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Deshalb verzichtet Dynamo auf Berufung

Die Dresdner erkennen die Entscheidung zum Videobeweis im Spiel gegen Darmstadt an - Ralf Minge erklärt, warum sich der Verein dazu entschlossen hat.

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Schiedsrichter Michael Bacher schaut sich die vermeintlich strittige Szene am Spielfeldrand noch mal an - und entscheidet dann falsch. Er gibt das Tor von Patrick Schmidt zum 3:3 nach Videobeweis nicht.
Schiedsrichter Michael Bacher schaut sich die vermeintlich strittige Szene am Spielfeldrand noch mal an - und entscheidet dann falsch. Er gibt das Tor von Patrick Schmidt zum 3:3 nach Videobeweis nicht. ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Der Trainer hatte es geahnt. "Ich habe nicht die Hoffnung, dass dieser Einspruch zu irgendetwas führt", sagte Markus Kauczinski zum Protest von Dynamo Dresden nach der 2:3-Niederlage im Heimspiel gegen Darmstadt am 7. Februar. Er sollte Recht behalten. Nachdem das Sportgericht den Protest gegen die Wertung der Partie in der 2. Fußball-Bundesliga sowohl im Einzelrichter-Verfahren als auch in der mündlichen Verhandlung abgelehnt hat, verzichtet der Verein auf eine Berufung vor dem DFB-Bundesgericht. 

Allerdings habe man sich diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht, betont Sport-Geschäftsführer Ralf Minge. "Es fällt mir als Verantwortlichem für den sportlichen Bereich schwer, diese Ungerechtigkeit zu akzeptieren", erklärt der 59-Jährige in der Pressemitteilung. Die Entscheidung des Schiedsrichters, einen regulären Treffer von Patrick Schmidt nach Videobeweis nicht zu geben, habe den Ausgang des Spieles in einer wichtigen Saisonphase zu Ungunsten von Dynamo beeinflusst.

Nach einem 1:3-Rückstand zur Pause hatten die Dresdner bereits durch Patrick Schmidt auf 2:3 verkürzt, bevor der Stürmer auch zum vermeintlichen 3:3 traf. Nach dem Ausgleich in der 72. Minute wäre sogar noch genug Zeit geblieben für ein Siegtor, sowohl die Kräfteverhältnisse auf dem Platz zu dem Zeitpunkt als auch die Stimmung auf den Rängen ließen darauf hoffen. Doch aus dem Kölner Keller meldete sich Videoassistent Florian Badstübner und forderte den Unparteiischen auf, eine mögliche Abseitsstellung von Janis Nikolaou zu überprüfen. Dieser hatte jedoch letztlich mit dem Treffer nichts zu tun.

Schiedsrichter räumt einen Fehler ein

Schiedsrichter Michael Bacher hebt den Arm, entscheidet auf Abseits. In dem Moment weiß Dynamos Torschütze Patrick Schmidt (r.) noch nicht, dass ihm der Treffer zu Unrecht aberkannt worden ist. 
Schiedsrichter Michael Bacher hebt den Arm, entscheidet auf Abseits. In dem Moment weiß Dynamos Torschütze Patrick Schmidt (r.) noch nicht, dass ihm der Treffer zu Unrecht aberkannt worden ist.  ©  dpa/Robert Michael

In der Verhandlung räumte Referee Bacher ein, es wäre besser gewesen, das Tor zu geben. Das Sportgericht sah jedoch keinen Regelverstoß, der für eine Wiederholung des Spieles hätte vorliegen müssen. Richter Hans E. Lorenz begründete im Interview mit der SZ das Urteil vor allem damit, dass es sich trotz des Fehlers um eine Tatsachen-Entscheidung handelt und diese nicht anfechtbar sind. 

Dynamos Rechtsanwalt Christian Quirling hatte dagegen argumentiert, der Regelverstoß bestehe darin, dass der Videoassistent bei dieser Szene nicht hätte eingreifen dürfen, weil es sich um keine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichters gehandelt hat. Er hatte gefordert, den Funkverkehr zwischen Badstübner und Bacher anhören zu dürfen, weil in der Kommunikation etwas schiefgelaufen sein könnte. Inzwischen nehme der Video-Assistent erheblichen Einfluss auf das Spiel. "Er ist, und das ist mir wichtig zu erwähnen, ein Spiel-Offizieller und nicht irgendein Lakei", erklärte der 46 Jahre alte Münchner. Sein Antrag wurde jedoch abgelehnt. 

Bei Dynamo hat man nach dem dank Kampf und Moral verdienten 2:1-Sieg im Sachsenderby gegen Aue am Sonntag beschlossen, das Thema endgültig abzuhaken. "Es liegen ganz wichtige Wochen vor uns, und wir haben nach einem internen Abwägungsprozess entschieden, dass wir uns fortan wieder mit allen uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auf den Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga konzentrieren werden“, erklärte Minge.

Dennoch verteidigt er auch im Nachhinein den Sinn des Protestes. "Die Anwendung des Videoassistenten und die Diskussion darüber werden uns auch in Zukunft im Fußball weiter begleiten. Wir sehen nach wie vor deutliches Verbesserungspotenzial", betont Minge. Gefühlt trifft der Videobeweis Dynamo besonders hart, was sich jedoch bei der Analyse nicht belegen lässt. Man appelliere an den Verband, dass das Eingreifen "auch zum Schutz der Schiedsrichter auf dem Platz noch reibungsloser funktionieren" müsse. Dafür benötige es dringend eine einheitliche Handhabung, "die den Charakter unseres Sports so wenig wie möglich verändert“. (SZ)

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