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Eichhörnchen mit Luftgewehr erschossen

Beim Röntgen entdeckte der Tierarzt das Projektil. Nun ermittelt die Polizei und sucht Zeugen.

Von Peggy Zill
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Die Röntgenaufnahme zeigt das Geschoss, das im Rücken des Eichhörnchens steckt.
Die Röntgenaufnahme zeigt das Geschoss, das im Rücken des Eichhörnchens steckt. © Elblandtierarzt

Meißen/Weinböhla. Tierarzt Michael Kluge hatte am Sonntag Notfallbereitschaft, als ihn der Hilferuf einer Frau aus Meißen ereilte. Die 72-Jährige war spazieren und hatte ein verletztes Eichhörnchen am Questenberger Weg in Meißen gefunden. „Als es in die Praxis kam, war es schon am Sterben“, erzählt der Tierarzt, der gemeinsam mit Jörg Schumann die Praxis Elbtaltierarzt in Weinböhla und Radebeul betreibt. 

Zunächst sei er von einem Unfall ausgegangen, weil das Tier querschnittsgelähmt war. Doch bei der genaueren Untersuchung entdeckte er die Schussverletzung, und beim Röntgen wurde das Projektil sichtbar, das im Rücken des Eichhörnchens steckte. Ein Diabolo, das mit einem Luftgewehr abgefeuert worden sein muss. 

Michael Kluge informierte die Polizei. Das tote Tier sei nun für forensische Untersuchungen sichergestellt worden. „Ich hoffe, dass da was passiert, dass es zumindest nicht wieder vorkommt“, sagt Michael Kluge. Denn den Täter zu ermitteln, dürfte schwer werden.

Ähnliche Vorfälle habe es in letzter Zeit laut Polizei nicht gegeben. Die Beamten ermitteln nun wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung. Der Questenberger Weg sei eine recht übersichtliche Siedlung, so ein Polizeisprecher. 

Vielleicht sei jemandem aufgefallen, wer am Sonntag gegen 17.30 Uhr mit einem „Knicker“ in der Gegend herumhantiert hat. Hinweise nehmen die Polizeidirektion Dresden unter Telefon 0351 4832233 oder das Polizeirevier Meißen entgegen.

Als das Eichhörnchen in die Praxis „Elbtaltierarzt“ nach Weinböhla kam, war es zwar schon querschnittsgelähmt, lebte aber noch.
Als das Eichhörnchen in die Praxis „Elbtaltierarzt“ nach Weinböhla kam, war es zwar schon querschnittsgelähmt, lebte aber noch. © Elbtaltierarzt

Wer ein Eichhörnchen tötet, verstößt nicht nur gegen das Tierschutzgesetz, sondern auch gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Das Europäische Eichhörnchen ist als einheimische Tierart gelistet und zählt damit zu den besonders geschützten Tieren. Diese dürfen weder getötet, noch verletzt oder gefangen werden. 

Je nach Bundesland drohen bis zu 50.000 Euro Strafe, sagt Jaqueline Gräfe. Sie betreibt in Dresden die Auffangstation für Eichhörnchen „Hörnchenhausen“ und ist Mitglied im Verein Eichhörnchen Notruf, mit dem auch Tierarzt Michael Kluge zusammenarbeitet. 

„Ich hoffe, dass jemand etwas gesehen oder gehört hat“, sagt Jaqueline Gräfe. Dass auf Eichhörnchen geschossen wird, habe sie – Gott sei Dank – noch nie gehört. Schließlich stören die kleinen Nager auch niemanden. Sie machen höchstens mal ein bisschen Unordnung im Blumenbeet, wenn sie ihre Nüsse verstecken.

Wer den Eichhörnchen etwas Gutes tun möchte, der kann eine Futterstation mit Wal- und Haselnüssen im Garten aufstellen. Auch Sonnenblumenkerne naschen die Eichhörnchen gern. „Und man sollte darauf achten, immer mal ein Schälchen mit Wasser rauszustellen“, rät Gräfe.

Und bald sollten Spaziergänger auch wieder wachsamer unterwegs sein. In wenigen Wochen wird es den ersten Hörnchen-Nachwuchs geben, wie Jaqueline Gräfe sagt. Der purzelt manchmal aus dem Kobel, dem Nest, und braucht dann Hilfe.

Wer ein hilfloses Eichhörnchen sieht, findet hier Hilfe.