US Car Convention: "Es kommen zu viele Abgase raus, aber es ist halt Liebe"

Dresden. Sie ist ein Festival aus Blech und Benzin: die US Car Convention. Bereits zum zwölften Mal treffen sich Liebhaber der alten Schlitten an diesem Wochenende in Dresden. Umweltbewegte Menschen mögen sagen, sie suchen Dresden heim. Denn drei Tage lang gibt die Liebe zum Auto, zu Chrom, Alu und Dieselgeruch in der Flutrinne den Takt vor. Die aktuelle Öko-Debatte um gestiegene Energiepreise muss an diesem Wochenende vor den Toren des Geländes halt machen. Einzig ein Werbestand von Tesla mit zwei Autos fällt auf - es bleibt eine seltene Ausnahme.

Höhepunkt für viele Besucher neben den Traumautos zum Anfassen: Der "Sunday City Cruise" - eine entspannte Ausfahrt durch das Elbtal mit 300 Autos im Konvoi. Sie startet am Sonntagmittag. Auf einer durch die Polizei und Motorradfahrer des Vereins Sachsenbike abgesperrten Strecke fahren die US-Autos über die Pieschener Allee und die Meißner Landstraße bis nach Cossebaude. Hupen, Sirenenheulen, wer fährt, hat Spaß, das ist nicht zu übersehen. Über die Brücke in Niederwartha geht es dann hauptsächlich via Meißner Straße (S82) zurück in die Landeshauptstadt und dort zum Beispiel über Waldschlößchenbrücke und Terrassenufer.
Gefahren wird im gemütlichen Tempo. Organisator Matteo Böhme rechnete vorher mit tausenden Zuschauern entlang der Strecke und einem etwa neun Kilometer langen Konvoi. Wie lang er nun tatsächlich geworden lässt, lässt sich kaum abschätzen. Nur eines: es sind viele.
In der Flutrinne selbst gibt es an diesem kühlen Sommerwochenende naturgemäß kein anderes Thema. Wie selbstverständlich stehen erwachsene Männer am Nachmittag neben ihren Autos und legen Hand an - mit dem Staubwedel werden beharrlich sämtliche Staubkörner vom auf Hochglanz polierten Lack geputzt.
Den kompletten Gegenentwurf dazu bietet Lutz Stiebritz aus Suhl an. Dessen GMC-Oldtimer aus dem Jahr 1954 wird von Liebe, Rost und dem Schrauberherz des gelernten Karosserieklempners zusammengehalten. "Das lackierte Zeug hier, das hat jeder", sagt der Thüringer und grinst.
Das Auto, was regulär zugelassen ist und auch für kurze Strecken fast täglich benutzt wird, hat Stiebritz auf einem Anhänger nach Dresden gebracht. "Es kommen wirklich zu viele Abgase raus, alles klappert, es scheppert nur, aber es ist halt Liebe."
Gefunden hatte Lutz Stiebritz sein Traumauto in San Bernardino in der Nähe von Los Angeles. "Wir sind an einem Flohmarkt vorbeigefahren. Dort stand das Auto mit lauter altem Zeug drauf. Ich habe den Mexikaner gefragt, ob er auch sein Auto verkaufen würde und nicht sein Gerümpel."
In Dresden kosten die Tickets (Fahrer samt Auto) an diesem Wochenende günstige 20 Euro. Wer will, zeltet und grillt auf dem Gelände - obwohl der Platz schon am Samstagmorgen immer enger wird.
Damit noch ein oder zwei Autos mehr Platz haben, rücken spontan Camper näher zusammen. Bereits am Samstag gegen 12 Uhr ist das Festival für teilnehmende Autos offiziell ausverkauft. 1.500 US-Wagen passen maximal auf das Gelände nahe der Messe. Die Autos bekommen ihren Platz zugewiesen, dürfen das Areal aber jederzeit für Ausfahrten verlassen, entsprechend viel Trubel herrscht vor Ort.
Liebe zum Wagen es auch bei Georg Gogolok: Zusammen mit Freunden und Familie ist der Vermessungstechniker gleich mit vier Autos hier. Jedes einzelne davon fällt auf. "Es fing 2014 mit einem schwarzen Dodge RAM 3500 an. Wir haben begonnen, das Auto umzubauen. Mit der Zeit wurde es immer größer und breiter", so der 25-Jährige. 2,70 Meter hoch ist es jetzt, etwa 18 Liter Diesel werden auf 100 Kilometer verbraucht.
Nochmals zwei Liter mehr braucht Gogoloks neues Projekt, für das er 2019 extra einen Lkw-Führerschein gemacht hat: Ein vier Meter hoher "Peterbilt 388" - ein Laster, für den neu 250.000 Euro aufgerufen werden. Gogoloks Model war viel billiger - dafür aber bis auf Motor und Getriebe komplett kaputt. Jede Schraube wurde angeschaut, alles mit zugelassenen Teilen erneuter. "Dennoch schwitzt man beim TÜV, es kann immer mal einen Prüfer geben, der das auf den ersten Blick anders sieht."