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Ein genervter Peter Sodann besucht Meißen

Zwei Wochen vor der Wahl des Bundespräsidenten tratder Kandidat der Linken in seiner Heimat auf. Den Rummel um seine Person hatte er sichtlich satt.

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Claudia Parton

Ein bisschen zerknautschter als sonst stand er im Foyer des Meißner Rathauses – die Hände unruhig, der Blick abwesend. Peter Sodann, TV-Kommissar und Präsidentschaftskandidat der Linken, trat gestern zum 64. Jahrestag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg in seiner Heimat auf. Kranzniederlegung, Besuch im Rathaus – genervt ließ er die Termine über sich ergehen. Zwei Wochen vor der Wahl des Bundespräsidenten gibt es für Beobachter keinen Zweifel. Sodann hat die Nase voll vom Rummel um seine Kandidatur.

Die Laune verdorben hatten ihm auch ein halbes Dutzend Kamerateams, von denen das weiteste aus der Schweiz anreiste. Alle warteten nur darauf, dass der 72-jährige in ein neues Fettnäpfchen treten möge. In der Vergangenheit war Sodann mit vielerlei Äußerungen in die Kritik geraten. Deutschland, so tat er kund, sei keine richtige Demokratie. Den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, würde er verhaften. Die Medien überzogen den linken Bewerber um das höchste Amt im Staat mit Häme.Auf Journalisten reagierte Sodann gestern entsprechend gereizt – ebenso wie auf den früheren Meißner Hochbau-Chef Georg Krause. Langatmig legte der die Geschichte des Meißner Rathauses da. Sodann trat von einem Bein auf das andere, ließ den verdutzen Krause einfach stehen. „Es reicht, es reicht“, fiel ihm Sodann alsbald ins Wort. „Ich bedanke mich herzlich. Aber ich bin doch selbst Meißner.“

Ein Bundespräsident braucht da mehr Geduld. Aber die fehlte Sodann auch anschließend bei den – vorhersehbaren – Medienfragen. Ob er wirklich glaube, Deutschland sei keine Demokratie, wollte ein Schweizer Journalist wissen. Sodann trotzig: „Das habe ich doch schon gesagt.“ Ja, den Herrn Ackermann würde er immer noch verhaften wollen. „Sein Name geht mit A los. Ich kenne keinen Banker, dessen Name mit B beginnt.“

Genauso sehen die Fettnäpfchen des Peter Sodann aus. Gemeint war: Die Banker müssten für die Finanzkrise bestraft werden. Die Journalisten, meist Westdeutsche, aber notierten: Ein Bundespräsident Peter Sodann würde sein Amt missbrauchen, um willkürlich Mitglieder unliebsamer Berufsgruppen zu verhaften – also das, was westdeutsche Journalisten im Umfeld der SED-Nachfolgepartei erwarten. Nur saß Sodann selbst fast ein Jahr im Stasigefängnis Bautzen. Er versteht seine Kritiker nicht. „Aber Häme bin ich aus DDR-Zeiten gewohnt.“

Bei der Wahl in zwei Wochen ist er chancenlos. Traurig ist Sodann nicht. Er habe provozieren wollen, sagte er. Als Bundespräsident müsste er mehr Rücksicht nehmen. Reden im Ausland etwa muss das Staatsoberhaupt mit der Bundesregierung abstimmen. Das ist nichts für den hemdsärmligen Sodann, ebenso wenig wie ein strenges Protokoll. Nach anderthalb Stunden löste er den Treff im Rathaus abrupt auf. „Ich habe jetzt Hunger.“