Hoyerswerda
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Ein Extra zum KunstLandStrich

Klein Neidaer Familien bereiten das Jubiläum „300 Jahre Weinberg“ vor.

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Sabine Tillich mit einem alten musealen Kinderwagen vor einem Spielhaus.
Sabine Tillich mit einem alten musealen Kinderwagen vor einem Spielhaus. © Foto: Katrin Demczenko

Von Katrin Demczenko

Viele Geschichten kennt die Hoyerswerdaer Geschichte und schön ist, wenn diese nicht nur vom Stadtmuseum im Schloss Hoyerswerda, sondern auch von interessierten Bürger erforscht und präsentiert werden. Das geschieht am 2. Juni 2019 zum KunstLandStrich der KulturFabrik im Ortsteil Klein Neida, weil dort vor 300 Jahren die Reichsfürstin Ursula Katharina von Teschen als Besitzerin der Herrschaft Hoyerswerda einen Weinberg anlegen ließ. Daran wollen einige Bewohner der Straße am Weinberg erinnern.

Zuerst Quellen von 1996 und 1998

Auf die Idee kam Familie Petschick, die aus Neugier begonnen hatte, den Namen ihrer Straße zu erforschen. Das Hoyerswerdaer Geschichtsheft 1998 und ein 1996 von Horst Gärtner geschriebener Text im Hoyerswerdaer Tageblatt gaben ihnen Hinweise auf den Nardter und den Neidaer Weinberg. Um den Besuchern recht viel Wissenswertes vermitteln zu können, waren Roswitha und Frank Petschick schon im Museum Hoyerswerda und im Stadtarchiv Bautzen. In Bautzen liegt eine etwa 30-seitige Urkunde aus dem Jahr 1786 über den Verkauf des Weinberges Neyda an die Bürgerschaft von Hoyerswerda und das Recht, Wein zu keltern, erzählt die 64-Jährige. Der Volontär im Stadtmuseum Hoyerswerda, Marcel Steller, erarbeitet einen Vortrag zum Thema, den er bei Petschicks zum KunstLandStrich halten wird. Die Familie öffnet aber auch wieder zu der alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltung ihr kleines Museum mit über 100 Jahre alten Alltagsgegenständen. „Ein hölzernes Bett, einige grobleinene Arbeitshemden und einen Schulranzen übernahmen wir 2008 mit dem Kauf des Gehöfts“, erzählt Roswitha Petschick.

Sie hat organisiert, dass die Reichsfürstin von Teschen alias Cornelia Schnippa zu dem Jubiläum kommt – und zwar standesgemäß in der Kutsche eines Dörgenhausener Bürgers. Marie Tillich, die mit ihrer Familie in der Straße am Weinberg wohnt, wird den Gast in Tracht mit Brot und Salz begrüßen, erzählt ihre Mutter Sabine.

Flachs spinnen, Sense dengeln

Die Tochter will auch am Spinnrad Flachs zu einem feinen Faden verarbeiten, und ihr Vater Hansi Tillich hat vor, in Tracht das Dengeln einer zu Sense zeigen. Er wird zum KunstLandStrich mit der Blaskapelle Königswartha aufspielen. Nachbarn backen für die Besucher frische Plinsen.

Sabine Tillich hatte vor vielen Jahren als Kind ihrem Vater beim Pflügen mit einem Handpflug geholfen und genau so einer sowie ein ländlich dekorierter Leiterwagen werden im Hof an das ehemals beschwerliche Leben der Bauern erinnern. Fotos, die die Straße am Weinberg und das Gelände gegenüber etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts zeigen, unterstützen diesen Eindruck. „Da stand die Grundschule «Am Adler» noch nicht“, erklärt Sabine Tillich. Die Naturschutzstation Neschwitz kommt zur Veranstaltung, um im Garten der Familie ihre Arbeit zu präsentieren. Und es kann gut sein, dass die Klein Neidaer Familien bis Juni noch andere Ideen für das „300-Jahre-Weinberg“-Jubiläum umsetzen.