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Spektakuläre Inszenierung für Dresdens Innenstadt

Dresdens City kämpft mit der Corona-Krise. Seit Montag hilft ein preisgekrönter Emmy-Gewinner mit einer Licht-Inszenierung.

Von Dirk Hein
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Visuelle Hilfe für Dresdens Innenstadt: Kunstaktion "Erlebnis(welt)raum" auf der Prager Straße.
Visuelle Hilfe für Dresdens Innenstadt: Kunstaktion "Erlebnis(welt)raum" auf der Prager Straße. © Christian Juppe

Dresden. Die Prager Straße bei Einbruch der Dunkelheit: Eine abgeklebte, etwa 120 Quadratmeter große "Leerstandfläche" bildet den Hintergrund für gewaltige Bilder. Zwei große Tower zaubern Video-Bilder: Eine Rakete der Apollo-Mission startet zum Mond. Eingerahmt von der "Prager Zeile" auf der einen Seite und dem tatsächlich leuchtendem Mond auf der anderen Seite, laufen Bilder, die noch niemand gesehen hat. Passanten halten an, staunen, fragen nach.

Der Hintergrund ist ein ernster: Die Dresdner Innenstadt kämpft noch immer mit den Folgen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen des immer wichtiger werdenden Online-Handels. Zuletzt überwogen dabei leider die Negativ-Schlagzeilen. Im Spätsommer 2021 standen rund 90 Innenstadt-Objekte leer. Corona habe dabei als Brandbeschleuniger gewirkt, analysierte das Dresdner City Management.

Mittlerweile haben sich zumindest die durch die Pandemie verursachten Rahmenbedingungen etwas gebessert: In Sachsen herrscht für den Einzelhandel seit 4. März beispielsweise keine 3G-Nachweispflicht mehr.

Von alleine erholt sich das Zentrum jedoch nur langsam. Die Innenstadt-Akteure, zusammengeführt vom City Management um Friederike Wachtel, suchen deshalb nach neuen Möglichkeiten zur Belebung der Innenstadt. „Das erste Quartal ist in Dresden traditionell besucherschwach. Daher streben wir spannende und erlebnisorientierte Lösungen an, die Lust auf die City machen“, sagt Friederike Wachtel.

Was ist zu sehen?

Blick ins All: Die VR-Brille soll helfen die Mondlandung noch näher zu erleben.
Blick ins All: Die VR-Brille soll helfen die Mondlandung noch näher zu erleben. © Christian Juppe

Den Auftakt dazu bildet ein Projekt, eine großflächige Video-Projektion, auf der Prager Straße 4a. Der "Erlebnis(welt)raum" kann von nun an drei Wochen lang, jeweils ab Dämmerung bis 22 Uhr, kostenfrei besucht werden. Die knapp 13-minütige Projektion läuft in Dauerschleife. Der inhaltliche Hintergrund des Kunstprojektes: 2022 jährt sich das Ende der Apollo-Mission zum 50. Mal. Zwischen 1969 und 1972 betraten zwölf Menschen den Mond.

Diese Mondreisen wurden von den Astronauten fotografisch dokumentiert. Entstanden ist ein einmaliger Bilderschatz, der den persönlichen Blick der Astronauten dokumentiert. Mit modernster Fotokunst hat der Videokünstler Max Salomon tausende von 2D-Bildern zusammengefügt und so eine fotorealistische 3D-Welt erschaffen.

Max Salomon gilt in seiner Branche als Star. Er wurde mehrfach mit dem wichtigen US-Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet. Seine bisher über 40 Filme erreichten satte 250 Millionen Zuschauer.

Was Besucher bei seinem Projekt erwartet? Max Salomon: "Zu sehen, wie die Erde allein in der Dunkelheit über dem grauen, leblosen Horizont des Mondes aufgeht, wird die Art und Weise verändern, wie wir über das Leben auf der Erde denken."

Künstler Salomon hat die Bilder im Archiv aufgespürt. "Bei der Reise zum Mond waren Fotos nur Beiwerk", sagt der in Paris lebende Video-Experte. Spannend: Auf dem Mond konnte die Astronauten aufgrund ihres Helmes nicht durch die Kamera schauen, "sie haben fotografiert, wie meine Mutter mit dem Handy knipst. Teilweise waren nur Füße auf den Bildern." Modernste Computer haben daraus fantastische Bilder gemacht. Diese sind jetzt in Dresden zu sehen.

Wer unterstützt das Projekt?

Das in Dresden bisher einzigartige Projekt wird durch die Dresden Marketing GmbH und die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt unterstützt. Hilfe kommt auch von den Filmnächten am Elbufer. Geschäftsführer Matthias Pfitzner: „Den Mond nach Dresden holen, mit den Originalbildern der Nasa: Ich war angetan, wir hoffen auf eine Fortsetzung.“

Die Gesamtkosten für das Projekt liegen noch etwas unter 100.000 Euro. Möglich machen das auch eine Reihe von Sponsoren. Eine VR-Brille soll die visuelle Mondreise noch beeindruckender machen. Die Brille kann Abends vor Ort kostenlos gegen Ausweisabgabe ausgeliehen werden.