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Eiersuche im Kloster

Der Osterhase lockt in den Tierpark und auf den Klosterhof. Das Wetter hat an beiden Tagen unterschiedliche Laune.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Riesa. Die flauschigen Langohren sind schon von der Straße aus zu erkennen. Munter wackeln die hellbraunen Löffel hinter dem Zaun auf und ab. „Ich hab den Osterhasen gefunden“, ruft ein kleiner Junge aus und stürmt auf den Eingang des Tierparks zu. Tatsächlich wartet dort ein menschengroßes Exemplar des Osterhasen und verteilt Süßigkeiten an die kleinen Besucher. „Hoffentlich friert der Hase nicht“, sagt der Junge zu seiner Mutter.

Lange hatten Tierpark-Chef Gerhard Herrmann und sein Team gehofft, am Ende hat sich ihr Wunsch nicht erfüllt. Das Wetter meint es am vergangenen Sonntag nicht gut mit dem Tierpark. Die Temperaturen liegen leicht über dem Gefrierpunkt, den Himmel überzieht eine graue Decke, ein eisiger Wind frisst sich unter die Jacken und Mäntel. Wenigstens bleibt es lange Zeit trocken. Doch es gibt bessere Bedingungen für den Start in die Saison. Der Tierpark ist zwar ganzjährig geöffnet, doch Ostern gilt als erste große Aktion des Jahres. Rund 1000 Besucher kommen normalerweise, es könnten dieses Mal weniger gewesen sein.

Doch der Osterfreude tut das keinen Abbruch. Diejenigen, die ihren Weg in den Tierpark finden, kommen auf ihre Kosten. Die Kinder vergnügen sich zwischen den Zwerg-Eselinnen im Streichelgehege oder beobachten vom unterirdischen Standpunkt aus das Treiben im Affengehege. Die Eltern interessieren sich derweil eher für die Aussicht vom Turm oder die heimlichen Stars des Osterwochenendes: Küken der vom Aussterben bedrohten Sachsenhühner.

„Ich finde es toll, dass es im Tierpark immer etwas zu lernen gibt“, sagt Gisela Friedrichs. „Ich wusste beispielsweise nicht, dass das Sachsenhuhn gefährdet ist. Da erfährt man gleich etwas, das man an die Jugend weitergeben kann.“ Die ältere Dame ist am vergangenen Sonntag mit ihren zwei Enkelinnen im Tierpark. Die toben sich während des Gesprächs an der Rutsche aus. „Den beiden war völlig egal, wie kalt es heute ist. Für sie stand schon vor einer Woche fest, dass sie am Ostersonntag mit der Oma in den Tierpark gehen“, verrät die Rentnerin mit einem Lächeln.

Hin und wieder ziehen Familien vorüber. Das Wetter kann nicht alle abschrecken. „Natürlich wäre es bei Sonnenschein und 30 Grad ein schönerer Sonntagsausflug“, sagt Peter Mohr. Der Familienvater ist derzeit mit Frau und Sohn zu Besuch bei den Großeltern in Riesa. „Aber der Tierpark ist auch bei etwas schlechteren Temperaturen möglich. Wenn es denn nicht gerade regnet.“ Sohn Daniel sieht das genauso. Er beäugt interessiert das Treiben im Gehege der Mufflons. „Ich mag die Tiere und den Park“, sagt der Neunjährige. „Die Leute hier sind sehr lieb und haben einen schönen Garten.“

Ein Lob, das Gerhard Herrmann und sein Team sicher gern hören. Die begeisterten Besucher sind am vergangenen Sonntag Balsam für die vom Wetter geschundene Seele. Mit ein bisschen Sonnenschein hätte der Startschuss zu Ostern ein fulminanter sein können, der Tierpark hat sich mächtig in Schale geworfen. Doch das Wetter lässt sich nun einmal nicht lenken, dafür sorgen die flauschigen Langohren am Eingang des Tierparks für Aufsehen bei den Kindern. Der Osterhase überzeugt sicher den ein oder anderen trotz des Wetters zum Kommen.

Und wem es draußen zu kalt ist, der flüchtet sich in den Klosterflügel. Zwischen den Aquarien ist es herrlich warm. Auf der anderen Seite der Gemäuer geht es einen Tag später österlich weiter. Der traditionelle „Osterspaziergang“ lockte bei herrlichem Sonnenschein in den Klosterinnenhof. Zu erleben gab es zahlreiche Bastel- und Bewegungsspiele, eine Osterolympiade, Kinderschminken und eine Kindergärtnerei. Auch hier war der Osterhase mit von der Partie. Hinter ihm liegt ein arbeitsreiches und wechselhaftes Wochenende.