DSC-Kapitän beendet Karriere

Dresden. Nach 22 Jahren, davon 13 Profi-Spielzeiten und mehr als 400 Spielen für den Dresdner SC sowie 145 Partien in der Nationalmannschaft beendet Mareen von Römer ihre Karriere. „Es ist keine spontane Entscheidung, sondern es war ein längerer Reifeprozess. Ich möchte das Kapitel aus rein sportlicher Sicht jetzt beenden. Die ersten Gedanken kamen schon in den Wochen meiner Krankheit Ende letzten Jahres", sagte die 33-jährige gebürtige Dresdnerin, die kürzlich bereits in einem sehr offenen und persönlichen Interview mit Sächsische.de eine erste Bilanz zog - und dabei das Karriere-Ende mindestens andeutete.
Nun ist es also offiziell.
„Die DSC Volleyball Damen sind ein Aushängeschild für Sachsen und ganz Deutschland. Zu diesem Ruf hat Mareen von Römer einen ganz beträchtlichen Teil beigetragen. Nicht nur sportlich war sie eine Schlüssel- und Führungsspielerin, sondern auch mit ihrem unbändigen Teamgeist und ihrer absoluten Loyalität war und ist sie eine Identifikationsfigur", betonte Vorstandschef Jörg Dittrich auf einer Pressekonferenz, zu der der DSC am Montag in die Margon-Arena geladen hatte.
Mehr als ein Jahrzehnt lang prägt sie das DSC-Spiel
Jenem Ort, an dem die blonde Zuspielerin über ein Jahrzehnt lang mit ihrer Art Volleyball zu spielen, die Entwicklung des Vereins mitgeprägt hatte. Dies sei ein ganz einschneidendes Ereignis, ein ganz besonderer Punkt, meinte Dittrich. „Sie darf sich mit Fug und Recht auf die Fahne schreiben, ein Teil unserer Erfolgsgeschichte zu sein. Ohne sie wäre diese Geschichte nicht dahingekommen", sagte er. Entscheidend dafür seien auch nicht nur von Römers sportlichen Fähigkeiten gewesen, sondern auch ihr Teamgeist, "den Mareen in diesen Verein mitgetragen hat".
Mit dem DSC gewann von Römer, die unter ihrem Mädchennamen Apitz ihre Laufbahn als Elfjährige startete, insgesamt zwei Meistertitel, wurde viermal Meisterschaftszweite, feierte 2010 den Gewinn des europäischen Challenge Cups und holte drei Pokalsiege. Mit dem RC Cannes, ihrer ersten Auslandsstation, gewann sie 2015 den französischen Meistertitel.

Ein Abschiedsspiel wird es nicht geben, das wäre nicht in ihrem Sinne. Von Römer selbst hat sich nie darum bemüht, im Mittelpunkt zu stehen.
Und deshalb ist auch ihr Fazit bei den prägenden und persönlichen Momenten mit dem DSC nicht unbedingt an Titeln orientiert. „Die Liste kann jeder im Netz nachlesen. Für mich zählt auch das als Erfolg, über all die Jahre an einer Hand abzählen zu können, wie viele Verletzungen ich hatte. Diesen Schatz des Körpers so zu pflegen ist für mich genauso ein Höhepunkt, wie 2014 nach drei Vizemeisterschaften in eigener Halle endlich den Meistertitel zu holen", sagte sie.
Ausgerechnet ihre letzte Saison war jedoch geprägt von einem langen Ausfall wegen einer kalten Lungenentzündung - und dem überraschendem Comeback als Ersatzlibero beim Pokalsieg in Mannheim.
Nur einmal bricht ihr kurz die Stimme
Die gebürtige Dresdnerin ist mit sich und ihrer Karriere absolut im Reinen. „Ich sitze hier und kann sagen, dass es mir gut geht. Ich kann mit Stolz und Zufriedenheit auf die 13 Jahre reine 1. Bundesliga mit dem DSC zurückblicken. Es tut jetzt nicht mehr so weh, aber es tat weh", erklärte von Römer. Nur einmal bricht ihr kurz die Stimme, insgesamt hinterlässt sie tatsächlich einen aufgeräumten, glücklichen Eindruck. „Ich möchte allen, speziell Alex danken, für seine Geduld, für seine kritische, kleinste Korrektur bis zum letzten Trainingstag", sagte die ehemalige Nationalspielerin und bringt ihren langjährigen Vereinstrainer Alexander Waibl ins Spiel.
„Ich bin jetzt elf Jahre hier, neun davon war Mareen meine erste Zuspielerin. Was sie immer ausgezeichnet hat, waren zwei Dinge: auf der emotionalen Ebene ein unglaublicher Wille und sportlich ein unfassbares Ballgefühl", sagte der 52-Jährige über seine Denkerin, Lenkerin und Führungsfigur.
Der DSC möchte von Römer gern weiter in anderer Form an sich binden. „Da ist nichts ausgeschlossen", sagte Dittrich, „aber wir haben nicht intensiv darüber gesprochen. Wir werden bestimmt versuchen, viele Eigenschaften, die Mareen verkörpert, für den Verein zu nutzen", sagte der Unternehmer.
Von Römer selbst, die eine Lehre zur Bankkauffrau abgeschlossen hat und später noch Eventmanagement studierte, kann sich eine berufliche Neuorientierung in die Hochzeits-Event-Branche vorstellen. „Die hat aber aufgrund der Corona-Krise sehr gelitten. Insofern werde ich die Entscheidung definitiv vertagen, es wird sich aber etwas für mich finden", sagte sie.
Die Nachfolgerin ist bereits verpflichtet
Bereits Anfang des Jahres hatte von Römer den Verein über ihre Gedankengänge informiert, die Entscheidung trifft die Verantwortlichen also nicht unvorbereitet. Nach SZ-Informationen wird der DSC schon in den nächsten Tagen auf der spielentscheidenden Position im Zuspiel die Verpflichtung eines Neuzugangs aus dem Ausland bekannt geben. Der Kontrakt soll bereits unterzeichnet sein. „Es muss jemand sein, der in der Lage ist, mit Druck umzugehen. Deshalb wird es keine ganz junge Spielerin sein", erläuterte Waibl. Dass die 18-jährige Sarah Straube, die im Pokalfinale mit ihrer Unbekümmertheit bereits eine echte Bereicherung war, auf der Zuspielposition die Nummer zwei bleibt, gilt als ausgemachte Sache.
Als die Pressekonferenz beendet ist, räumt von Römer dann die für die geladenen Gäste gedachten Wasserflaschen zurück in den dazugehörigen Kasten. Auch das sagt viel über das Selbstverständnis der zurückgetretenen Spielführerin aus. „Mareen", sagt Waibl vertrauensvoll, „das musst du jetzt nicht mehr machen."