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Dynamo-Ultras rufen zu Boykott auf

Die Mannschaft spielt am 3. August in Karlsruhe, doch die Fans sollen nicht hin fahren. Der Verein bietet eine Alternative an. 

Von Sven Geisler
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Vor gut zwei Jahren in Karlsruhe: Dynamo-Fans erklären dem DFB den Krieg.
Vor gut zwei Jahren in Karlsruhe: Dynamo-Fans erklären dem DFB den Krieg. © www.Dehli-News.de

Dresden. Dynamo startet am Samstag mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg in die neue Saison, aber auch die erste Auswärtspartie soll live im Rudolf-Harbig-Stadion zu sehen sein. Für die Begegnung beim Karlsruher SC am 3. August wird ein Public Viewing organisiert. Das teilte der Verein am Dienstagabend mit. Man habe man sich gemeinsam mit den Sicherheitsträgern in Karlsruhe und Dresden entschlossen, "die Idee der Fanszene aufzugreifen", wird Geschäftsführer Michael Born zitiert. 

Hintergrund: Im Mai 2017 waren etwa 1.500 Dynamo-Anhänger als "Football-Army Dynamo Dresden" in Tarnkleidung zum Wildparkstadion in Karlsruhe marschiert, um dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Krieg zu erklären. Das wurde später im Stadion mit dem Bild eines Panzers in einer Choreografie untermauert. 

Sowohl beim Marsch als auch am Stadion kam es zu kriminellen Handlungen Einzelner. So wurden Polizisten mit Pyrotechnik und Flaschen beworfen, der Einlassbereich gestürmt und ein Kiosk geplündert. Nach offiziellen Angaben der Polizei wurden damals 15 Beamte und 21 Ordner verletzt. 

Die Ultras Dynamo als Organisatoren der Aktion hatten sich danach von solchen Ausschreitungen distanziert, ihren martialisch anmutenden Auftritt sowie die bewusst zugespitzte Kritik am Verband verteidigt.

Hausdurchsuchung in 31 Objekten

Im Dezember 2017 waren im Zuge der Ermittlungen 31 Objekte in Dresden sowie je eines in Zwickau, Brandenburg, Baden-Württemberg und in Basel/Schweiz bei 28 Beschuldigten durchsucht worden, knapp 400 Polizeikräfte und drei Staatsanwälte waren im Einsatz. Mittlerweile seien bei 50 Menschen Hausdurchsuchungen sowie umfangreiche Ermittlungen durchgeführt worden, heißt es vom Verein. Seit fast zwei Jahren gibt es das SoKo (Solidaritätskomitee) Dynamo, das Spenden sammelt, um die betroffenen Fans in den Verfahren zu unterstützen.

Auf ihrer Internetseite veröffentlichten die Ultras nun ihren Boykottaufruf unter dem Slogan: "Niemand hat die Absicht, nach Karlsruhe zu fahren." Der Spruch ist dem früheren DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht entlehnt, der dann allerdings doch eine Mauer bauen ließ. Die Fans meinen es jedoch offenkundig ernst, das Spiel in Karlsruhe zu boykottieren. "Ein Pflichtspiel unserer Sportgemeinschaft bewusst zu verpassen liegt nicht in unserer Natur", heißt es in ihrer Erklärung. "Jedoch muss sich jeder in den Kopf rufen, dass an diesem Tag mit verstärkten polizeilichen Maßnahmen zu rechnen ist. Rund um dieses Spiel soll es die gewünschten Bilder geben! Staatsanwaltschaft, Polizei, Funktionäre und Medienvertreter warten nur darauf bis sich die ersten Dynamofans ,falsch`verhalten. Diese Show wollen und werden wir ihnen nicht geben."

Sie berufen sich zudem auf Punkt eins des Leitbildes, das sich der Verein gegeben hat: „Wir sind die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden. Unsere Urkraft liegt im Zusammenhalt, erwachsen aus Erfolgen, Niederlagen und Umbrüchen. Unser Wappen tragen wir mit Stolz. Unser Auftritt ist geschlossen – auf dem Rasen, auf den Rängen, überall und zu jeder Zeit“

Man werde zuhause im K-Block ein echtes Fußballfest feiern, meint Born, "und unsere Jungs gegen den KSC diesmal ausnahmsweise aus der Entfernung unterstützen. Der Zusammenhalt und kreative Ideen haben Dynamo Dresden schon immer ausgemacht." Die SGD mietet für die Veranstaltung im Stadion eine rund 40 Quadratmeter große Leinwand, die vor dem K-Block und dem J-Block aufgebaut wird. Zum Public Viewing gilt in allen geöffneten Blöcken freie Platzwahl.

Angesichts der Sicherheitslage haben hätten sowohl die Deutsche Fußball-Liga als auch der Fernsehsender Sky, der die Übertragungsrechte besitzt, dem Public Viewing zugestimmt.