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Dynamos besonders brisantes Derby

In Aue geht es am Sonntag um mehr als drei Punkte. Auf dem Spiel steht auch Dresdens Ruf als Krawallklub.

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Von Tino Meyer

Mit dem Begriff Derby kann Peter Pacult nicht so recht etwas anfangen. Zumindest nicht, wenn die Dresdner Dynamos im hundert Kilometer entfernten Aue beim FC Erzgebirge antreten müssen. Dresdens Trainer ist da anderes, Größeres und Spektakuläreres gewohnt. Zum Beispiel aus seiner aktiven Zeit, als er mit 1860 München gegen den Stadtrivalen FC Bayern gespielt hat. Oder auch zuletzt in Wien bei seinem Engagement bei Rapid, „wenn du gegen die Austria spielst, die 500 Meter weiter zu Hause ist“. Trotzdem freue er sich auf dieses 82. sächsische Duell am Sonntag, auf eine besondere Atmosphäre im Stadion. Das seien gute Momente, um besondere Leistungen zu bringen.

Besonders wird diese Partie auf jeden Fall, und das in vielerlei Hinsicht. „Derbys gegen Aue haben immer eine große Brisanz in sich. Nur diesmal ist es noch brisanter“, meint Sebastian Schuppan. Dafür, so Dynamos Abwehrspieler, müsse man nur auf die Tabelle schauen. Sowohl Aue als auch Dresden haben 24 Punkte, stecken also mittendrin im Abstiegskampf. Das allerdings mit einem kleinen, aber gravierenden Unterschied: Während es bei Dynamo mit drei ungeschlagenen Spielen und insbesondere dem Sieg gegen Spitzenreiter Hertha BSC offenbar aufwärtsgeht, steht Aue – noch ohne Sieg in diesem Jahr – vorm Absturz. Und bei einer Niederlage zudem ohne Trainer da.

Präsident Lothar Lässig lässt jedenfalls kaum einen Zweifel daran, dass Karsten Baumanns Zukunft im Erzgebirge von dem einen Spiel abhängt. „Wir werden uns das anschauen. Aber wenn die Mannschaft so auftritt wie beim 0:3 bei Union, wenn sie keine Reaktion zeigt, nicht kämpft, dann ist auch dem Trainer nicht mehr zu helfen“, sagt Lässig, der am vergangenen Montag bereits eine Personalentscheidung getroffen und Sportdirektor Steffen Heidrich entlassen hatte. Anders als der frühere Dynamo-Spieler ist sich Baumann des Ernstes der persönlichen Situation bewusst: „Nach dem Auftritt in Berlin kann ich verstehen, dass der Präsident so denkt“, sagt der Noch-Trainer.

Neben dem sportlichen Aspekt sind es aber auch die Randerscheinungen der vergangenen Wochen, die für eine besondere Brisanz sorgen. Dynamo wollte nach den Vorfällen in Kaiserslautern, wo es vor vier Wochen nach dem Spiel zu schweren Krawallen kam, freiwillig auf eigene Fans verzichten. Aue verkaufte die 2 700 Gästetickets dennoch in Eigenregie über einen Dynamo-Sponsor in Dresden und wird den Block mit 250 Ordnern überwachen. Beide Vereine meinen aber, dass sie im Falle von Ausschreitungen im Dresdner Block nicht haftbar gemacht werden, was wiederum der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Vorfeld nicht kommentieren will.

Das Stadion wird damit nun doch mit 15.700 Zuschauern ausverkauft sein. „Wir sind heilfroh, dass unsere Fans da sind. Das ist das Wichtigste. Gegen Hertha haben wir bewiesen, dass wir eine Super-Einheit sind und zusammen vieles möglich ist“, sagt Schuppan, nimmt die Fans aber auch in die Pflicht: „Ich hoffe, dass sie uns feiern – und die Punkte, die wir hoffentlich mitnehmen.“ Für Schuppan ist das friedliche Miteinander momentan die einzige Möglichkeit, „unser Image wieder reinzuwaschen“. Die Bestätigung von Dynamos Pokalausschluss durch das DFB-Bundesgericht hält er für falsch. „Das ist mehr als traurig. Wir Spieler haben darauf keinen Einfluss, fühlen uns hilflos. Wir versuchen, Fußball zu spielen, werden aber daran gehindert. Das zu verstehen, ist nicht einfach.“ (mit dpa)