Von Maik Brückner
Manfred Kadner hält eine verwitterte Holztafel mit Schieferplatten in der Hand und sieht besorgt aus. Diese Teile gehören eigentlich zur Schornsteinverkleidung des Hauses, das in Fürstenau als Kultursaal bekannt ist. Selbst ein Laie sieht auf den ersten Blick, dass dieses Gebäude die besten Zeiten hinter sich hat. Das will auch Manfred Kadner, der in Fürstenau Ortsvorsteher ist, nicht abstreiten.
Über die Jahre hat sich der Zustand des Hauses immer mehr verschlechtert. Es wurde nur das Notwendigste repariert, zuletzt wurden ein paar Fenster ausgewechselt. Die Stadt Geising, zu der Fürstenau bis 2010 gehörte, hatte zu wenig Geld, um das Haus auf Vordermann zu bringen, obwohl Kadners Vorgänger, Bernd Böhme, das immer wieder anmahnte. „Der Kultursaal gehört zum einzigen Vierseithof, den wir hier im Dorf haben“, sagt Kadner.
Ob diese Einmaligkeit das Haus retten wird, ist derzeit mehr als ungewiss. Denn nur das Erdgeschoss wird noch regelmäßig genutzt, weil hier der Jugendclub Räume hat. Der Saal darüber steht fast immer leer. Das war in früheren Zeiten anders, erinnert sich Kadner. 1975 kaufte die selbstständige Gemeinde Fürstenau das Haus. Es wurde zum Kulturzentrum im Dorf, das damals über 400 Einwohner hatte, erinnert sich Kadner. Gemeinsam mit seinem Bruder pachtete er den Saal, organisierte hier Tanzveranstaltungen zu den Feiertagen und zum Jahreswechsel. Auch die Erntedankfeste der LPG wurden hier gefeiert. Nach 1985 wechselten die Pächter, die Veranstaltungen selbst liefen weiterhin gut. Erst nach der Wende ebbte das Interesse ab. Zuletzt versuchte der Geisinger Wirt Thomas Richter hier sein Glück. Er pachtete den Saal und organisierte ab und zu Veranstaltungen. Doch Richter zog sich im Dezember überraschend zurück. Damit stellte sich die Frage wieder, wie es weitergeht.
Verein soll Saal übernehmen
Wie geht es weiter? Kadner zuckt mit den Schultern. Auf den ersten Blick sieht der Saal, in dem 120 bis 150 Leute feiern können, nicht so schlecht aus, sagt er. Doch wer genauer hinschaut, sieht den Nachholbedarf. Das beginnt bei den Gardinen, reicht über Trinkwasserversorgung und die Toiletten und endet bei den Elektroleitungen, die noch aus den 1970er-Jahren stammen. Auch das Heizen ist ein Problem. Um den Saal im Winter mit der Elektroheizung warm zu bekommen, müssen schon mal bis zu 200 Euro bezahlt werden.
Oft genutzt wird der Saal nicht. Und daran wird sich nicht viel ändern, meint Kadner. Als er geboren wurde, das war vor 68 Jahren, erblickten in Fürstenau in jenem Jahr noch zehn andere Kinder das Licht der Welt. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise im Ort kein einziges Kind geboren. Weil die Situation in den vergangenen Jahren ähnlich war, sank die Zahl der Einwohner auf 250, nur 21 von ihnen sind jünger als 16 Jahre. Aufgrund dieser Entwicklung gibt er Ortschef dem Saal wenig Chancen.
Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) hat schon klargemacht, dass es nicht Aufgabe der Stadt sei, einen Kultursaal zu betreiben. Er hofft, dass ein Verein den Saal übernimmt. Vielleicht könnten sich die im Ort niedergelassenen Künstler für ihn interessieren, um hier auszustellen.
Kadner kann sich das nicht vorstellen. Gegenwärtig gibt es nur einen Künstler, der im Ort seine Werke ausstellt. Und der besitzt in der alten Schule ausreichend Platz dafür. Deshalb hält er diese Art der Nutzung für unwahrscheinlich.