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Ein Beamter im Eiskanal

Bob-Pilot Francesco Friedrich wurde zum Polizeiobermeister befördert. Und verkündet sein nächstes großes Ziel.

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© Norbert Millauer

Von Maximilian Helm

Pirna. Ein Zusammenschnitt der Olympischen Winterspiele 2018 läuft auf der Leinwand. Francesco Friedrich verzieht keine Miene, als er sich seine Goldfahrt im Viererbob zum vermutlich hundertsten Mal ansieht. Schließlich bricht Jörg Baumbach das Schweigen. Der Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna spricht über die Erfolge Friedrichs und über die Bedeutung des Spitzensportes innerhalb der Polizei, deren Angehörige bei den letzten Winterspielen sieben Goldmedaillen gewannen.

Doch der wirkliche Anlass der Veranstaltung am Montag hat ausnahmsweise nichts mit Friedrichs sportlichem Erfolg zu tun. Er wurde in der Bundespolizeidirektion Pirna zum Polizeiobermeister befördert. Diesen Dienstgrad erreichen Polizisten drei Jahre nach dem Abschluss ihrer Ausbildung. Friedrich zeigt sich dankbar: „Ohne das duale System wäre dieser sportliche Erfolg nicht möglich“.

Fünfter WM-Sieg im Zweier angepeilt

Der 28-Jährige ist Teil eines besonderen Programms für Spitzensportler innerhalb der Polizei, die es ihnen ermöglicht, Sport und Beruf zu vereinen. Die Ausbildung, die sonst zwei Jahre andauert, streckt sich auf vier Sommer und wird im bayrischen Bad Endorf absolviert. Im Gegenzug können die Sportler in den freien Wintern ihrer Leidenschaft nachgehen und haben nach ihrer Profikarriere eine berufliche Perspektive: „80 Prozent dieser Sportler werden später ‚ganz normale‘ Polizisten“, so Präsident Baumbach. Auch Arnd Peiffer, Biathlet und ebenfalls Olympiasieger, ist Teil dieses Programms.

Francesco Friedrich, der mit 15 Jahren das erste Mal in einem Bob saß, ist seit sieben Jahren Angehöriger der Bundespolizei. Nach seinem Abitur 2008 in Altenberg und einem Jahr bei der Bundeswehr entschied er sich für eine Ausbildung bei der Bundespolizei. Seit 2015 ist er Polizeimeister, freigestellt für Sport und Training. So kann er sich, neben regelmäßigen Terminen wie Schießübungen und Erste-Hilfe-Kursen, vollständig seinem Sport widmen. Seit einem Monat ist der Bobprofi zudem Beamter auf Lebenszeit. „Obwohl ich mich sehr über die Beförderung zum Polizeiobermeister freue, war dies der wichtigere Schritt“, gibt er zu.

Auch Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) ließ es sich nicht nehmen, „dem Franz“ noch einmal persönlich zu gratulieren. Er sei froh, jemanden wie Friedrich in der Stadt zu haben. Das erklärte Ziel des Wintersportlers ist nun, mit seinem fünften WM-Sieg im Zweierbob in Folge diesen Winter den Rekord des Italieners Eugenio Monti von 1957 bis 1961 einzustellen.

Neben der Beförderung des Bobprofis gab es am Montag bei der Bundespolizei noch einen Grund zum feiern: Polizeihauptmeister Mario Gottschalk wurde für sein 40-jähriges Dienstjubiläum geehrt. Gottschalk, gelernter Maschinen- und Anlagenmonteur, kam über die Arbeit als Flugtechniker bei der NVA zur Grenzpolizei. Seit 1993 ist er im Personalrat der Bundespolizei aktiv.

Francesco Friedrich kann sich indes kaum vor Ehrungen retten. In drei Wochen soll er zum Ehrenbürger der Stadt Pirna ernannt werden. Diese Auszeichnung gilt lebenslang, es gibt mit der Puppenspielerin Ingeburg Fülfe zurzeit nur eine weitere Titelträgerin. Die Verleihung findet am 23. November im Rathaus statt. Und in seiner bescheidenen Art wird Friedrich wohl auch das klaglos über sich ergehen lassen.

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