Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Großenhain. Die aktuellsten Zahlen zum Geschäftsleerstand in der Großenhainer Innenstadt sind von 2011. Damals wurde von der Stadt erhoben, wie viele Wohn- und Gewerbeobjekte im Fördergebiet Äußerer Stadtring nicht genutzt werden. Beim Gewerbe waren es 36 Einheiten und damit elf Prozent des Gesamtbestandes. Im Vergleich zu einer vorherigen Erfassung von 2006 waren die Zahlen positiverweise leicht zurückgegangen.
Wie sieht es heute aus, fragt gerade die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit der Fördergemeinschaft Großenhain aktiv. Und welche Verkaufsbranchen fehlen in der Stadt, und zwar nicht nur im Stadtzentrum? Wie kann man Nachfrage und Immobilienangebot zusammenbringen? Henner Ruscher hat nicht nur die Idee, sich unter anderem durch Filial-Bildung für mehr belegte Läden einzusetzen, so wie er es mit einem Sport-Ruscher-Ableger vor zwei Jahren in Coswig gemacht hat. Ruscher wüsste auch, welche Sortimente er gern noch in der Stadt sehen würde: einen Laden für Frischfisch zum Beispiel wie früher mit Fisch-Kluth auf dem Frauenmarkt oder dem Fischkonsum in der Gabelsberger Straße. „Auch einen Hobbyladen für Kreatives brauchen wir noch“, so der Geschäftsmann. Leute, die damit aktiv sind, bestellen nicht nur im Internet, sondern wollen die Waren vorher anschauen und prüfen.
Rechnet sich das dann?
Doch wie realistisch sind solche Wünsche? Würden sich solche Geschäfte wirklich rechnen? Auch bei Großenhain aktiv kann das niemand voraussagen. Doch die Vorarbeit des städtischen Leerstandsmanagements will die Händlergemeinschaft nutzen. Kein Geringerer als der heutige Oberbürgermeister hat sich 2010/11 mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Stadt ist außerdem Mitglied der Fördergemeinschaft, Wirtschaftsförderer Steffen Wenzel sitzt sogar im Vorstand. Doch die strengen Regeln des Datenschutzes kann auch er nicht aushebeln. So darf nur die Stadt Einsicht beim Grundbuchamt nehmen, um die Namen der aktuellen Besitzer leerstehender Geschäfte herauszufinden. Die Fördergemeinschaft darf das nicht, um Eigentümer direkt für Werbezwecke anzuschreiben. Doch Ziel soll es laut Henner Ruscher schon sein, freie Geschäfte auf der Homepage „Einkaufen in Großenhain“ mit anzubieten. Noch muss in der Fördergemeinschaft selbst geklärt werden, wie genau man nun vorgehen will. Die Stadtverwaltung hat natürlich selbst daran Interesse, dass der Leerstand an Geschäften weiter verringert wird. Geschäftsführerin Kerstin Labitzke aber gibt zu bedenken, dass man sich von weltfremden Vorstellungen trennen muss. So sei es unrealistisch, Neustartern zum Beispiel ein mietfreies Jahr anzubieten. „Was, wenn der Geschäftsinhaber am Ende trotzdem sagt, es lohnt sich nicht mehr“, fragt Kerstin Labitzke. Das würde doch kein Hausbesitzer mitmachen. Da ist doch eher ein Argument, dass die Stadt bereits eine gesunde Einkaufsstruktur vorzuweisen hat. Und publikumsträchtige Veranstaltungen wie den Autofrühling oder die Einkaufsnacht dazu.
70 Fachgeschäfte können werben
Dem Internet-Einkaufsportal „Einkaufen in Großenhain“ räumt aber auch Labitzke große Bedeutung ein. Über diese Homepage konnten immerhin einige neue der derzeit 45 Vereinsmitglieder bei Großenhain aktiv gewonnen werden. Etwa 70 Fachgeschäfte gibt es insgesamt in der Stadt. „Sie können hier nicht nur ihre Produkte gegen einen Obolus bewerben, sondern sich auch einfach kostenlos als Grundeintrag nennen lassen – wie beim Branchenverzeichnis“, sagt Henner Ruscher. Die Klickzahlen auf die Seite wären „richtig gut“.
Übrigens: Wurde der Leerstand 2006 rein visuell aufgelistet, hat man 2011 die Stromzähler der infrage kommenden Gebäude geprüft und jene mit Nullverbrauch herausgefiltert. Nicht schlecht, oder?
www.grossenhain.de/Leerstandsmanagement