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Ein belgischer Detektiv ermittelt in Freital

Die Spielbühne plant bis zum Sommer drei Premieren – und danach einen großen Umzug.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Freital. Sie sitzen in der Falle, David und Sandra, eingeschlossen mit einem Toten in einer fremden Wohnung im fünften Stock eines Hauses irgendwo in London. Draußen hämmert die Polizei an die Tür. Die Lage scheint aussichtslos zu sein. Wieder einmal hat Agatha Christie, Englands größte Kriminalautorin, moralisch verwerfliche Gestalten in die Enge getrieben. In diesem Fall droht ihnen sogar der Tod durch den Strang. Ob „Die Ratten“ doch noch ein Schlupfloch finden, erfährt der Zuschauer im Juni in der Spielbühne Freital.

Das Stück um das verzweifelte Pärchen und einen gnadenlosen Rächer ist einer von drei Einaktern, die der Freitaler Regisseur und Schauspieler Mario Grünewald mit dem Amateurtheater inszeniert. „Die Patientin“, die einen Mörder überführt, und „Das Wespennest“, in dem der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot einen Mord untersucht, der sich noch gar nicht ereignet hat, heißen die beiden anderen Miniaturen. Hochspannung ist garantiert, denn Agatha Christie, deren 1934 erschienener „Mord im Orient-Express“ erst kürzlich als Neuverfilmung im Kino lief, beherrscht auch die kleine Form der Kriminalgeschichten meisterhaft.

Mario Grünewald, der ein großer Fan der Schriftstellerin und des klassischen Krimis überhaupt ist, findet die Einakter „knackig“ und passend für das Freitaler Amateurtheater. Mit der Spielbühne brachte er vor zehn Jahren mit „Die Mausefalle“ bereits Agatha Christies Bühnenklassiker schlechthin heraus, in dem er sogar selbst die Rolle des Mörders übernahm. Für den 50-Jährigen sind die kurzen Stücke nun eine ganz andere künstlerische Herausforderung. „Da wird es viel schneller kriminell“, sagt Grünewald und lacht.

„Der Vorteil gegenüber einem langen Stück ist, dass man auch mal nur einen der drei Einakter aufführen kann, weil sie inhaltlich nichts miteinander zu tun haben“, sagt der Regisseur. Auch die Rollen kann er so flexibler besetzen, mit elf Schauspielern ist das Personal relativ üppig. Kurze Stücke werden immer wieder bei der Spielbühne angefragt, weiß Intendantin Kerstin Hofmann. Für Firmen- und Geburtstagsfeiern zum Beispiel oder Gastspiele. Da kann das Ensemble dann auch außerhalb der Spielbühne beste Unterhaltung bieten. Grünewalds Inszenierungen jedenfalls waren bislang stets Publikumsrenner, wie zuletzt die rasante Komödie „Außer Kontrolle“.

In der spielte auch der Dresdner Maximilian Gramza mit, der nun in allen drei Einaktern jeweils eine Rolle übernimmt, unter anderem die der „Ratte“ David. Gramza, damals 18 Jahre alt, gab 2015 in „Gretchen 99ff“ im Schlosspark Burgk sein Debüt in Freital. Mittlerweile gehört der junge Mann, der in Mittweida soziale Arbeit studiert und in einem Kinder- und Jugendheim in Freital arbeitet, zu den aktivsten Mitgliedern der Spielbühne. Aktuell ist er derzeit als Schauspieler in „König Drosselbart“ und „Die Beleidigten“ zu sehen. Und führt jetzt zum ersten Mal Regie. Mit der Kindergruppe der Spielbühne, die er seit Januar leitet, inszeniert Gramza derzeit das Märchen „Schneewittchen“.

In dem Klassiker nach der Vorlage der Brüder Grimm spielen dreizehn Kinder im Alter von fünf bis dreizehn Jahren mit. Für Gramza, der immer montags probt, ist es mitunter nicht einfach, den quirligen Haufen zu disziplinieren. Die Vereinsvorsitzende Kerstin Hofmann, deren zwölfjähriger Sohn Janek den Zwerg „Süffel“ spielt, beobachtet das Treiben indes mit viel Freude. „An Nachwuchs mangelt es uns nicht“, freut sie sich. Auch die Jugendgruppe, betreut von Andrea Kempe und neuerdings auch von Gisela Donath, ist wieder recht aktiv. Im März soll das Improvisationsstück „Alltag“ Premiere haben, das Andrea Kempe mit den Jugendlichen entwickelt.

Ansonsten, sagt Kerstin Hofmann, seien viele Projekte in der Schwebe, etwa die Inszenierung der „Weihnachtsgans Auguste“ unter der Regie von Gisela Donath. Das hat sehr viel mit der ungewissen Zukunft der Räumlichkeiten im ehemaligen Kupplungswerk in Döhlen zu tun. „Bis Jahresende können wir erst einmal hier bleiben, was danach kommt, ist offen“, sagt die Intendantin. Ein Umzug scheint jedenfalls unausweichlich. „Wir prüfen derzeit zwei Alternativen“, sagt Kerstin Hofmann, ohne Details zu nennen. „Es ist noch nichts entschieden, und ohne vorher die Mitglieder zu fragen, tun wir das auch nicht.“

Möglicherweise wird die Spielbühne aber bereits im Sommer die Koffer packen müssen, um die neue Spielzeit im Herbst nicht zu gefährden. Dann wäre der neue Krimi mit den „Ratten“ Sandra und David die letzte Premiere des Amateurtheaters im einstigen Speisesaal des vor mehr als zwanzig Jahren stillgelegten Betriebes.

Premieren in der Spielbühne: 22. April, 17 Uhr, „Alltag“ (Jugendgruppe); 28. April, 17 Uhr, „Schneewittchen“ (Kindergruppe), 3. Juni, 19 Uhr, Krimi; Gastspiele: 4. März, 19  Uhr, „Der Fremde“, Drama von Albert Camus, mit Mario Grünewald und Tom Quaas; 26. März, 20 Uhr, Marcel Brell, Liedermacher; Tickets: Tel. 0351 6521955.

Infos im Internet.