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Dresdner Straße - wir bleiben!

Einigen Geschäften macht das Ladensterben auf Freitals Einkaufsmeile nichts aus. Drei Geschichten, wie es funktioniert.

Von Maximilian Helm
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Leerstand - ein alltägliches Bild auf der Dresdner Straße in Freital.
Leerstand - ein alltägliches Bild auf der Dresdner Straße in Freital. © Karl-Ludwig Oberthür

Der Einzelhandel in der Freitaler Innenstadt hat es nicht leicht. Immer mehr Geschäfte schließen, die Konkurrenz in Einkaufszentren wächst und Internethändler machen die Preise kaputt. Wer einkaufen will, den zieht es in die Einkaufsparks, weil man dort parken kann und alles auf einmal bekommt. Oder doch nicht?

Noch ist nicht alles verloren. Ein paar Geschäfte halten sich nicht nur in der Freitaler Innenstadt, sie ziehen auch Kunden aus dem Umland an und leiden nur wenig unter der zurückgehenden Laufkundschaft. Was ist deren Erfolgsrezept? Ob Hundefriseur, Goldschmied, Optiker oder Papeterie, einige Geschäfte bedienen individuelle Nischen, die zwischen den großen Ketten übrig bleiben. Es gibt einige solcher Läden in der Freitaler Innenstadt, deren Inhaber offensichtlich etwas richtig machen. Die Sächsische Zeitung hat mit einigen der Geschäftsleute gesprochen.

uwelierin Sabine Stohr-Koitzsch
uwelierin Sabine Stohr-Koitzsch © Maximilian Helm

Goldene Kunst

Schon als Kind half Sabine Stohr-Koitzsch im Geschäft ihrer Eltern aus. Nun steht sie selbst allein hinter dem Tresen und wird nächstes Jahr das 75. Jubiläum feiern. Doch hinter dem kleinen Schmuckgeschäft Handke in Potschappel steckt mehr, als sich auf den ersten Blick erahnen lässt. Geht man die Treppe hinauf, befindet sich dort die Werkstatt, in der ihr Mann Volker Stohr und eine weitere Goldschmiedemeisterin Schmuck schleifen, Uhren reparieren und Eheringe fertigen. Ihre neuste Kreation: Ein Trauring mit Scharnier, der sich leicht abnehmen lässt.

Das scheint auch das Erfolgsrezept des kleinen Geschäfts zu sein: „Viele Leute kommen nur wegen des selbst gefertigten Schmucks her“, sagt Stohr-Koitzsch. Um diesen bekannter zu machen, schaltet sie Werbung bis nach Dresden, und veranstaltet alle zwei Jahre eine große Modenschau. „Man muss mit Leib und Seele für ein Geschäft brennen, dann merken die Leute das auch“, sagt die Juwelierin. Als ihre Mutter 1998 den Laden abgeben wollte, stand ihre damals noch als Lehrerin für Deutsch und Kunst arbeitende Tochter vor der Wahl, ihn zu übernehmen oder nicht. Sie stimmte zu. Inzwischen gewinnt der Juwelier seine meisten Kunden durch Mundpropaganda. Und das nicht nur in Freital. Der Laden bestückt auch eine Schmuckvitrine in einem Nobelhotel bei Bautzen. „Nur stressen lasse ich mich nicht mehr, deshalb bleibt am Samstag geschlossen“, sagt Stohr-Koitzsch.

Optiker Gerd Schulze
Optiker Gerd Schulze © Maximilian Helm

Durchblick bewahren

Gerd Schulze ist Optiker. Sein Geschäft unweit der Haltestelle Schachtstraße liegt zwar nicht direkt an der Hauptverkehrsader, doch das ist für sein Handwerk nicht entscheidend. „Unsere Branche ist zum Glück nicht so sehr auf Laufkundschaft angewiesen“, sagt der Optiker. Fast alle Kunden kämen gezielt in seinen Laden. Schließlich ist er seit 1992 am gleichen Standort.

Schulze stammt aus Dresden, wo er auch heute noch wohnt, und kam 1989 eher zufällig nach Freital „Hier ist ein Geschäft frei geworden und da habe ich mich über Nacht entschieden. Ich wollte mich zu diesem Zeitpunkt schon länger selbstständig machen“, sagt Schulze. Am ersten Januar 1990 eröffnete er seinen ersten eigenen Laden, damals noch auf der Wehrstraße.

Dass Gerd Schulze und sein Team nicht so sehr von den Veränderungen auf der Dresdner Straße betroffen sind, ist eine Eigenheit seines Geschäfts. „Spätestens mit fünfzig Jahren brauchen die meisten Leute eine Brille und das ist jetzt im Moment die Generation der Babyboomer“, sagt er. Hinzu komme, dass immer mehr Leute am Computer arbeiteten, wo Veränderungen in der Sehkraft schneller bemerkt würden. Optiker arbeiten serviceorientiert und bei langjährigen Kunden gibt es ein Vertrauensverhältnis. Da entstehe mitunter eine sehr enge Bindung, sagt Schulze. Die Konkurrenz sei zwar groß, doch „wir schauen optimistisch in die Zukunft“.

Hundefriseurin Kati Schubert 
Hundefriseurin Kati Schubert  © M. Helm

Pudel mit Pony

Seit inzwischen zehn Jahren ist Kati Schubert Hundefriseurin. 2017 eröffnete die gebürtige Thüringerin ihr Geschäft auf der Dresdner Straße in der Nähe der Panschau-Galerie. „Das war ein großer Schritt, als Kleinunternehmer hat man es anfangs selten leicht“ sagt sie. Früher, vor der Entdeckung ihrer haarigen Leidenschaft, war sie im Marketing tätig. „Ich war teilweise für 30 Leute verantwortlich, da habe ich zwar viel gelernt, es hat mich aber auf Dauer ausgelaugt.“ Ein Faible für Vierbeiner hatte sie schon länger. Einem nicht zufriedenstellenden Hundefriseurbesuch ist es zu verdanken, dass sie eines Tages selbst die Schere an ihre Hundedame anlegte. Einige Fortbildungen später machte sie sich als Hundefriseurin selbstständig.

Inzwischen hat Schubert sich einen festen Kundenstamm aufgebaut, die ihr die Lieblinge bereitwillig anvertrauen. „Wie sich die Hunde verhalten, ist eine Frage der eigenen inneren Einstellung“, sagt sie. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Tieren und hat schon so manche Erkrankung festgestellt. Service und eine persönliche Bindung sind also ihr Erfolgsrezept. Vor der Tür ist die Bushaltestelle, parken kann man direkt daneben. Ihre Kunden sind teils Mitte 20, teils Ende 80. Die meisten kommen durch persönliche Empfehlungen. „Wenn die Leute sich gut behandelt und ernst genommen fühlen, kommen sie wieder“, sagt Schubert. Einige Kunden reisten sogar aus Finsterwalde und Riesa an.

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/freital vorbei.

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