Zudem soll Platz für Reisebusse, Carsharing und Busse der DVB sein. Auch ein WC ist geplant.

Die Einwohnerversammlung zum Verkehrskonzept am Fernsehturm: Jeder Platz im Gasthof Weißig ist besetzt.
Die Einwohnerversammlung zum Verkehrskonzept am Fernsehturm: Jeder Platz im Gasthof Weißig ist besetzt. © René Meinig

Die restlichen Stellfläche können weiter entfernt vom Turm entstehen. Dresden plant daher mit einem neuen Parkhaus an der Rossendorfer Gleisschleife. Dort soll zukünftig Platz für 250 Autos sein. Dieses Parkhaus wäre gleichzeitig P+R-Parkplatz für den Anschluss an die DVB-Linie 11 und Parkplatz für den Fernsehturm. Busse würden in Richtung Fernsehturm fahren. Der Haken daran: das nötige Bebauungsplanverfahren dauert rund drei Jahre, dann muss noch gebaut werden. Es steht noch nicht fest, ob das Parkhaus zur Eröffnung des Fernsehturmes fertig wird.

Anwohner in Turmnähe sollen indes durch ein Parkplatzkonzept geschützt werden, zum Beispiel durch extra ausgewiesene Anwohnerparkplätze.

Die letzten Meter zum Turm sollen ein Spektakel werden

Die meisten Probleme und Chancen sieht die Stadt momentan in den letzten Metern vom Parkplatz in Fernsehturmnähe bis direkt an den Turm. Eine Idee ist, auch dafür auf kleine Busse zu setzen. Denn fast alle denkbaren Fußwege sind nicht barrierefrei oder sie führen durch Wohngebiete.

Diese Herausforderung könnte aber zu einer Chance werden: Die Betreibergesellschaft Fernsehturm Dresden GmbH schlägt vor, die Besucher vom Parkplatz in Turmnähe über einen rund 600 Meter langen Baumwipfelpfad von hinten an den Fuß des Fernsehturmes heranzuführen. Dieser soll barrierefrei und so auch für Rollstuhlfahrer, Rollatorennutzer und Familien mit Kinderwagen geeignet sein.

"Die Nutzung soll idealerweise kostenlos sein, um möglichst viele Gäste über diesen Weg zum Turm zu führen", sagt Lars Knüpfer, einer der beiden Geschäftsführer der Fernsehturm Dresden GmbH. Um die Anwohner möglichst wenig zu belästigen, geht der Pfad in Höhe der Baumwipfel in einiger Entfernung an allen Grundstücken vorbei, Einblicke könnte man durch einen einseitigen Sichtschutz verhindern.

"Es gibt inzwischen mehrere dieser Pfade in Deutschland, die breite Wege haben und sehr beliebt bei den Nutzern sind. In unserem Fall wäre diese Zuwegung eine perfekte Verbindung mit der umgebenden Natur und würde auch die Lage des Parkplatzes und des Turmes im Landschaftsschutzgebiet respektieren", so der zweite Geschäftsführer Robin Wenzel.

So sieht der Baumwipfelpfad auf Rügen aus.
So sieht der Baumwipfelpfad auf Rügen aus. © Erlebnis Akademie AG Naturerbe Zentrum Rügen/ulrich-fotodesign

Stadt und Planer betonen, dass diese Idee umsetzbar wäre, sie aber ganz am Anfang stehe. Das Rathaus will jetzt versuchen, für diese Form der Erschließung des Turmes Fördermittel zu beantragen. Würde der Plan eines Baumwipfelwegs umgesetzt, sind auch Anschlüsse an vorhandene Wanderwege denkbar.

Zudem soll es mehrere Aussichtspunkte auf die Stadt und den Turm geben. Vom Tisch sind hingegen Pläne, den Turm über eine Seilbahn mit dem Elbufer zu verbinden. Auch autonome Busse zum Turm könnten erst in einigen Jahren folgen, nicht aber zum erhofften Eröffnungstermin im Jahr 2027.

Quohrener Straße und Ullersdorfer Platz ausbauen

Besucher für den Fernsehturm bedeuten auch zusätzlichen Verkehr auf den Straßen zum Turm, selbst wenn Shuttlebusse eingesetzt werden. "Meine Kinder können heute schon nicht von Gönnsdorf mit dem Fahrrad zum Gymnasium Bühlau fahren, weil sichere Radwege fehlen. Wie soll das mit noch mehr Verkehr funktionieren und was tun sie denn für uns Anwohner", fragte ein Gönnsdorfer.

Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) informierte, dass sich an das Sanierungsende der Staffelsteinstraße Ende 2024 der Ausbau der Quohrener Straße im Jahr 2025 anschließen soll. Dabei stehe die Verkehrssicherheit mit vernünftigen Geh- und Radwegen im Vordergrund. Auch auf die Frage einiger Gäste zur Nutzung des heute gesperrten Eschdorfer Weges als sicherer Schulweg hatte der Bau- und Verkehrsbürgermeister eine positive Antwort. Man stehe mit einem "Schlüssel-Grundeigentümer" in Gesprächen. "Ich gehe davon aus, dass wir die Nutzbarkeit hinbekommen." Zusätzlich sollen Wanderwege zum Turm, die heute meist in schlechte Zustand sind, ausgebaut und beschildert werden.

Standen zur Einwohnerversammlung Rede und Antwort: Oberbürgermeister Dirk Hilbert, Verkehrsplaner Nico Schmidt und Baubürgermeister Stephan Kühn. (v.l.n.r.)
Standen zur Einwohnerversammlung Rede und Antwort: Oberbürgermeister Dirk Hilbert, Verkehrsplaner Nico Schmidt und Baubürgermeister Stephan Kühn. (v.l.n.r.) © René Meinig

Kritik gab es in der Diskussion unter anderem am kleinen Parkhaus mit 39 neuen und 24 vorhandenen Plätzen auf dem Areal des jetzigen Parkplatzes. Dies sei völlig an der Realität vorbei. "Wir bauen das kleinste Parkhaus Deutschlands", sagte ein Besucher. Andere warfen ein, dass wohl kein Gast erst zum Parkhaus fährt, dort merkt, dass es voll ist und anschließend auf den Parkplatz an der Rossendorfer Straße ist. Das könne man aber mit modernen Apps lösen, die anzeigen, wo wie viele Stellplätze frei sind, sagte Kühn.

Transparenzhinweis: Die Fernsehturm Dresden GmbH besteht aus drei lokalen Akteuren - der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören, der Dresdner Tourist-Information (eine DDV-Tochter) und der Kommunikationsagentur Avantgarde Sales & Marketing. Diese "teilen" sich den Turm zu je einem Drittel - und konnten im Juni 2021 mit ihrem Konzept für die Wiederbelebung ab 2025 überzeugen.