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Dynamo: Papa Gonther vermisst das Kuscheln

Der Verteidiger ist 32 Jahre und war noch nie so lange im Trainingslager. Wie er mit seinen drei Kindern Kontakt hält.

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Sören Gonther ist Dynamos ältester Profi, aber nicht deshalb sehnt er den Heimflug herbei.
Sören Gonther ist Dynamos ältester Profi, aber nicht deshalb sehnt er den Heimflug herbei. © Lutz Hentschel

Sören Gonther ist so etwas wie der Herbergsvater in Dynamos Winterquartier in Belek. Der Verteidiger ist 32 Jahre und damit der älteste Profi bei den Schwarz-Gelben. Zu Hause in Dresden ist seine Frau Johanna derzeit mit den drei Kindern allein. Paula ist fünf, Cleo drei und Sohn Liam wurde vor einem halben Jahr geboren. Im Gespräch vor dem Mittagessen verrät der Papa, was er besonders vermisst, aber auch, was er von Dynamo in dieser Saison noch erwartet.

Sören, wie geht es Ihnen?

Körperlich okay, mental ist es auch in Ordnung. Wobei: Wenn man so lange von zu Hause weg ist, die Kinder nur über FaceTime sieht... Mein Jüngster strahlt immer, aber so richtig verarbeiten kann er es noch nicht, wenn Papa nur auf dem Bildschirm erscheint und er die Stimme hört. Da ist er ein bisschen verwirrt. Das ist ganz witzig...

Aber mit ihm zu kuscheln noch mal viel schöner...

Definitiv. Ich kuschel jetzt mit dem "Balla" (Abwehrspieler Florian Ballas/d. A.) als Ersatz, aber der ist doch ein bisschen größer als mein Kleiner.

Es ist für Sie als Vater also schwieriger, so lange von der Familie weg zu sein?

Ja, ich vermisse sie natürlich sehr. Es ist - mit jetzt 32 - das längste Trainingslager, das ich bisher in meiner Karriere hatte mit zwölf Tagen. Das einzig Positive, was man gerne in Kauf nimmt: Dass man nachts durchschlafen kann. Das genießt man auch mal. Aber ich freue mich jetzt schon drauf, wenn der Kleine mich nachts wieder weckt. Wir sind jetzt seit einer Woche hier in der Türkei. Ich sehne den Dienstag schon sehr herbei, das muss ich sagen.

Zur sportlichen Seite: Nach dem Regen am Anfang sind die Bedingungen jetzt optimal...

Man muss wirklich ein großes Lob an das Hotel und die Platzwarte hier aussprechen. So, wie es an den ersten Tagen geregnet hat, das war schon extrem. Rundherum sind Spiele abgesagt worden wegen überfluteter Plätze, aber bei uns waren die Bedingungen top, auch beim Spiel, als es geschüttet hat wie aus Kübeln. Aber bei Sonnenschein und blauem Himmel macht es natürlich deutlich mehr Spaß, zu trainieren, als bei Sturm und Regen.

Mit welchen Vorstellungen sind Sie ins Trainingslager geflogen, nachdem Sie zum Ende der Hinrunde keinen Stammplatz mehr hatten?

Vor allem möchte man in der Vorbereitung verletzungsfrei durchkommen. Das hat bisher geklappt, ich konnte alle Einheiten mitmachen und hoffe, dass es so weitergeht. Ich fühle mich körperlich in sehr guter Verfassung, kann die 90 Minuten ohne Probleme gehen. Natürlich gehe ich auch in jedes Training, um mich zu präsentieren und es dem Trainer auf der Position im Abwehrzentrum so schwer wie möglich zu machen. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich nicht einfach so hier mit kicken will. Ich will wieder in die Mannschaft rein. Zuletzt bin ich gegen Duisburg hinten links reingerutscht, weil wir dort keinen anderen mehr zur Verfügung hatten. Das ist für ein Spiel okay. Aber die Position in der Mitte ist die beste für mich, und auf der möchte ich der Mannschaft am 30. Januar gegen Bielefeld auch helfen.

Sören Gonther will in der Mitte stehen und die Abwehr koordinieren. Vor dem Spiel gegen Duisburg am Jahresende stand der 32-Jährige jedoch dreimal hintereinander nicht in der Startelf. 
Sören Gonther will in der Mitte stehen und die Abwehr koordinieren. Vor dem Spiel gegen Duisburg am Jahresende stand der 32-Jährige jedoch dreimal hintereinander nicht in der Startelf.  © Robert Michael

Kommt Ihnen die taktische Umstellung von Dreier- auf Viererkette entgegen?

Das habe ich mein Leben lang gespielt und denke, dass ich das aus dem Effeff beherrsche. Ich sage aber nicht, dass ich lieber Viererkette spiele. ich spiele das, was der Trainer vorgibt.

Sie sind ein erfahrener Spieler. kommen die Jüngeren im Trainingslager auch mal zu Ihnen und fragen um Rat?

Natürlich, ich will für die Jungs Stütze sein und ihnen Hilfestellung geben auf und neben dem Platz. Es kommen viele auf mich zu, weil sie wissen, dass ich eine Menge Erfahrung habe in der Liga und schon einiges mitgemacht habe.

Welche Tipps sind besonders gefragt?

Es geht von taktischen Dingen auf dem Platz über Ernährung oder Schlaf bis zu privaten Geschichten. Mit dem Auftrag bin ich geholt worden und das ist auch die Führungsrolle, die ich seit Jahren einnehme.

Dynamo steht im Mittelfeld der zweiten Liga. Wohin geht es in der Rückrunde?

Es hat mir schon nach Duisburg nicht gefallen, als ich gefragt wurde, worum es noch geht, weil wir doch nach oben wie unten Abstand haben. Wir haben noch 16 Spiele und jedes Mal geht es um drei Punkte, egal, ob wir Erster, Zehnter oder Achtzehnter sind. Wenn wir meinen, wir könnten die Saison noch ein bisschen zu Ende spielen, haben wir ganz schnell wieder Probleme. In dieser Liga wird das nicht verziehen. Man sieht an den Transfers, die die Mannschaften unter uns tätigen, mit welchen Ambitionen sie rangehen. Lass die unter uns zwei, drei Spiele gewinnen. Wenn dann wieder die Alarmglocken angehen, wird es problematisch. Wir müssen direkt dort weitermachen, wo wir in Duisburg aufgehört haben: von der Bereitschaft, von der Einstellung. Außerdem haben wir zu Hause etwas gut zu machen, wollen mit einem Sieg starten. Wo wir dann am Ende einfliegen, schauen wir mal. Aber wenn man Fünfter oder Sechster wird, sieht das besser aus als auf Platz zehn oder elf. Diesen Anspruch, Ehrgeiz trägt auch jeder in sich.

Das Gespräch führte Sven Geisler