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Darum befinden sich Arbeiter auf dem Dach des Dresdner Hauptbahnhofs

Das Dresdner Hauptbahnhofsdach wird erneuert. Das dauert bis 2025. Bis zum Frühjahr müssen die Arbeiten aber erst einmal pausieren.

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Der Dresdner Hauptbahnhof bekommt ein neues Dach.
Der Dresdner Hauptbahnhof bekommt ein neues Dach. © Archiv/Rene Meinig

Dresden. Männer bügeln auf dem Dach des Hauptbahnhofs. Das ist weder ein skurriler Wetteinsatz noch Inhalt eines ungewöhnlichen Filmdrehbuchs. Es ist Tatsache, derzeit jeden Tag, wenn auch kaum zu sehen. Die Bügelfachleute knien auf der neuen, weißen Teflonmembran, die in Höhe der Bahnhofsempfangshalle auf der Innenstadtseite des Bauwerks die Hochgleise überspannt. Sie sind angeseilt, bewegen sich nur dann auf dem Dach, wenn ihre Karabiner in das eigens dafür montierte Sicherungsseil eingeklinkt sind. Und sie haben große Bügeleisen dabei.

Fachleute schweißen mit Bügeleisen

Baustellen-Chef Andreas Bach steht auf einem Gerüst in der Höhe, in die auch das Bahnhofsdach reicht, und beobachtet die Bauarbeiter. "Ich bin stolz auf diese Baustelle", sagt Bach und deutet auf die drei Spezialisten, die gerade zu sehen sind. Das seien Fachleute aus Tschechien und der Slowakei, sagt Bach. Experten, die ausschließlich Membrandächer wie auf dem Hauptbahnhof montieren.

Aktuell schweißen sie die auf der Stahlkonstruktion befestigten Membranbahnen zusammen. Das Schweißgerät funktioniert elektrisch und funktioniert wie ein Bügeleisen. Es wird mit zwei Händen versetzt und muss dann eine Weile auf die Stelle gedrückt werden, an der die Bahnen verschweißt werden sollen.

Zwischen den überlappend liegenden Bahnen befindet sich ein Klebstoff, den die Hitze löst und der dann die Bahnen wasserdicht miteinander verbindet. Perfektes Wetter haben die Spezialisten dafür an diesem Montag, die Sonne scheint, es weht kaum Wind und das Thermometer zeigt zweistellige Plusgrade.

Das Wetter muss passen

Das Wetter ist entscheidend bei der Arbeit auf dem Dach. Mindestens zehn Grad warm muss es sein, dann werden die Membranbahnen von großen Rollen auf den Bahnhof gezogen. Deshalb endete die offizielle Bauzeit im Oktober, sicherheitshalber. 32 Bahnen sind montiert, sie bedecken acht Felder des Haupbahnhofdachs. Diese Felder auf der Süd- und der Nordhalle reichen vom Hallenbeginn neben dem Haupteingang bis heran zum Querbahnsteig in der Haupthalle des Gebäudes. Je 18 Felder auf den zwei Hallen am Rand und der Mittelhalle müssen noch neue Dachmembranen bekommen, 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Die grün verhängten Gerüste dienen Bauarbeitern, um die Stahlkonstruktion des Dachs für die neuen Skylights vorzubereiten.
Die grün verhängten Gerüste dienen Bauarbeitern, um die Stahlkonstruktion des Dachs für die neuen Skylights vorzubereiten. © René Meinig

Auch im Bahnhof wird am Dach gearbeitet. Vier Gerüste reichen zwischen Haupthalle und Nordhalle von den Gleisen bis kurz unter die helle Membran. Dort wird jetzt der Einbau der sogenannten Skylights vorbereitet, die künftig Schnee und Eis abfangen sollen. Das sind spezielle "Fenster" aus Stahl und Glas. Sie ersetzen die Trichter aus der Dachmembran, die früher wegen der Last beim Tauen kaputtgegangen sind.

Im März 2023 soll weiter direkt an der weißen Dachhaut gearbeitet werden, dann wechseln die Gerüste auf die andere Seite der Haupthalle. Auch dort muss wie jetzt in der Südhalle die Stahlkonstruktion unter dem Dach verstärkt werden, um die "Dachfenster" tragen zu können.

Netze und ein Zaun für die Sicherheit

Die Erneuerung des Dachs läuft genau nach Plan. Projektleiter Bach freut sich darüber ebenso wie Bahnhofsmanager Heiko Klaffenbach. Immer wieder würden Fahrgäste oder Bahnhofsbesucher kommen, die fragen, weshalb der Hauptbahnhof jetzt dunkler ist, berichtet Klaffenbach. Dann berichtet er von den Sicherungsnetzen, die unter der Dachmembran hängen und schützen sollen, falls sie weiter kaputtgeht oder vielleicht Schnee und Eis abzustürzen drohen. Darunter sind Netze gespannt, auf denen die Arbeiter laufen und über Kopf am Dach arbeiten können. Und darunter wiederum an den Stellen, an denen gearbeitet wird, sogenannte Staubfangnetze.

Hier, auf dem Dach des Dresdner Hauptbahnhofs, werden Membranbahnen verschweißt.
Hier, auf dem Dach des Dresdner Hauptbahnhofs, werden Membranbahnen verschweißt. © René Meinig
Die Bauleute sind angeleint - stets müssen sie die Absturzsicherung nutzen.
Die Bauleute sind angeleint - stets müssen sie die Absturzsicherung nutzen. © René Meinig
Im Bahnhof fallen vier große Gerüste auf.
Im Bahnhof fallen vier große Gerüste auf. © Archiv/Rene Meinig
Dort werden derzeit die Stahlträger für die neuen Skylights vorbereitet.
Dort werden derzeit die Stahlträger für die neuen Skylights vorbereitet. © René Meinig

Sie können ebenso herunterfallendes Werkzeug wie Abfall auffangen, der bei den Dacharbeiten anfällt. Nein, heruntergefallen in die Hallen sei bisher noch nichts, berichtet Bach, auch nicht vom Dach selbst auf den Wiener Platz. Dort ist auf dem Sims des Bahnhofs ein Netz gespannt, in dem zum Beispiel Werkzeug hängen bleiben würde.

Bei Nässe glatt und rutschig wie Eis

Bach hat einen Kurs gemacht: "Industriekletterer Level 1" hieß die Schulung, für die er nach Berlin gefahren ist. Nur mit dem Nachweis dafür darf man aufs Dach, "aber das muss ich ja auch für Kontrollen", erklärt der Bauchef. Die Membran sei glatt und bei Nässe rutschig wie Eis, beschreibt er das weiße Material. Wenn es zu feucht sei, könne dort nicht gearbeitet werden. Auch deshalb die Beschränkung der Bauzeit, die im Frühjahr beginnt und mit dem Oktober endet.

Gleich neben der Gerüsttreppe, die an der Bahnhofsfront neben Gleis 12 zum Dach führt, hängt ganz oben eine orangefarbene Trage. Sie hängt an Seilen und ist unbenutzt. Ein Verletzter könnte damit gleich vom Dach aus nach unten transportiert werden.

Auch die Feuerwehr hat inzwischen auf dem Bahnhofsdach geübt. Am 29. Oktober trainierten die Helfer die Bergung eines Verletzten von dem Membrandach. Bisher sei nichts passiert auf der Baustelle, sagt Andreas Bach. Dann nimmt er kurz seinen weißen Schutzhelm ab und klopft sich an den Kopf: "Dreimal Holz."

Die Bauarbeiten auf dem Bahnhofsdach werden mit einer Webcam gefilmt. So kann man Tag für Tag sehen, wie es dort vorangeht. Die Bilder stehen im Internet unter https://dresden-hallendach.deutschebahn.com/