Merken

Dynamos Demut

Dresden ist Aufstiegsfavorit, steht nach zwei Spieltagen aber nicht an der Tabellenspitze. Das ist vielleicht ganz gut so.

Teilen
Folgen
© PICTURE POINT

Von Daniel Klein

Die Stimmung war wie das Ergebnis – geteilt und irgendwie unentschieden. Was soll man nur anfangen mit so einem 1:1 beim Aufsteiger Würzburg? Sich freuen über das Tor zum späten Ausgleich? Oder sich ärgern, weil man bei einer 75-minütigen Überzahl „natürlich den Anspruch hat, das Spiel zu gewinnen“, wie es Justin Eilers formulierte?

Unmittelbar nach Spielende im nostalgischen und in Eiltempo auf Drittliga-Niveau umgerüsteten Stadion am Dallenberg überwog unter den Dynamos der Frust über die vergebene Chance. Nicht etwa, weil man durch das Remis den Sprung an die Tabellenspitze verpasst hat, was nach dem 2. Spieltag ohnehin eine dürftige Aussagekraft hat. Vielmehr herrschte Verdruss, weil man sich ein kleines Punktepolster hätte aufbauen können für die Zeiten, wenn die wirklich starken Kontrahenten kommen.

So aber steht Dynamo – durch die Pokalpause – fast 14 Tage auf Tabellenplatz drei. Was sich in etwa so interpretieren lässt: alles im Plan, alles im Lot, aber noch nicht alles perfekt. Oder wie es Uwe Neuhaus ausdrückte: „Wir haben immer schon gewusst, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit.“ Diese Erkenntnis, betonte der Trainer in Würzburg, sei jedoch nicht neu. „Auch schon nach dem 4:1 gegen Stuttgart gab es genügend Ansätze. Die sind durch den hohen Sieg aber etwas ins Hintertreffen geraten.“ Und meint damit wohl die öffentliche Wahrnehmung. Deshalb hatte er schon vor einer Woche einen Satz gesagt, den man selten von einem Trainer hört: „Ich bin sogar ganz froh, dass der Sieg nicht um ein, zwei Tore höher ausgefallen ist.“

Die Gefahr, dass im ohnehin sehr euphorischen Dynamo-Umfeld der Blick auf die Realität verloren geht, wäre dann noch größer gewesen. Beim Remis gegen Liganeuling Würzburg konnte man die Defizite im Spielaufbau dann nicht mehr übersehen, sie wurden auch nicht durch einen Sieg überdeckt. „Daran werden wir arbeiten“, kündigte Neuhaus an.

Und dafür ist jetzt genügend Zeit. Der neue Cheftrainer, der ohnehin nichts dafür kann, dass die Schwarz-Gelben die Qualifikation für den DFB-Pokal in der vergangenen Saison leichtfertig verspielt hatten, kann der Pause sogar etwas Positives abgewinnen. „Wir werden in den kommenden Tagen auch konditionell etwas vorbereiten, wofür in den englischen Wochen dann definitiv keine Zeit bleibt.“ Neuhaus hat immer das Fernziel Aufstieg im Blick – und nicht die Tabellenführung nach dem 2. Spieltag.