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DVB beenden mobilen Begleitservice

Die Helfer begleiten Menschen, die in Bussen und Bahnen allein nicht zurechtkommen. Doch das Ende steht fest. Wie es danach weitergehen könnte.

Von Christoph Springer
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Wer Hilfe an Haltestellen, in Bahnen und Bussen brauchte, konnte sich bisher in Dresden an die Mose-Mitarbeiter wenden.
Wer Hilfe an Haltestellen, in Bahnen und Bussen brauchte, konnte sich bisher in Dresden an die Mose-Mitarbeiter wenden. © Archiv/dpa/Monika Skolimowska

Dresden. Seine Zeit ist abgelaufen. Er war ein gefragter Service, doch es wird ihn nur noch reichlich drei Monate lang geben: Zum Jahresende wird der Mobile Begleitservice der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) eingestellt. Auf der Internetseite des Unternehmens ist er zwar noch zu finden. Dort steht auch, wie Dresdner die Helfer bestellen können, die sie bei Bus- und Bahnfahrten begleiten, wenn sie das allein nicht schaffen. Doch es ist beschlossene Sache: Mose wird eingestellt.

"Das Angebot läuft wie schon länger angekündigt zum Jahresende aus", bestätigt DVB-Sprecher Falk Lösch die schlechte Nachricht. "Das war ja mal ein Projekt, das durch das Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk (SUFW) gefördert wurde." Die Stadt biete aber Alternativen, sogenannte Alltagsbegleiter, für Behinderte gebe es geförderte Begleitdienste.

Mehr als 3.800 Begleitwünsche pro Jahr

Den Mobilen Begleitservice, kurz Mose, gibt es bereits seit den 2000er-Jahren. "Hilfe für ältere Menschen oder mobilitätsbeeinträchtigte Personen", steht dazu auf der Internetseite der DVB, "geschultes Personal begleitet unsere Kunden von der Haustür bis zum Ziel und zurück". Das "geschulte Personal" sind aktuell noch sechs Personen, die im Schnitt drei Begleitwünsche pro Werktag erfüllen. In "guten Zeiten", also zum Beispiel im Jahr 2015, wurde Mose 3.831 Mal angefordert.

Im Hintergrund wirkte stets das SUFW mit beim Mose-Projekt. "Die Überschrift Mose und die Struktur wird sicher so nicht mehr funktionieren", sagt SUFW-Vorstand Martin Seidel. Die Inhalte, also die Begleitung in Verkehrsmitteln, solle es aber weiter geben. "Und vielleicht auch darüber hinausgehende Angebote." Dafür seien bereits Gespräche geführt worden, unter anderem mit Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Die Linke). "Wir sind dran, mit den DVB und der Stadt dort eine Nahtlos-Lösung zum 1.1. zu finden", bekräftigt Seidel.

Etwa ein Vierteljahr Zeit bleibt ihm noch, eine solche Lösung zu finden. Dabei ist auch das SUFW auf finanzielle Unterstützung angewiesen. "Die Mitarbeiter werden gefördert vom Jobcenter", erklärt Seidel, die Differenz zwischen dem Förderbetrag und den echten Kosten hätten die Verkehrsbetriebe gezahlt. "Das war eine relativ hohe Summe, aber die DVB stehen jetzt vor anderen Herausforderungen", sagt der ehemalige Sozialbürgermeister mit Blick auf die Corona-Zeit, in der die DVB eine siebenstellige Summe eingebüßt haben, weil weniger Fahrgäste mitgefahren sind. "Da ist nachvollziehbar, dass man sich zumindest darüber unterhält."

Gesucht werden neue Finanzquellen

Seidel ist überzeugt, dass sich die Verkehrsbetriebe nicht aus dem Angebot zurückziehen wollen. "Es geht darum, wie man das finanziell anders strukturieren kann." Er liefert auch eine Idee, wie das funktionieren könnte. Seidel hofft, dass dafür Geld verwendet werden kann, das für die sogenannten Quartiersassistenzen bereitsteht. Das sind laut der Internetseite der Stadt "gute Geister im Quartier". Entwickelt wurde das Projekt vom Sozialamt. Das Ziel: "Quartiersassistenten helfen Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen." Sie sollen zum Beispiel mit Senioren spazieren gehen und sie bei Ausflügen und Halbtagesfahrten begleiten.

Lösch verweist darauf, auch sogenannte Alltagsbegleiter könnten helfen und für Behinderte gebe es geförderte Begleitdienste. Die Alltagsbegleitung ist laut der Stadt ein vom Freistaat Sachsen gefördertes Projekt. "Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter arbeiten ehrenamtlich und unterstützen Senioren, die keine Leistungen aus der Pflegeversicherung beziehen sowie in ihren eigenen Räumlichkeiten wohnen", erklären die Verantwortlichen auf der Internetseite der Stadt die Bedingungen für diesen Service. Dazu ist dort eine Liste mit den Organisationen zu finden, die Alltagsbegleitung in Dresden anbieten.

Zusätzlich verweist das Rathaus auf "Seniorenbegleitung und Mobilitätshilfen". Knackpunkt ist dabei aber: Wer eine solche Unterstützung möchte, muss dafür in der Regel voll selbst bezahlen.