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Geburtstagsständchen von Fremden

Die Görlitzerin Nadja Barth überraschte gestern ihren Vater auf dem Obermarkt – mit Hilfe des Internets und einem gelungenen Flashmob.

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© Jens Trenkler

Von Jenny Thümmler

Er kann es erst gar nicht glauben. Da singen fast 40 Leute ein Geburtstagslied – für ihn? Nun, könnte ja sein, schließlich ist Torsten Kreibich am gestrigen Sonntag 50 Jahre alt geworden. Aber sicher ist er nicht, das verrät sein Gesichtsausdruck deutlich. Erst als seine Tochter Nadja Barth auftaucht, wird dem Geburtstagskind die Sache klar: Hier singen wildfremde Leute ein Geburtstagsständchen für ihn. Mitten auf dem Obermarkt am Sonntagnachmittag! „Die Überraschung ist voll gelungen“, sagt Torsten Kreibich nachher. „Ich dachte, da spielt einfach ein Straßenmusikant und ein paar Leute singen, wie schön. Aber ich dachte doch nicht, dass das für mich ist!“

Nadja Barth geht es mit ihrem Vater wie vielen: Er hat alles, wünscht sich nichts, was soll man nur schenken zum Geburtstag? „In einer Bierlaune gemeinsam mit einer Freundin kam die Idee auf, einen Flashmob zu organisieren“, erzählt Nadja Barth. Bei Flashmobs kommen im öffentlichen Raum fremde Menschen scheinbar zufällig zusammen, machen gemeinsam eine kurze Aktion und trennen sich wieder. Und genau dazu ruft die junge Görlitzerin im sozialen Netzwerk Facebook auf, schon vor Monaten. Sie lacht. „Mein Papa ist nicht bei Facebook. Es bestand keine Gefahr, dass er’s mitkriegt.“ Im Internet ist die Begeisterung für ihre Idee sofort groß. Binnen weniger Tage wächst die Fangemeinde auf 290 Mitglieder an. Immer mehr sagen zu, bei der Aktion dabei zu sein. Alle freuen sich mit, dass Nadja Barth „einem ganz besonderen Menschen“, wie sie im Internet schreibt, eine solche Freude machen will. Wie Jana Hanke, die gestern beim Flashmob dabei ist. „Das ist eine coole Idee. Und ich find’s schön, wenn die Görlitzer gemeinsam aktiv sind.“

Mit „Wie schön, dass du geboren bist“ von Rolf Zuckowski ist das passende Lied gefunden, das die Organisatorin gestern auf etlichen Zetteln an die Mitsänger verteilt hat. Sie strahlt die ganze Zeit, auch wenn ein paar Sachen schief gehen. So kann sie trotz mehrerer Bitten einen stadtbekannten Straßenmusiker nicht überzeugen, dabei zu sein. Und von den vielen Mitgliedern der Facebook-Gruppe ist am Ende nur ein Bruchteil da. Egal. Papa freut sich. Noch lange nach der witzigen Aktion kommen die Sänger nach und nach zu Torsten Kreibich und gratulieren. Nadja Barth ist zufrieden. „Es war toll! Schade, dass nicht so viele gekommen sind, wie sich angemeldet haben. Ich bin trotzdem glücklich.“