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Ein Glücksfall für Roßwein

Fußballtrainer Jörg Soujon hat vor der Saison in der Muldenstadt angeheuert. Dort will er sportlich etwas bewegen.

Von Dirk Westphal
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Ohne Fußball kann er nicht. Nach zwei Jahren Pause ist der Döbelner Jörg Soujon in Roßwein auf die Trainerbank zurückgekehrt.
Ohne Fußball kann er nicht. Nach zwei Jahren Pause ist der Döbelner Jörg Soujon in Roßwein auf die Trainerbank zurückgekehrt. © Dietmar Thomas

Roßwein. Er war ein Glücksgriff für die Fußballer des Roßweiner SV, als Ende der vergangenen Saison Gerd Hentzschel zurücktrat: Jörg Soujon, der bis 2017 beim HFC Colditz als Trainer aktiv war, ehe er dort als Meisterschaftsdritter den Stuhl vor die Tür gesetzt bekam.

 Nach zwei Jahren Pause heuerte er bei den Muldenstädtern an und weist seither nach, dass er sein Handwerk versteht. Der aus der Landesklasse in die Kreisoberliga abgestiegene Roßweiner SV hat sich eine Etage tiefer gefangen und würde an der Tabellenspitze liegen. Wenn da nicht sechs Punkte Abzug wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls wären.

Die Roßweiner Verantwortlichen hatten sich nach dem Trainerrückzug sehr um den ehemaligen Landesligastürmer des Döbelner SC als Trainer bemüht. „Ich kannte die Hälfte der Mannschaft nicht und da ich in einem neuen Umfeld arbeiten wollte, habe ich zugesagt“, sagt Jörg Soujon. 

Was er vorfand, waren lernfähige und lernwillige Spieler, die nach zehn Monaten ohne Sieg in die Erfolgsspur zurückfinden wollten. „Wir hatten in der Vorbereitung einen großen Kader und mit diesem das Spielsystem komplett umgestellt“, so der Trainer.

Punktabzug sorgt für Ärger

Zunächst sah es aber nicht nach einem Durchbruch aus. Einem Auftaktsieg in Burkartshain, der wegen eines Schiedsrichterfehlers wiederholt werden musste, folgte eine unglückliche Heimniederlage gegen Titelaspirant Borna. Zweifel kamen dadurch nicht auf. Und Jörg Soujon sollte Recht behalten. Sechs Siege in Folge katapultierten die Muldenstädter in die Spitzengruppe der Kreisoberliga. 

Doch dann bekamen die Roßweiner sechs Punkte Strafe aufgebrummt. „Ich finde, solche Strafen zu verhängen, egal in welcher Liga oder gegen welche Mannschaft, unmöglich“, sagt Soujon und begründete: „Es werden ja die Sportler bestraft und nicht der Verein.“ Besser fände er es, wenn es einen Schiedsrichterpool gäbe, in den die Vereine mit vielen Schiedsrichtern weniger einzahlen müssten als die mit wenigen. 

Seiner Truppe schlug es zumindest kurzzeitig die Beine weg, da die Moral durch diese Entscheidung schon gelitten hatte. Niederlagen in Frohburg und gegen Großsteinberg waren die Folge.

Doch Jörg Soujon hat in seinen Leben als aktiver Fußballer und Trainer eine Menge erlebt. Im Nachwuchs spielte der Familienvater bei seinem Heimatverein SV Ostrau 90, um dann zum Döbelner SC zu wechseln und es bis in die Landesliga zu schaffen. SV 29 Gleisberg, Hausdorfer SV, SV Ostrau 90 und wieder Hausdorf waren die weiteren Stationen des torgefährlichen, kopfballstarken Offensivspielers.

 „Ein Edeltechniker war ich dagegen nicht“, verrät er lachend, und dass er in der ganzen Zeit auch von Trainern viel gelernt hätte. „Wenn du durch die Fittiche von Klaus Weißpflock und Jochen Kunath gegangen bist, dann weist du vieles über Fußball, was du deinen eigenen Spielern mitgeben kannst“, sagt Soujon.

Genau das hat er in der zweiten Hälfte der ersten Halbserie getan. Soujon: „Wir haben uns zusammengesetzt und gesagt, dass wir uns selber wieder aus dem Tal herausziehen müssen.“ Seine Worte fruchteten und in Folge gelangen der Mannschaft um die Routiniers Stephan Krondorf und Torsten Jentzsch wieder sechs Siege in Folge. 

Profitierend von den Punktverlusten der Kontrahenten in der Spitzengruppe wurden die Roßweiner auf den dritten Platz nach vorn gespült. Trotz der sechs Punkte Abzug liegen sie lediglich fünf Punkte hinter Spitzenreiter Bornaer SV. „Wir haben den besten Angriff und den besten Torhüter der Kreisoberliga“, sagt Jörg Soujon nicht ohne Stolz und fügt an: „Und wir haben alle drei Derbys verdient gewonnen.“

Diese Konstellation könnte natürlich Begehrlichkeiten im Muldental wecken. Von Aufstieg will der Verantwortliche zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht sprechen. „Das Saisonziel haben wir von einem Platz unter den ersten Fünf auf einen unter den ersten Drei korrigiert. 

Ein Nagelsmann redet ja auch nicht von der Meisterschaft“, sagt Jörg Soujon, der seinen Männern am vergangenen Wochenende in Altenburg den ersten Schliff verpasste. Alle hätten im Trainingslager gut mitgezogen. Ein zweiter Platz beim Hallenturnier und ein 3:3 im Testspiel bei der SG FC Altenburg konnten sich sehen lassen.

Vier weitere Testspiele stehen nun bis zum Rückrundenstart am 22. Februar auf dem Spielplan, in denen das Spielsystem weiter gefestigt werden soll. „Gerade das Spiel mit Ball muss verbessert werden, da wir in der Mehrzahl der Spiele als Favorit an den Start gehen werden“, sagt Soujon, der fest an eine weitere erfolgreiche Entwicklung im Roßweiner Fußball glaubt. „Deshalb bin ich ja hier angetreten“, sagt der 45-Jährige.

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