Merken

Ein Bus zum Experimentieren

Ein Doppeldecker tourt durch die Region. Das Team an Bord möchte vor allem junge Leute für Technik begeistern.

Teilen
Folgen
© Rocci Klein

Von Rocci Klein

Neukirch. Ein Doppelstockbus, in dem einst Rockstars und Bands durchs Land zogen, wurde vor wenigen Monaten zum Labor für Jung und Alt umgebaut. An dem auffallend schwarzen Fahrzeug ist in Großbuchstaben das Wort „Fabmobil“ zu lesen. Am Freitagnachmittag machte es in Neukirch Station. Ein Besuch außer der Reihe. Ansonsten ist der Doppeldecker montags aller 14 Tage in der Oberlandgemeinde. Das Wort Fab stammt aus der Umgangssprache von Fablab, ein Fabriklabor. Aber was macht so ein Labor in einem Bus?

Zwei Männer, die aus der Oberlausitz stammen, hatten vor über einem Jahr die Idee, ein mobiles Labor zu schaffen, das mit modernster Technik ausgestattet ist. „Grade im ländlichen Raum fehlt so etwas. Diesen Raum wollen wir mit der Idee bespielen“, sagt Sebastian Piatza, einer der beiden Erfinder des Fabmobils. Er und Christian Zöllner studierten Produktdesign, gründeten eine Firma und spezialisierten sich auf das Erfinden von neuen Dingen mit ganz neuen Technologien. Ihr Know-how geben sie nun an andere weiter – eben im Fabmobil, das vollgepackt ist mit moderner Technik zum Anfassen und Ausprobieren. Im Bus befinden sich 3D-Drucker, Lasercutter, CNC-Fräsen, Bohrmaschinen und anderes Werkzeug, Computer in allen Formen und noch jede Menge andere Zukunftstechnologien. Auch eine kleine Wissensbibliothek und einige Arbeitsplätze gehören zum Innenleben des fahrenden Zukunftslabors.

Vom Bandbus zum Kreativ-Doppeldecker

Da es solch einen Labor-Bus noch nicht gab, machten sich Sebastian Piatza und Christian Zöllner auf die Suche und fanden einen Doppeldecker-Bus in der Nähe von Hof. Begutachtet und gekauft! In den Bus, mit dem einst unter anderem DJ Bobo fuhr, sollte nun ein komplett neues Innenleben entstehen. Mit einigen Freunden und Firmen aus der Heimat stattete man in Singwitz das Fahrzeug komplett neu aus: Tische, Schränke, Stühle – und vor allem: viel Technik. Das war ein sehr großer Aufwand, der sich am Ende aber gelohnt hat.

Mit diesem Bus ziehen die zwei Jungs sowie weitere Helfer nun durch den Osten der Republik. Acht Schulen, darunter das Goethe-Gymnasium Bischofswerda, Sorbische Gymnasium und die Sorbische Oberschule in Bautzen sowie die Oberschulen in Weißenberg, Sohland und Schirgiswalde sowie vier Jugendeinrichtungen zählen zu den festen Standorten, die regelmäßig angesteuert werden. „Wir binden die Technologien in unserem Bus direkt in den Unterricht ein“, sagte Reno Rössel, der das Projekt unterstützt. Speziell betrifft dies das Fach Wirtschaft-Technik-Haushalt und den Englischunterricht. So wurden für unterschiedliche Zielgruppen Workshops entwickelt. Es geht dabei um die Kreativtechnologie und um neue Produktionsmöglichkeiten, spezialisiert auf den 3D-Druck von Modellen. Interessenten können selbst dreidimensionale Modelle entwerfen und im Bus drucken. Zuvor werden diese Modelle am Computer bearbeitet und modifiziert. Dabei entstehen zum Beispiel Figuren, Schlüsselanhänger oder kreativ gestaltete Lampenständer. „Wir spielen hier viel zwischen 2D und 3D,“ beschrieb Reno Rössel die Arbeit. Dass diese Arbeit spielerisch abläuft, ist den Initiatoren wichtig. Denn so haben die Jugendlichen noch mehr Spaß an dem Projekt. Sie wechseln zwischen der digitalen Arbeit und Handarbeit.

Jugendliche für Technik begeistern

Bei jungen Leuten kommt das Angebot sehr gut an. Lorenz Proko aus Briesing findet es „cool, wenn ein paar Leute zusammenkommen, die sich für Technik interessieren“. Auch Niklas Schollbach aus Großdubrau nutzt gern die Angebote im Doppeldecker. Wenn er Zeit hat und der Bus in der Nähe ist, schaue er gern mal vorbei, sagte Niklas.

Mit Blick auf spätere Berufschancen möchte das Team des Fabmobils zuallererst natürlich Jugendliche für Technik begeistern. Allerdings steht das Mobil allen Interessierten offen. Sie können die Angebote kostenlos nutzen. Dies ist nur mit der Hilfe vieler Sponsoren und Förderer möglich. Damit das Projekt auch in Zukunft durch den Freistaat gefördert werden kann, machte sich die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Eva-Maria Stange am Freitag in Neukirch selbst ein Bild. „Diese Projekte sind für die Ausbildung junger Menschen sehr wichtig. Wir überwinden mit diesem Angebot auch ein Stück weit das mobile Problem im ländlichen Raum“, sagte Eva-Maria Stange nach der Besichtigung des High-Tech-Busses.