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Bauarbeiten: Im Juni beginnt nächster Akt am Blauen Wunder in Dresden

Nachdem am Mittelteil des Blauen Wunders in Dresden gearbeitet wurde, kommt im Zuge der Sanierung die Blasewitzer Seite an die Reihe. Wann Autofahrer mit den ersten Sperrungen rechnen müssen.

Von Peter Hilbert
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Während die Brückenmitte schon in frischem Blau strahlt, prägt noch Rost das Bild am Blasewitzer Teil des Blauen Wunders. Im kommenden Monat beginnt dort die weitere Sanierung der 130 Jahre alten Brücke.
Während die Brückenmitte schon in frischem Blau strahlt, prägt noch Rost das Bild am Blasewitzer Teil des Blauen Wunders. Im kommenden Monat beginnt dort die weitere Sanierung der 130 Jahre alten Brücke. © René Meinig

Dresden. Das Bild am Blauen Wunder ändert sich, wenn auch nur langsam. Zum Jahrsauftakt waren die mit weißen Planen verhüllten Gerüste auf dem Mittelteil der Loschwitzer Brücke verschwunden. Seitdem können Kraftfahrer, Radler und Passanten die blaue Farbe in dem markanten Ton bewundern, wie er bereits 1893 die insgesamt 280 Meter lange versteifte Hängebrücke zierte. Am 15. Juli war die König-Albert-Brücke, wie sie bis 1912 offiziell hieß, eröffnet worden.

Das Blaue Wunder auf einer Postkarte um 1900. Damals stand noch das Einnehmerhäuschen für den Brückenzoll. Dieses Mautsystem wurde erst 1924 endgültig eingestellt.
Das Blaue Wunder auf einer Postkarte um 1900. Damals stand noch das Einnehmerhäuschen für den Brückenzoll. Dieses Mautsystem wurde erst 1924 endgültig eingestellt. © Ansichtskarte: Sammlung Holger Naumann

Die Sanierung geht weiter. Dafür hat die Stadt schon jetzt Platz geschaffen. Deshalb gibt es seit Anfang Mai nur noch eine Fahrspur in jede Richtung. Die zweite Spur vom Körner- zum Schillerplatz ist auf der Brücke weggefallen. So ist auch der nötige Sicherheitsabstand möglich, wenn Radfahrer von Autos überholt werden, erklärt die Stadt einen weiteren Vorteil.

Das Geschaffte: Mitteilteil und Fußwege saniert

Seinen letzten Anstrich hatte das Blaue Wunder zwischen 1988 und 1993 erhalten. Nicht nur deshalb ist eine Sanierung dringend nötig. Stahlteile sind verformt, andere Bauteile müssen instandgesetzt werden. An vielen Ecken prägt Rost das Bild an der 3.800 Tonnen schweren Konstruktion aus Siemens-Martin-Stahl.

Mit Planen verhüllte Gerüste bestimmten im vergangenen Jahr das Bild am Blauen Wunder.
Mit Planen verhüllte Gerüste bestimmten im vergangenen Jahr das Bild am Blauen Wunder. © Peter Hilbert

Bis 2018 war der elbaufwärts liegende Fußweg saniert worden, 2019 folgte das elbabwärts liegende Pendant. Dessen Sanierung war vorgezogen worden, da der bereits für April 2018 geplante Baustart an der Stahlkonstruktion geplatzt war. Nach der öffentlichen Ausschreibung hatten sich nur zwei Firmen gemeldet. Deren Angebote entsprachen jedoch nicht den Bedingungen.

Im zweiten Anlauf konnte im Februar 2022 mit der Sanierung des Mittelteils begonnen werden. Bei den Arbeiten wurden verformte Stahlbauteile instandgesetzt sowie die alte Farbe und der Rost abgestrahlt. Instandgesetzt werden mussten auch die Schwingungsbremsen unter der Brückenmitte, die eine Besonderheit sind. Sie verhindern, dass sich die Brücke aufschaukeln kann.

Vier Wochen lang war das Blaue Wunder in den Sommerferien 2022 voll gesperrt.
Vier Wochen lang war das Blaue Wunder in den Sommerferien 2022 voll gesperrt. © Sven Ellger

Zudem wurden auch zwei Fahrbahn-Übergangskonstruktionen saniert. Sie gleichen die Bewegungen des Überbaus durch den Verkehr und durch die Ausdehnung bei Wärme aus. Wegen dieser Arbeiten war das Blaue Wunder in den Sommerferien 2022 für vier Wochen komplett gesperrt worden. Aufgrund des großen Aufwands konnten die letzten Gerüste nicht im Oktober 2022, sondern erst im März dieses Jahres abgebaut werden.

Die Farbe: Anstrich auf 40.000 Quadratmetern

Dass das denkmalgeschützte Bauwerk wieder den blauen Farbton wie zur Übergabe erhält, ist einer Entdeckung zu verdanken. Bei Untersuchungen unterm Mikroskop waren sechs bis sieben Schichten gefunden worden, darunter auch die ursprüngliche Farbe von 1893. Am Blasewitzer Ende gab es dann bereits Probefelder mit der neuen alten Farbe. Zu sehen ist sie auch an den Außengeländern des elbabwärts liegenden Fußwegs, der bis Anfang 2020 saniert wurde. Bis zu fünf Farbschichten wurden auf die neue Stahlkonstruktion aufgebracht. Der Anstrich wird wieder etwa 30 Jahre halten.

Rund 40.000 Quadratmeter müssen auf der Loschwitzer Brücke mit frischer blauer Farbe gestrichen werden.
Rund 40.000 Quadratmeter müssen auf der Loschwitzer Brücke mit frischer blauer Farbe gestrichen werden. © Peter Hilbert

Wieviel Farbe benötigt wird, kann das Straßenbauamt noch nicht sagen. Als Gründe führt es die verwinkelte Konstruktion, die geänderten Technologien und die unterschiedlichen Beschichtungsstoffe an. "Der Verbrauch der Stoffe schwankt hierbei sehr zwischen den Bauteilen und ist im Fachwerk wesentlich höher, als beispielsweise auf der Unterseite des Bauwerks", erklärt die Behörde. Dort würden weniger Sprühverluste beim Beschichten entstehen, da eine große, volle Fläche bearbeitet wird, statt einzelner Stäbe.

Insgesamt muss am Blauen Wunder eine Gesamtfläche von rund 40.000 Quadratmetern mit frischer Farbe beschichtet werden. "Hiervon wurden im ersten Bauabschnitt 2022 zirka 5.000 Quadratmeter bereits bearbeitet", so das Straßenbauamt.

Die Ausbesserung: Schäden an Farbe beseitigt

In der vergangenen Woche prägten wieder rot-weiße Absperrbaken, ein Baufahrzeug und Bauleute das Bild auf der Brückenmitte. Dort wurden Rest- und Gewährleistungsarbeiten ausgeführt, erklärt das Straßenbauamt. Dabei wurden Schäden an der Farbe ausgebessert. Aufgrund der Gerüst- und Stahlbauarbeiten würden sie zwangsläufig entstehen und seien nahezu unvermeidbar.

Schäden am frischen Anstrich mussten in der vergangenen Woche auf der Brückenmitte beseitigt werden.
Schäden am frischen Anstrich mussten in der vergangenen Woche auf der Brückenmitte beseitigt werden. © Peter Hilbert

Die nächsten Arbeiten: Sperrungen beim Gerüstaufbau

Im Juni beginnen die weiteren Stahlbau- und Korrosionsschutzarbeiten, kündigt die Behörde an. Sie sollen bis 2028 dauern. Dafür sind rund 27 Millionen Euro eingeplant. Das Land hat bereits 13 Millionen Fördermittel zugesagt. Gearbeitet wird auf der gesamten Blasewitzer Hälfte zwischen der Brückenrampe und dem Mittelteil. Dafür müsse das Bauwerk abschnittsweise eingerüstet und eingehaust werden. Längere Vollsperrungen wie im ersten Abschnitt soll es zwar nicht geben. Zum Gerüstaufbau sind zwischen Mitte und Ende Oktober aber erste nächtliche Sperrungen des Blauen Wunders nötig.