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Laserlicht speist Messgolfbälle

Die Messtechnik-Firma Lumiloop verdoppelt mit Wachstumskapital von Sparkassentochter seine Produktionskapazitäten in Dresden.

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Die Lumiloop-Geschäftsführer Samuel Hildebrandt (links) und Eike Suthau mit ihrer Messtechnik für elektromagnetische Felder. Die kleinen "Golfbälle" auf dem Tisch enthalten Antennen, die einerseits Störfelder von außen, anderseits aber auch die von
Die Lumiloop-Geschäftsführer Samuel Hildebrandt (links) und Eike Suthau mit ihrer Messtechnik für elektromagnetische Felder. Die kleinen "Golfbälle" auf dem Tisch enthalten Antennen, die einerseits Störfelder von außen, anderseits aber auch die von © Heiko Weckbrodt

Von Heiko Weckbrodt

Das Messtechnik-Unternehmen „Lumiloop“ expandiert in Dresden: Weil die besonders schnelle und genaue Störfeld-Messtechnik aus Sachsen europaweit gefragt ist, hat der Betrieb seine Entwicklungs- und Produktionskapazitäten im Technologiezentrum Dresden auf knapp 500 Quadratmeter verdoppelt, für rund 200.000 Euro eine Messkammer für elektromagnetische (EM) Felder gebaut und neue Prüftechnik angeschafft. Das Unternehmen sei angesichts der wachsenden Nachfrage aus dem Automobil, der Haushaltsgeräte-Industrie und weiteren Branchen auf Wachstumskurs, sagen die Lumiloop-Chefs Eike Suthau und Samuel Hildebrandt.

Möglich wird dies durch eine spezielle optoenergetische Technik, die das Gründerteam an der TU Dresden entwickelt und sich damit im Jahr 2015 selbstständig gemacht hat. Diese Messgeräte bestehen aus golfballgroßen Kunststoffkugeln mit je sechs Empfangsantennen darin. Die können jegliche elektromagnetische Strahlung zwischen zehn und etwa 40 Milliarden Hertz besonders rasch entdecken und deren Sendeleistung ermitteln. Gekoppelt ist dieser Antennenball mit einer stromsparenden Auswerteelektronik. Der besondere Clou bei der Dresdnern ist aber die flexibel regelbare Energieversorgung für diese Apparatur: Die bekommt nämlich ihren „Saft“ in Form von energiereichem Licht, das Laser durch Glasfasern zum „Golfball“ pumpen. Denn die klassische Lösung per Stromkabel verbietet sich hier: Die Messanforderungen sind mittlerweile so hoch, dass selbst eine Kupferleitung für die elektrische Versorgung die Ergebnisse grob verfälschen würde.

Und um sich von der Konkurrenz weiter abzuheben, zieht das System immer nur so viel Leistung, wie für die aktuelle Messung wirklich nötig ist. „Würden wir den Laser die ganze Zeit mit Vollleistung laufen lassen, würde er beizeiten aussteigen“, erklärt Samuel Hildbrandt. Durch die adaptive Energieversorgung von Lumiloop verlängere sich die Lebensdauer dieser Kernkomponenten auf das Fünffache, zudem werde auch vergleichsweise wenig Energie als Abwärme verplempert. Von den Regelkreisen für das energiereiche Licht leitet sich übrigens auch der Firmenname ab: „Lumi“ steht für das lateinische „Licht“ und der englische „Loop“ für die Regelschleifen.

Blick in die Messkammer mit ihren feldschluckenden Innenstacheln. Foto: Heiko Weckbrodt
Blick in die Messkammer mit ihren feldschluckenden Innenstacheln. Foto: Heiko Weckbrodt © Heiko Weckbrodt

Weltweit gibt es laut Suthau und Hildebrandt nur zwei weitere Unternehmen in den Niederlanden und den USA, die auch nur vergleichbare laserbasierte EM-Messtechnik anbiete. Das Dresdner Technologieunternehmen sahnt daher derzeit viele Aufträge aus ganz Europa ab – und das schlägt sich eben auch in den jüngsten Investitionen nieder.

Das Wachstumskapital dafür hat das 15-köpfige Lumiloop-Team von der Sparkassen-Tochter „SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft“ aus Dresden bekommen. Die ist nun mit einem – nicht näher bezifferten – sechsstelligen Betrag in die TU-Ausgründung eingestiegen. „Uns haben das technologische Konzept, die Top-Mitarbeiter im Team und das Marktpotenzial überzeugt“, erklärte SIB-Chef Christian Müller. „Das Unternehmen will stark wachsen und wir werden das mitfinanzieren.“

Das so gewonnene Wachstumskapital wollen Suthau und Hildebrandt aber nicht nur in Geräte, Montageplätze und Messkammern stecken, sondern auch in neue Jobs. Derzeit sucht das Unternehmen vor allem Entwicklungsingenieure. In den nächsten zehn Jahren soll die Belegschaft auf etwa 40 bis 50 Beschäftigte wachsen. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass Lumiloop personell binnen einer Dekade auf ein doppelt so großes Team wachse, meint Hildebrandt. Denn er denkt an neue Geschäftsfelder: Auch für Solarstromumrichter, Windkraftanlagen und Umspannwerke könne sich die Messtechnik aus Dresden sehr gut eignen, sinnert er bereits.

Mehr Infos im Netz: lumiloop.de