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Eichen kippen auf den Mulderadweg

Mehrfach sind anscheinend gesunde Bäume plötzlich kollabiert. Aber was kann man dagegen tun?

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die Eiche ist das Sinnbild für Standfestigkeit. Aber ist das wirklich so? Stadtgärtner Gerd Lauterbach erhielt die Nachricht am Sonntag in der Sauna: Zwischen Großbauchlitz und Technitz lag eine große Eiche quer über dem Radweg, daneben noch zwei kleinere Bäume. Einfach umgefallen, entwurzelt. Der Grund? Rätselhaft. Einen Sturm hatte es nicht gegeben. Lauterbach hat den Stamm zersägt, damit die Radfahrer und Fußgänger ein Weiterkommen haben. Die Eiche sei gesund gewesen, sagte Lauterbach.

Ein Einzelfall ist das nicht. Bereits am Donnerstag mussten die Stadtgärtner wieder die Säge ansetzen. Am Mulderadweg zwischen Klostergärten und Großbauchlitz zerrten sie mit dem Radlader einen Baum beiseite und zersägten ihn. Wieder war die Eiche einfach entwurzelt, wieder war sie äußerlich gesund. Allerdings war der Stamm im unteren Teil im Inneren verfault. „Von außen ist das nicht zu sehen“, sagte Lauterbach. Gleich in der Nähe war schon im vorigen Jahr eine Eiche über den Weg gekippt.

Über die Ursachen kann Lauterbach nur spekulieren. „Die Eichen haben eine Wurzelkrankheit, die bilden keine Faserwurzeln“, sagt er. Die Bäume standen alle am Fuß des Hanges mehr oder weniger auf steinigem Untergrund. „Vielleicht haben sie ein Gewicht erreicht, bei dem die Wurzeln sie nicht mehr halten konnten“, so Lauterbach.

Die Bäume im Stadtgebiet werden von den Stadtgärtnern regelmäßig kontrolliert und gefällt oder zurückgeschnitten, wenn sie krank sind. Im Falle der Eichen am Radweg verhält es sich aber anders, sie stehen im Wald. Für diese Bäume ist Revierförster Dirk Tenzler zuständig – und auch er kontrolliert in der Regel zweimal im Jahr. Bei seiner letzten Begehung zwischen Großbauchlitz und Technitz habe er nichts Außergewöhnliches an den Bäumen feststellen können. Totholz, Pilze an Stamm und Ästen – Fehlanzeige. Und auch nach Besichtigung des herausgerissenen Wurzelstocks bleibt für Tenzler die Ursache unklar. „Im Grunde kann man nichts dagegen machen. Das ist höhere Gewalt“, sagte er. Die einzige Lösung wäre, die Bäume auf einem Streifen von 30 Metern neben dem Radweg herauszureißen. „Aber das kann keiner wollen. Es wäre auch gegen den Naturschutz. Auch wegen der Bodenerosion kann man keinen Kahlschlag betreiben. Sonst hat man statt umgefallener Bäume plötzlich Erdrutsche“, sagte Tenzler.

Erst vor einigen Wochen war an der Margarethenmühle eine anscheinend gesunde Eiche ganz unvermittelt umgefallen und hatte ein Auto zertrümmert. Möglicherweise seien Umwelteinflüsse die Ursache dafür, dass die Bäume umkippen. „Die Wurzeln bilden sich zurück. Von außen sehen sie aus wie das blühende Leben. Das betrifft auch Roteichen und Buchen“, sagte Tenzler. „Über die Ursachen streiten sich die Wissenschaftler.“

Eigentlich bilden Eichen Pfahlwurzeln aus, die sie festhalten. Die umgefallenen hatten keine. Tenzlers Theorie, warum gerade jetzt die Bäume reihenweise kippen: Nach den Niederschlägen der vergangenen Tage haben sie vielleicht vermehrt Wasser aufgenommen und hatten das Übergewicht bekommen. „Dagegen gibt es kein Rezept.“