Wann die Wehlener und Österreicher Straße in Dresden saniert werden

Dresden. Ende Januar kündigte die Stadt an, dass die Sanierung der Ostmagistrale weitergehen kann. Konkret geht es um die Wehlener und Österreicher Straße in Tolkewitz und Laubegast. Während die Borsberg-, Schandauer und ein erster Teil der Wehlener Straße längst neu ausgebaut sind, verzögerte sich die Sanierung der restlichen Strecke immer wieder. Hintergrund war die Genehmigung, für die zahlreiche Gutachten gemacht werden mussten. Denn das Bauvorhaben hat es in sich: Die Umleitungsstrecke, so die Pläne der Stadt, soll durch ein Landschaftsschutzgebiet verlaufen.
Zuletzt bremste zudem die Klage eines Grundstückeigentümers das Projekt aus. Nun hat die Landesdirektion Sachsen die Genehmigung erteilt. Schon in diesem Jahr werden erste Bauarbeiten stattfinden. Wann genau es losgehen soll, wie lange die Arbeiten dauern werden, wie die Umleitung verläuft und was Anwohner und Händler sagen - das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wann wird gebaut und wie wird der Verkehr umgeleitet?
In rund einem Jahr sollen die Bauarbeiten auf der Wehlener Straße, Alttolkewitz und Österreicher Straße beginnen, konkret wird von der Stadt der Termin März 2024 benannt. Schon in diesem Jahr soll es auf den Umleitungsstrecken losgehen. Die betroffenen Nebenstraßen werden in den Sommerferien saniert.
Während der Bauarbeiten auf der Ostmagistrale wird diese Strecke rund 18 Monate voll gesperrt sein. Wie der Verkehr in dieser Zeit umgeleitet werden soll, wurde lange geprüft. Eine Variante wäre die Ausweichstraße über die Marienberger und Bodenbacher Straße gewesen, was letztlich aber verworfen wurde.
Wie verläuft die Umleitung stattdessen?
Nun wird der Verkehr stattdessen über einen zweispurige Interimsstrecke durch den alten Elbarm rollen. Die provisorische Straße wird zwischen Tolkewitz und Laubegast durch das Landschaftsschutzgebiet geführt. Stadtauswärts verläuft die Umleitung über die Anker-, Kipsdorfer, Lewicki- und Schultze-Delitzsch-Straße, dann südlich vom Toeplerpark durch den Elbarm weiter über die Steirische bis zur Leubener Straße.
Wer in Richtung Stadtzentrum unterwegs ist, muss während der Bauzeit auf die Strecke Leubener, Troppauer, Salzburger und Steirische Straße, weiter durch den Elbarm, dann über die Toepler-, Kipsdorfer und Schlömilchstraße bis zur Wehlener Straße.
Der Ausbau selbst wird jeweils in verschiedenen Abschnitten erfolgen, damit Anwohner in ihre Grundstücke kommen. In Laubegast soll zudem immer mindestens eine Kreuzung offen bleiben, damit die Österreicher Straße überquert werden kann.
Kann die Stadt noch Flutmittel für das Projekt nutzen?
Ja, trotz der langen Planungszeit stehen dem Straßen- und Tiefbauamt (STA) knapp drei Millionen Euro an Fördermitteln für die Beseitigung von Hochwasserschäden zur Verfügung.
Allerdings ist schon jetzt absehbar, dass diese Mittel aufgrund der Kostenexplosion in der Baubranche nicht ausreichen werden. Deshalb habe das STA bereits Anträge auf eine höhere Förderung gestellt, teilt das Rathaus mit. Ob diese bewilligt werden, ist noch offen. Eine erneute Berechnung hat nun Baukosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro ergeben, allerdings sei mit einer weiteren Steigerung zu rechnen. "Das Amt wartet auf das Ergebnis der Ausschreibung."
Wie betrifft Anwohner das Großbauvorhaben?
Schon seit die ersten Pläne für mögliche Ausweichstrecken öffentlich wurden, versuchen vor allem die Anwohner auf Tolkewitzer Seite, die Umleitung durch ihr Wohngebiet und durch den Elbarm zu verhindern. Sie hätten sich gewünscht, dass der Verkehr über die die Marienberger Straße rollt, oder dass die Wehlener und Österreicher Straße nur halbseitig gesperrt wird. Doch auch diese Variante wurde beizeiten verworfen, weil sich sonst die Bauzeit noch weiter verlängert hätte, so das Argument der Planer.
Eine Petition des Freundeskreises Tolkewitz, eine Bürgerinitiative der Anwohner, hatte im Frühjahr 2021 fast 2.000 Mitstreiter gefunden. Genutzt hat die Petition nichts, denn die Stadt baut die Umleitungsstrecke wie geplant. Größtes Problem für die betroffenen Tolkewitzer dürfte der Wegfall Hunderter Parkplätze sein. Schon jetzt ist die Situation im Wohngebiet am Toeplerpark angespannt, freie Stellplätze rar.
"Leider waren unsere Einsprüche bei der Landesdirektion nicht erfolgreich", sagt Peter Krüger vom Freundeskreis. Er ist selbst betroffener Anwohner. Er will nun eine zweite Petition starten und darin auch fordern, dass der zuständige Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) eine Infoveranstaltung vor Ort einberuft und sich den Fragen der Anwohner stellt. Auch Lärmschutz soll ein Thema sein. Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr könnte Tempo 20 auf den Wohngebietsstraßen angeordnet werden, so der Vorschlag.
Was sagen die Händler an der Österreicher Straße?
Massiv vom Ausbau der Magistrale betroffen sind die zahlreichen Geschäfte entlang der Straße Alttolkewitz und der Österreicher Straße. Wie genau sie von den Sperrungen betroffen sind, ist derzeit noch unklar. Doch die Sorgen sind groß. "Es ist schlecht, dass die Straße so lange gesperrt sein wird, dann werden die Kunden kaum noch zu uns herankommen", sagt etwa Bernd Fahnauer, der in Alttolkewitz das Geschäft Betten Fahnauer betreibt. "Aber Fakt ist, dass an der Straße etwas gemacht werden muss." Da aber erst ab kommendem Jahr gebaut werden soll, denke er jetzt noch nicht darüber nach. "Vielleicht ändern sich die Pläne bis dahin ja wieder."
Ganz klare Vorstellungen hat das Ehepaar Rosenkranz, das in der Österreicher Straße ein Fotogeschäft betreibt. "Meine Frau und ich sind Rentner, wir arbeiten nur noch, weil es uns Spaß macht und weil unser Service gebraucht wird", sagt Bernd Rosenkranz. "Wenn durch die Sperrung gar nichts mehr geht und keiner kommt, dann schließen wir." Aber es komme allgemein sehr beängstigend an, dass eine Straße so lange gebaut wird. "Wenn ein Laden schließt, kommt nicht so schnell ein neuer Betreiber nach."
Petra Schneider betreibt in Laubegast die Anker-Apotheke. "Der geplante Ausbau mit den Sperrungen, das wird unsere Arbeit massiv beeinträchtigen. Wir bekommen drei- bis viermal täglich Lieferungen von Großhändlern, wo sollen die parken?" Natürlich gelte das auch für die Kunden, nicht nur während der Bauzeit sondern auch danach, weil dann Parkplätze an der Österreicher Straße wegfallen.
"Auch unsere Kuriere, die zwischen den beiden Apotheken fahren, werden Probleme haben." Sorgen mache sie sich auch wegen des Notdienstes, den die Anker-Apotheke regelmäßig übernimmt. "Wenn ortsunkundige Leute zu uns kommen, die wissen erstmal gar nicht, wie sie ranfahren sollen, und finden noch dazu keinen Parkplatz. Das wird alles schwierig."