Es war der Tiefpunkt im Abstiegskrimi, dabei hatte Alexander Jeremejeff gerade die 1:0-Führung für Dynamo und damit das einzige Tor des Abends erzielt. Doch unmittelbar danach wurden im K-Block zunächst Bengalos gezündet, dann explodierte wenige Meter neben Wehens Torhüter Lukas Watkowiak ein Böller. Der Keeper hielt sich minutenlang sein linkes Ohr, musste behandelt werden, die Partie war unterbrochen und stand kurz vor dem Abbruch.
Auch auf den Rängen wurde es unruhig. Offensichtlich wollte sich der Böllerwerfer in den benachbarten J-Block absetzen und dort verstecken, was misslang, weil ihn Anhänger der aktiven Fan-Szene verfolgten und stellten. Ein Selbstreinigungsprozess also, was so bemerkenswert wie löblich ist.
Allerdings soll der Verdächtige dabei leichte Verletzungen davongetragen haben. Ob es sich tatsächlich genauso abgespielt hat, ist allerdings noch nicht ganz klar. "Das können wir so nicht bestätigen, da uns darüber bisher keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen", erklärte Dynamos Geschäftsführer Michael Born auf SZ-Nachfrage.
Fest steht dagegen, "dass im Zusammenhang mit einem Böllerwurf noch während der Partie ein Tatverdächtiger von der Polizei identifiziert" wurde, so Born. "Dabei wurden auch die Personalien des Verdächtigen festgestellt. Die Beweisführung obliegt jetzt den Ermittlungsbehörden. Wir bitten alle Menschen, die als Zeugen Angaben zum potentiellen Böllerwerfer machen können, sich bei der Dresdner Polizei zu melden.“
Dynamo Pressesprecher Henry Buschmann hatte sich bereits bei der Pressekonferenz direkt nach dem Spiel beim SV Wehen für den Böllerwurf entschuldigt und sich für die Fairness und den Sportsgeist von Watkowiak bedankt, der trotz offensichtlicher Hörbeschwerden weiterspielte und dadurch einen möglichen Spielabbruch verhinderte. Zudem kündigte Buschmann an, dass der Verein "mit aller Konsequenz gegen den Tatverdächtigen vorgehen" werde, sobald er als Täter überführt wurde.
Vermutlich wird Dynamo versuchen, zumindest einen Teil der zu erwartenden Geldstrafe durch das DFB-Sportgericht gegen ihn geltend zu machen. Rechnen die Fußballjuristen auch die Bengalo-Feuer beim Pokalspiel gegen Hertha BSC dazu, könnte es für die Schwarz-Gelben richtig teuer werden.