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Ein Fehler der Weltmeisterin

Turnerin Pauline Schäfer muss ausgerechnet bei ihrem Element vom Balken und geht leer aus.

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© dpa

Von Andreas Frank

Ihr Auftritt war schon nach 41 Sekunden verpatzt: Ausgerechnet ein Sturz beim selbst kreierten Schäfer-Salto hat Weltmeisterin Pauline Schäfer im Schwebebalken-Finale bei den europäischen Titelkämpfen in Glasgow aus allen Träumen gerissen. Statt ihre erste EM-Medaille oder gar den Titel zu holen, wurde die Chemnitzerin mit nur 12,400 Punkten bis auf den sechsten Platz durchgereicht. Traurig, aber gefasst verließ die 21-Jährige die Halle.

„Auch Weltmeisterinnen machen mal Fehler. Ich war einfach zu hektisch und habe mein Element nicht ruhig genug geturnt. Allerdings war da auch ein kleiner Wasserfleck auf dem Balken“, sagte Schäfer, die sofort wusste, dass die Medaille durch den Sturz außer Reichweite war: „So einen Patzer kann man nicht ausgleichen.“

Nicht ganz so nonchalant ging Wolfgang Willam über das Missgeschick seiner Vorzeigeturnerin hinweg. „Zielstellung für Pauline war ganz klar eine Medaille. Wir müssen in der Trainingsarbeit einiges optimieren“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes vor allem mit Blick auf Rang zehn im Teamwettbewerb.

Bis zum unfreiwilligen Abgang hatte Schäfer aber sehr viel richtig gemacht. Olympiasiegerin Sanne Wevers aus den Niederlanden (13,900 Zähler) wäre schwer zu schlagen gewesen, doch die gebürtige Saarländerin, die in Chemnitz trainiert, turnte bis zu ihrem Patzer klar auf Silberkurs. . „Hätte, hätte – das bringt mich nicht weiter“, meinte Schäfer auf die Frage, ob sie mit einem perfekten Salto die Spitze hätte angreifen können. In der Qualifikation für das Mannschaftsfinale hatte sie mit ihrer soliden Übung noch das komplette Desaster der Deutschen abgewendet, nachdem zwei ihrer jüngeren Gefährtinnen gleich je dreimal vom Schwebebalken abgestiegen waren. „Das war ganz bitter. Aber kein Weltuntergang. Das Ding ist nun mal nur zehn Zentimeter breit“, hatte die Sportsoldatin danach versucht, die Youngster ein wenig zu trösten.

Eine von Ihnen, die 18 Jahre alte Sarah Voss, überraschte am Sonntag. Die Gymnasiastin aus Köln, als krasse Außenseiterin ins Sprungfinale gekommen, brachte beide Sprünge nahezu perfekt in den Stand und war dankbar für den eigentlich eher undankbaren vierten Platz. „Vielleicht haben ein, zwei Schrittchen zur Bronzemedaille gefehlt. Aber ich bin trotzdem superstolz und glücklich“, sagte Voss. Auch Kim Bui war bemüht, sich mit der „Holzmedaille“ zu arrangieren. Die Stuttgarterin war am Stufenbarren dicht dran an einer Medaille. „Es war schon sehr knapp, aber ich hatte leider auch einen keinen Strauchler. Aber morgen geht die Sonne wieder auf, und spätestens dann werde ich merken, dass das ein respektables und tolles Ergebnis ist“, sagte die 29-Jährige. (sid, mit dpa)