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Eigenheime statt linker Jugendarbeit

Das Conny-Wessmann-Haus wird abgerissen. Die Stadt müsste das Haus sonst komplett sanieren.

Von Birgit Ulbricht
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Die Stadt wird das marode Gebäude abreißen und aus dem Grundstück zwei Bauplätze für Eigenheime ausweisen. Ein neues Conny-Wessmann-Haus wird es nicht geben.
Die Stadt wird das marode Gebäude abreißen und aus dem Grundstück zwei Bauplätze für Eigenheime ausweisen. Ein neues Conny-Wessmann-Haus wird es nicht geben. © Anne Hübschmann

Großenhain. Es wird kein neues Conny-Wessmann-Haus geben. Die Stadt wird das marode Gebäude abreißen und aus dem Grundstück zwei Bauplätze für Eigenheime ausweisen. Ziele: eine Kostenbilanz plus/minus null. Das ist das Ergebnis einer letztmaligen Diskussion im Stadtrat. Einer durchaus kontroversen Debatte, denn nach der Auflösung des Vereins für alternative Jugendarbeit hatte sich nun plötzlich eine neue Gruppe Jugendlicher gefunden, die das Conny-Haus weiterführen wollte.

Der Verein KuBiC in Gründung (Kultur- und Bildungswerkstatt im Conny) hatte sich für den Erhalt des Kulturzentrums ausgesprochen und auch ein entsprechendes Konzept bei der Stadt eingereicht. Allerdings ohne Anschrift und Unterschriften – was bei Stadtrat Kai-Uwe Schwokowski zu Unbehagen führte, man wisse gar nicht, mit wem man es hier zu tun habe. „Torpedo“ nannte er den Vorstoß sogar, sprich, man wisse nicht, woher er komme und worauf er abziele. 

Mancher Stadtrat fürchtete ein neues „Connewitz“, ob der sehr alternativen Themen im Konzept. Bei den jungen Leuten handelte es sich ausnahmslos um frühere Großenhainer, Priestewitzer oder Ebersbacher, die inzwischen mehrheitlich in Dresden und Leipzig wohnen und in Großenhain ihre Erfahrungen einbringen wollten. Deshalb wollte Harald Kühne von der Linken das Conny-Wessmann-Haus auch gern behalten und auch andere, wie Kai-Michael Riepert, wollten die „Tür des Conny-Wessmann-Hauses nicht endgültig zuschlagen“, so die Formulierung. 

Doch dem Rathaus ging es um etwas gänzlich anders. Mit der Selbst-Auflösung des Vereins für alternative Jugendarbeit ist auch der Bestandsschutz für das Objekt erloschen. Eine neue Nutzung hätte eine vorherige Komplettsanierung erfordert. Vorsichtige Schätzungen lagen bei knapp 200 000 Euro, realistische bei bis zu einer halben Million.

 „Wir brauchen keine neue Großbaustelle“, erklärte Oberbürgermeister Sven Mißbach. Selbst, wenn die Stadt den Neuaufbau des Hauses leiste – falls die jungen Leute dann irgendwann weg seien, sitze man als Stadt wieder auf dem Objekt, das dann schwerlich als etwas anderes zu nutzen ist.

 Stadträtin Andrea Kriebel gab zu bedenken, es sei nie gut, von außen ein Konzept für eine Immobilie zu entwickeln. So was gehe meistens nicht gut, auch für die jungen Leute nicht, die sich damit übernehmen. Interessant war die Anregung, für Jugendarbeit generell auch mal über mobile Container nachzudenken, und die Ankündigung, die Stadt könne sich ein Jugendcafé an der Frauengasse vorstellen. Da wird es noch manche Diskussion geben.