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Ein Döbelner und seine Holzidee

Philipp Strobel fertigt in seiner Firma Jungholz Schutzvisiere. Auf die Idee hat ihn seine Mutter gebracht, die in Ostrau eine Arztpraxis hat.

Von Jens Hoyer
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Philipp Strobel mit dem von ihm entwickelten Gesichtsvisier. Der 29-Jährige hat mit einem Partner in Dresden die Firma Jungholz gegründet, die ungewöhnliche Produkte aus Holz entwickelt und verkauft.
Philipp Strobel mit dem von ihm entwickelten Gesichtsvisier. Der 29-Jährige hat mit einem Partner in Dresden die Firma Jungholz gegründet, die ungewöhnliche Produkte aus Holz entwickelt und verkauft. © Firma Jungholz

Döbeln/Ostrau. Philipp Strobel ist ganz überwältigt. Seit der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) einen Beitrag über seine neuste Entwicklung gebracht hat, stehen die Telefone bei dem 29-Jährigen und seinem Team nicht mehr still. Strobel stammt aus Döbeln, hat zusammen mit einem Geschäftspartner die Firma Jungholz in Dresden gegründet.

„Meine Mutter hatte mich angerufen. Sie hat eine Arztpraxis in Ostrau und das Problem, keine Gesichtsschutzvisiere zu bekommen. Sie meinte: Du bist doch Ingenieur. Mach mal was.“ Philipp Strobel machte. Herausgekommen ist ein Gesichtsschutzvisier, das zumindest bei einigen Bauteilen nachhaltig ist.

Der 29-Jährige ist nämlich in Holz unterwegs. Er entwickelt, fertigt und verkauft zum Beispiel „Woodbooks“, Mappen auf Holz. Oder auch hölzerne Schutzhüllen, fürs Laptop. Aus Holz ist auch sein Corona-Schutzvisier. Zumindest zum Teil. Verarbeitet werden ganz dünne Furniere von nicht einmal zwei Millimetern Dicke. Daraus ist das Gestell der Visiere gemacht. „Zu Beginn haben wir die Reste der vergangenen zweieinhalb Jahre Produktion verwendet. Die sind mittlerweile aufgebraucht. Jetzt wird bereits frisches Material verwendet.“ Das Holz sei prima geeignet. „Es fühlt sich gut an“, meint Strobel.

Das Gestell des Visiers wird aus dünnem Holzfurnier gefertigt.
Das Gestell des Visiers wird aus dünnem Holzfurnier gefertigt. © Firma Jungholz

Die Holzteile werden beim Geschäftspartner in Nürnberg mit dem Laser zurechtgeschnitten. „Der Laser läuft seit drei Wochen fast ununterbrochen.“ Die durchsichtigen Folien schneidet eine Firma in Dresden zu. Bei Instagram hatte Strobel Bilder gepostet. Seitdem habe es viele Anfragen gegeben. Nach dem Beitrag im Fernsehen noch mehr. 

Fast 1.500 Stück hat die Firma mittlerweile gefertigt, schätzt Strobel ein. Die Döbelner Dialyse-Praxis hat welche erhalten. Und eine Bäckereikette hat gleich 450 Visiere geordert. Die Firma Jungholz verkauft die Visiere als Selbstbausets oder fertig montiert. „Wir haben Studenten, die uns beim Einpacken helfen. Wenn viel bestellt wird, helfe ich auch mit“, sagte Strobel.

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Dr. Heike Strobel verwendet die Visiere in ihrer allgemeinmedizinischen Praxis in Ostrau. Sie stellen zusätzlich zu den Masken einen Schutz dar. „Das Material wird nicht so schnell kontaminiert. Wir betreuen Hochrisikopatienten und nehmen zum Beispiel Chemotherapiepatienten Blut ab“, erklärt sie. Die Visiere seien Mangelware. „Mir hat eine Krankenpflegerin in der Intensivpflege berichtet, dass sie sich solche Visiere selbst basteln. Auch Verkäuferinnen können so etwas aufsetzen.“ Die Visiere seien leicht und gut zu tragen. „Sie sind zwar ungewohnt, aber man kann sich daran gewöhnen“, so die Ärztin.

Die Gesichtsvisiere kosten 14,40 und 18.40 Euro. Die Firma Jungholz verdient damit kein Geld. „Wir geben sie zum Selbstkostenpreis ab“, sagte Strobel. Nachdem die Holzreste verbraucht worden seien, habe der Preis etwas angehoben werden müssen. Sehr gut verkauft sich in der Corona-Krise, in der viele Leute zu Hause arbeiten, auch ein kleiner Laptoptisch, der sich auch sehr gut im Bett verwenden lässt.

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