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Dynamo verlängert mit Führungsduo

Robert Schäfer und Ralf Minge bekommen neue Verträge. Drittligist Dynamo Dresden verlängert vorzeitig bis 2018 und will damit auf sportlichem Erfolgskurs bleiben.

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© Robert Michael

Von Tino Meyer

Dresden.Sein Platz auf der Tribüne bleibt weiter leer, denn Ralf Minge bleibt für mindestens eine weitere Saison Sportvorstand bei Dynamo Dresden. Die Nachricht des Tages beim Drittliga-Tabellenführer dürfte die Fans erfreuen, vor allem aber für Hansi Kreische und Siegmar Wätzlich von gesteigertem Interesse sein. Zwischen beide Vereinslegenden werde er schließlich irgendwann als Zuschauer auf die Tribüne rutschen, hatte Minge kürzlich im Interview mit der Sächsischen Zeitung gesagt.

Das sollte keine Drohung sein an den Aufsichtsrat, seinen auslaufenden Vertrag endlich zu verlängern, sondern eher eine Art Zukunftsbeschreibung. Denn Dynamo, betont Minge, „wird immer mein Verein bleiben“ – und das nun also auch weiterhin in herausgehobener Position zusammen mit Robert Schäfer, seinem Pendant im kaufmännischen Bereich. Auch ihn hat der Aufsichtsrat gestern mit einem neuen Vertrag bis 2018 ausgestattet, der von Minge läuft indes lediglich bis 2017.

Der vermutete Selbstläufer ist das nach SZ-Informationen allerdings nicht gewesen. Bereits zum Cottbus-Spiel vor anderthalb Wochen hat das Kontrollgremium die Neuigkeit vermelden wollen, sozusagen als nettes Beiwerk zum Ostduell. Dass offenbar noch einmal nachverhandelt werden musste, erwies sich dann jedoch als gar nicht so schlecht. Angesichts der ersten Saisonniederlage wäre die positive Meldung zwar ein geeigneter Gegenpol gewesen – aber vermutlich in der öffentlichen Betrachtung untergegangen.

Dabei hat Jens Heinig, Chef des Aufsichtsrats, nur lobende Worte für das geschäftsführende Duo. Hervorragende Arbeit attestiert er beiden. Sie hätten es verstanden, der Arbeit im Verein wieder abrechenbare Ziele und klare Strukturen zu geben. „Erstmals seit vielen Jahren verfügt die SG Dynamo Dresden über eine realistische sportliche und wirtschaftliche Strategie“, sagt Heinig, wobei in der Pressemitteilung des Vereins nicht herauszulesen ist, worauf seine Betonung liegt. Sportlich? Wirtschaftlich? Oder doch realistisch?

Vermutlich passt gerade alles, also die Zahlen in der Tabelle ebenso wie die des Geschäftsberichts. Bei der Mitgliederversammlung im November, die im Idealfall rund 16 000 Teilnehmer und damit so viele wie noch nie haben könnte, wird der Spitzenreiter einen Gewinn von rund 3,4 Millionen Euro verkünden. Zudem erhielt Dynamo die Drittliga-Lizenz zum ersten Mal ohne wirtschaftliche Auflagen und das Nachwuchsleistungszentrum kürzlich drei Sterne vom Verband. Es erfüllt damit „obere Qualitätsanforderungen“.

Ein flaues Gefühl bleibt dennoch, sehr wahrscheinlich historisch bedingt: Diese SGD und durchweg gute Nachrichten – das erschien jahrelang unmöglich. Dem hält Schäfer seine aktuellen Empfindungen entgegen. „Ich habe jetzt das gute Gefühl: Dynamo Dresden bekommt die PS auf die Straße, die in diesem Verein stecken“, sagt der 39-Jährige, der drei Tage vor dem Zweitliga-Abstieg am 11. Mai 2014 den Geschäftsführer-Posten übernommen hat, und er meint: „Es war von Anfang an ein Traumjob, weil es sehr viel Spaß macht, hier etwas zu bewegen. Der Anfang nach dem Abstieg war natürlich schwierig.“

Gleiches gilt auch für Minge. Im Februar 2014 trat er seine zweite Amtszeit an, nachdem der 55-Jährige von 2007 bis 2009 schon einmal als Geschäftsführer Sport bei Dynamo gearbeitet hat – und wegen mangelnder Unterstützung, nicht zuletzt durch den Aufsichtsrat, zurückgetreten ist. Das aber ist derzeit kein Thema, wie er schon im SZ-Interview durchblicken ließ. Demnach sind Vertrauen und das Gefühl, gewollt zu sein und fair behandelt zu werden, für den früheren Angreifer das Wichtigste. „Loyalität eben“ – und damit Dinge, die sich ohnehin nicht in einen Vertrag schreiben lassen.

Solange sich daran nichts ändert, wird sein Platz beim Heimspielen weit über Kreische und Wätzlich sein, rein räumlich gesehen. Auf der Pressetribüne direkt unterm Stadiondach verfolgt Minge die Spiele. Hier hat er den besten Überblick und beobachtet genau, was ringsherum passiert.