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Ein lebensgefährlicher Arbeitsweg

Ein Jahr hat der Dresdner Wissenschaftler Paul Zabel in der Antarktis geforscht. Nicht im Eis, sondern mit Gemüse.  SZ-Wissenschaftsredakteur Stephan Schön hat jetzt mit ihm telefoniert.

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Eden-ISS, das deutsche Gewächshaus am Südpol.
Eden-ISS, das deutsche Gewächshaus am Südpol. © DLR

Herr Zabel, ein ganzes Jahr im Eis, hatten Sie das so hart wie es gekommen war erwartet?

Natürlich gibt es Entbehrungen. Aber es war auch einzigartig. Also insgesamt. im Großen und Ganzen hat es mir gefallen.

Sie hatten das Gewächshaus zu hüten, klar. Aber was haben Sie getan, als es in dem langen Jahr im Eis nichts zu gärtnern gab?

Die Freizeit war schon ziemlich begrenzt. Ich war letztlich sehr viel in dem Gewächshaus. Wenn ich mit meinem Teil fertig war, dann habe ich auch den anderen mitgeholfen. Dinge repariert oder in Ordnung zuhalten. Da war die Zeit gut ausgelastet.

Und abends?

Da haben wir schon zusammengesessen. Mal einen Film geschaut. Ein andermal Karten gespielt. Brettspiele waren auch dabei. 

Gab es in diesem Jahr eigentlich mal eine ernsthafte Havarie im Gewächshaus?

Eher technische Probleme, aber keine wirklich große Havarie. Uns ist mal ein Ventil im Kühlsystem eingefroren. Mal ist eine Pumpe kaputtgegangen. Dann gab es einen verstopften Filter. Das waren technische Schwierigkeiten, die ich vor Ort rechtzeitig bewältigen konnte. Damit die Pflanzen überleben. 

Dafür aber mussten Sie jeden Tag raus aus der Polarstation ins Gewächshaus 400 Meter davon entfernt.

Einmal musste ich in das Gewächshaus bei minus 42 Grad. So etwas ist noch okay. Aber das Schlimmste war jetzt erst im Oktober. Es war Sturm. Die Sicht war unter fünf Metern. Man hat nichts mehr gesehen, weil so viel Schnee in der Luft war. Und genau da ist mit im Gewächshaus eine Pumpe kaputt gegangen ...

... und was dann?

 Wir sind dann abends um acht also raus, rüber zum Gewächshaus. Wir haben uns an der dorthin gespannten Handleine entlanggehangelt, um den Weg nicht zu verlieren. 

Wie kommt man aber bei minus 40 Grad in ein Gewächshaus, ohne dass beim Öffnen der Tür schon die Pflanzen tiefgefroren sind?

Es gibt mehrere Bereiche in dem Container-Labor. Zunächst gibt es eine Kammer, in der man seine Polar-Sachen ausziehen kann. dann kommt ein Arbeitsraum. Und danach erst das eigentliche Gewächshaus. Es gibt also mehrere Schleusen, damit die kalte Luft nicht zu den Pflanzen gelangt.

Was machen Sie nun hier, zurück  in Deutschland?

Zunächst Urlaub. Zeit mit der Familie verbringen zu Hause im Spreewald und mit Freunden . Ab März geht es dann wieder voll los.

Ins Eis?

Nein, die ganze Auswertung der Daten von der Expedition. 

Und Dresden? Was macht Ihre Doktor-Arbeit hier an der TU  eigentlich?

Die schriftliche Arbeit hatte ich schon abgegeben, bevor ich in die Antarktis gegangen bin. Jetzt arbeite ich an der Verteidigung und einen Termin dafür. 

Viel Erfolg.

Paul Zabel, fern der Heimat im Eis. Fotos: DLR
Paul Zabel, fern der Heimat im Eis. Fotos: DLR
Eden-ISS, das Gewächshaus in der Antarktis. 
Eden-ISS, das Gewächshaus in der Antarktis. 
Das klimatisierte Gewächshaus-Labor.
Das klimatisierte Gewächshaus-Labor.
Paul Zabel beim Ernten. 
Paul Zabel beim Ernten. 
Frisches Gemüse für die Polarforscher.
Frisches Gemüse für die Polarforscher.