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Warum Busse der DVB den Fetscherplatz nicht mehr anfahren dürfen

Für 675.000 Euro sind am Dresdner Fetscherplatz neue Radverbindungen entstanden. Doch dabei ist ein Fehler passiert. Welche Auswirkungen der auf DVB und Radfahrer hat.

Von Dirk Hein
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Die DVB-Busse der Linie 64 steuern in Richtung Uniklinikum nicht mehr den Fetscherplatz an, die werden vorher in ein Wohngebiet umgeleitet.
Die DVB-Busse der Linie 64 steuern in Richtung Uniklinikum nicht mehr den Fetscherplatz an, die werden vorher in ein Wohngebiet umgeleitet. © René Meinig

Dresden. Zwischen April und August ließ die Stadt den Fetscherplatz umbauen. Bis dahin endeten die Radwege in der Striesener Straße und Borsbergstraße etwa 80 Meter vor der Kreuzung. Um eine durchgängige Radverbindung zu ermöglichen, wurden Bordsteine versetzt, Ampeln erneuert, und die Beleuchtung angepasst. Elf Fahrradbügel wurden aufgestellt.

Von der Borsbergstraße kommend, wurden zudem die Fahrstreifen neu aufgeteilt. Um Platz für einen Radstreifen in der Mitte der Fahrbahn zu schaffen, entfiel eine Geradeausspur für Pkw. Stattdessen gibt es jetzt eine reine Abbiegespur in Richtung Uniklinikum. Doch dabei passierte ein Fehler. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Der neue Radweg am Fetscherplatz führt zwischen zwei Autospuren entlang. Biegen lange Busse rechts ab, sind Radfahrer in Gefahr.
Der neue Radweg am Fetscherplatz führt zwischen zwei Autospuren entlang. Biegen lange Busse rechts ab, sind Radfahrer in Gefahr. © René Meinig

Warum wurde der Radweg wochenlang nicht genutzt?

In letzter Minute bemerkten die Verantwortlichen bei den DVB ein potenziell lebensgefährliches Problem. Ursache dafür ist, dass der neue Radweg in Richtung Innenstadt am Fetscherplatz sehr eng zwischen der Geradeausspur und der Rechtsabbiegespur in Richtung Uniklinikum geführt wird. Falls PKW rechts abbiegen wollen, ist das kein Problem. Bei LKW wird es mindestens eng, bei den überlangen Capacity-Bussen der DVB, die als Linie 64 auf der Strecke eingesetzt werden sollen, besteht jedoch eine echte Gefahr.

Durch das Ausschwenken der 21 Meter langen und 32 Tonnen schweren Busse nach links besteht die Möglichkeit einer Kollision mit Radfahrern, diese würden förmlich vom Heck des Busses in Richtung Autospur gedrückt. "Es gibt ein Problem mit den überlangen DVB-Bussen, die beim Abbiegen auf den Bereich der Radverkehrsanlage überstreifen", bestätigte Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) in den sozialen Netzwerken.

Warum rollen Busse jetzt durch ein Wohngebiet?

Beginnend mit dem 18. Oktober hat das Rathaus als eine Sofortmaßnahme den gerade neu gebauten Radweg gesperrt. Weil der aber unbedingt freigegeben werden sollte, folgte am 24. November eine neue Anordnung. Die DVB dürfen mit ihren Bussen nun nicht mehr den Fetscherplatz ansteuern.

Die Haltestelle und viel genutzte Umsteigestelle wurde vorübergehend stillgelegt. Stattdessen fahren die Busse jetzt, von der Borsbergstraße aus kommend, bereits vorher in die Krenkelstraße und die Holbeinstraße ein, um dann wieder auf die bekannte Strecke entlang der Fetscherstraße abzubiegen.

Damit die überlangen Busse auf der neuen Strecke Platz finden, wurden beide Straßen vorübergehend in Einbahnstraßen umgewidmet. Einzelne Parkplätze im Kurvenbereich der Umleitungsstrecke entfallen. Die Alternativroute soll maximal bis Ende 2023 andauern. Bis dahin wird nach einer dauerhaften Lösung gesucht.

Wer hat Schuld am Planungsfehler?

Aus Sicht der Stadt wurden für den geplanten Einsatz der überlangen Busse alle "erforderlichen geometrischen und verkehrstechnischen Parameter mit der DVB abgestimmt". Durch schwierige Bauarbeiten vor Ort hätte es dann aber eine "Abweichung bei der Gestaltung der Verkehrsanlage gegenüber der Planung" gegeben. Je nach "individueller Fahrweise" hätten sich beim erstmaligen Fahren mit den überlangen Bussen "stark abweichende Parameter bezüglich der Fahrkurve" ergeben, welche unter Umständen zu einer Gefährdung des Radverkehrs führen könnte.

Welche Lösungsideen und Kritik gibt es?

Aus Sicht der DVB ist die aktuelle Linienführung durch das Wohngebiet ungünstig. Mit dem Fetscherplatz ist eine wichtige Halte- und Umsteigestellen nicht mehr in Betrieb. Mittelfristig planen die Verkehrsbetriebe jedoch eine andere Führung der Buslinie über die Tittmanstraße und südliche Augsburger Straße, um diesen Bereich besser für den ÖPNV zu erschließen.

Die Stadt überlegt zudem, wie mit geringem baulichen Aufwand der Kreuzungsbereich doch noch so umgebaut werden kann, dass Busse und Radfahrer gefahrlos passieren können.

Deutliche Kritik an Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn kommt von FDP-Chef Holger Zastrow: "Die Frage, wie so ein Fehler passieren konnte, die stellt sich auf jeden Fall. Es ist ein peinlicher Offenbarungseid, wenn Busse auf Kosten der Anwohner in ein Wohngebiet gedrängt werden." Zastrow ärgert sich, dass am Fetscherplatz mit dem ÖPNV und dem Autoverkehr "die beiden wesentlichen Verkehrsträger weichen müssen, nur um dem Radverkehr einen Idealzustand zu ermöglichen".

Kritik an der Stadt gibt es auch von den Grünen. Stadträtin Susanne Krause: "Ich finde es problematisch, wenn Planungen so wenig sorgsam ausgeführt werden, dass es zu solchen Nachteilen für den ÖPNV kommt." Es müsse eine schnelle Lösung gefunden werden.