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Ein ganz besonderer Rastplatz

Im Wandergebiet im oberen Müglitztal gibt es keine Einkehrstätte. Das brachte eine Ex-Wirtin auf eine Idee.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Müglitztal/Fürstenwalde. Wer sich aufmacht, um von Lauenstein aus den George-Bähr-Rundweg abzuwandern, sollte genügend Proviant mitnehmen. Denn auf der etwa 14 Kilometer langen Tour kann man zwischendurch nirgendwo einkehren. Weder in Löwenhain noch in Fürstenwalde gibt es eine Gaststätte oder einen Bäcker. Das wurmt auch Luise Sommerschuh, die bis 2010 das Gasthaus „De Hammerschänk“ im Fürstenwalder Unterdorf geführt hat. Altersbedingt hörte sie damals mit der Gaststätte auf, ihre Pension führte sie weiter.

Dort gibt es auch einen überdachten Raum mit Sitzecke.
Dort gibt es auch einen überdachten Raum mit Sitzecke. © Egbert Kamprath

Weil sie weiterhin den Namen des Lokals führt, bekommt die Fürstenwalderin immer wieder Anrufe. „Die Leute erkundigen sich, ob sie bei mir essen können“, erzählt die drahtige Seniorin. Weil sich diese Anrufe häuften, kam ihr eine Idee. Warum sollte man den Wanderern nicht einen Rastplatz anbieten? „Mein Grundstück ist groß genug“, sagt sie. Sie hat auch ausreichend Stühle und Tische, die früher im Biergarten ihrer Gaststätte standen und immer noch da sind. Im Hof gibt es auch einen kleinen Raum mit Sitzecke und Stühlen, wo man sich bei Regen zurückziehen könnte. „Wenn sich eine Wandergruppe anmeldet, würde ich auch Tische und Stühle im Hof aufbauen“, sagt sie. Die Idee wurde in den letzten Wochen Realität.

Inzwischen hat die Fürstenwalderin schon die ersten Wandergruppen empfangen. Einer Freitaler Gruppe hat die Gastfreundschaft so gut gefallen, dass sie sich danach schriftlich mit Erinnerungsfoto gemeldet hat. „Ihre Gastfreundschaft und ihre warmherzige Aufnahme haben uns begeistert“, heißt es in dem Schreiben. „Trotz der Hitze an diesem Tag wird diese Wanderung insgesamt bei allen, die dabei waren, vermutlich nicht vergessen werden.“

„Über dieses Schreiben habe ich mich gefreut“, sagt die Fürstenwalderin. Auch im Altenberger Rathaus freut man sich über so viel Engagement. „Der Rastplatz ist eine gute Idee, die Schule machen sollte“, findet Marcel Reuter, der sich im Altenberger Rathaus um die touristische Infrastruktur im Stadtgebiet kümmert und dem keine andere ähnliche Initiative bekannt ist.

Der George-Bähr-Wanderweg führe durch ein touristisch eher unerschlossenes Gebiet, sagt Reuter. Rechts und links des Weges gibt es keine Rastplätze. Von daher sei die Initiative von Frau Sommerschuh zu begrüßen. Um den Wanderweg attraktiver zu machen, könnte eventuell auch in Löwenhain ein Rastplatz geschaffen werden, regt der Tourismusmann an. Luise Sommerschuh hätte nichts dagegen, dass der Service am Weg verbessert wird. Das würde sich vielleicht unter Wanderern herumsprechen, die den Weg dann weiterempfehlen. Und das ist in ihrem Sinne. Schließlich war sie an der Etablierung dieses Themenwanderweges, an dem mehrere Infotafeln stehen, beteiligt.

Seit Jahren bemüht sich Frau Sommerschuh mit einer Gruppe Gleichgesinnter darum, die Erinnerung an George Bähr wach zu halten. Der Erbauer der Dresdner Frauenkirche kam nämlich 1666 in Fürstenwalde zur Welt und wurde in der dortigen Dorfkirche getauft. Später zog dessen Familie nach Lauenstein, wo Bähr das Zimmermannshandwerk erlernte. Hier holte er sich das Rüstzeug für seine spätere Karriere als Baumeister. In dieser Funktion war er an mehreren Stellen im damaligen Sachsen tätig. Nachlesen kam man das nicht nur im Osterzgebirgsmuseum Lauenstein, sondern auch in der liebevoll gestalteten Heimatstube, die Luise Sommerschuh vor vielen Jahren eingerichtet hat und die sie Besuchern nach Anmeldung gern zeigt.

Am 17. September wird ihre Gedenkstube auf jeden Fall geöffnet sein. Dann findet ein George-Bähr-Wandertag statt. Start ist in Lauenstein. In Fürstenwalde werden die Wanderer eine Rast einlegen. Wo? Das steht schon fest: im Garten von Luise Sommerschuh.