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Ein Hauch von Big Brother

400 neue Studenten werden 2019 im Meißner Stadtteil Cölln ausgebildet. Gegen die Enge setzt der Freistaat auch auf Containermodule.

Von Daniel Krüger & Udo Lemke
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Interimslösung heißt das Zauberwort, mit dem Hochschule und Freistaat den Nachwuchs im öffentlichen Dienst in Meißen unterbringen möchten.
Interimslösung heißt das Zauberwort, mit dem Hochschule und Freistaat den Nachwuchs im öffentlichen Dienst in Meißen unterbringen möchten. © Claudia Hübschmann

Vor einem Jahr, im Februar 2018, beschloss die sächsische Staatsregierung eine Ausbildungsoffensive, die vor allem dem drohenden Personalmangel in der öffentlichen Verwaltung entgegenwirken soll. Grund für pessimistische Zukunftsaussichten macht vor allem die Überalterung der Beamten. Bis 2030, so die Prognose, wird etwa die Hälfte aller Beschäftigten in den Ruhestand gehen. Um für ausreichend Nachwuchs zu sorgen, plante die Staatsregierung ein Programm, bei dem insbesondere die Ausbildungsstätten des öffentlichen Dienstes deutlich erweitert werden sollten. Dies betrifft auch Meißen, denn mit sieben Studiengängen und zahlreichen Fortbildungsangeboten ist die hier ansässige Hochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege das wichtigste Bildungszentrum für den öffentlichen Dienst in Sachsen. Schon lange lagen in der Schublade von Hochschulrektor Prof. Frank Nolden weitreichende Ausbaupläne der Fachhochschule, auch ein nötiges Grundstück war vorhanden. Nun soll es, nach langen Anlaufschwierigkeiten, ab Sommer diesen Jahres endlich soweit sein und einer Erweiterung nichts mehr im Wege stehen. Das sind die wichtigsten Fakten.

Ein Teil der Studenten wird in Containern untergebracht.

Auf dem Campus in der Herbert-Böhm-Straße laufen die Arbeiten. Pünktlich zum ersten August dieses Jahres sollen hier als Übergangslösung zwei Containermodule fertiggestellt werden. Das gab die Pressestelle der Hochschule am vergangenen Freitag auf eine SZ-Anfrage hin bekannt. Die Container werden zweigeschossig sein und sind als Übergangslösung geplant, bis der Ausbau der Institution abgeschlossen ist. In den beiden Modulen haben elf Lehrsäle und drei Großlehrsäle Platz. Zusätzlich sollen die Studenten in fünf weiteren Räumen die Gelegenheit zur Arbeit in kleinen und größeren Lerngruppen erhalten. Ein Jahr später, zum ersten September 2020, will das Verwaltungszentrum dieses Angebot noch mal erweitern. Dann wird ein drittes Containermodul auf dem Campus aufgestellt. Über die Anzahl der Stockwerke und Räume ist noch nichts bekannt.

Das ICM hilft bis zum Neubau aus.

Ebenfalls zum ersten August mietet der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement im Meißner Innovationszentrum ICM einen Teil des Gebäudes für die Hochschule an. Insgesamt werden die Studenten und Mitarbeiter in der Ossietzkystraße 37a elf Lehrsäle, drei Räume für Kleingruppen und drei Dozentenbüros belegen. Für die Erweiterungsneubaupläne auf dem Campus liegen zwar noch keine offiziellen Pläne vor; Hochschule und Freistaat haben das Projekt jedoch fest im Blick. HSF-Pressesprecherin Christine Skokan teilte mit, dass der Neubau die Containermodule und das ICM perspektivisch als Interim ablösen sollen.

Mehr Erstsemester, mehr Dozenten mehr Geld

180 neue Studenten werden in diesem Jahr durch den Freistaat Sachsen neu eingestellt und beginnen an der Verwaltungshochschule in Meißen ihr Studium. Dazu gesellen sich diejenigen Nachwuchsbeamten, die später in den Ämtern der Kommunen arbeiten werden. Zusätzlich bietet die HSF auch einen Masterstudiengang mit dem Namen „Public Governance“ an, der sich an bereits Beschäftigte im öffentlichen Dienst richtet und berufsbegleitend absolviert wird. Insgesamt erwartet die Institution 2019 rund 400 Studienanfänger, das sind mehr als doppelt so viele Erstsemester wie noch 2015.

Um den Andrang zu bewältigen, werden neben der Schaffung von Platz auch 29 neue Dozenten eingestellt. Dazu kommen zusätzlich geschaffene Stellen in der Hochschulverwaltung. Im Doppelhaushalt 2019/2020 hat die Staatsregierung für die Erweiterung der HSF Mehrausgaben von rund fünf Millionen Euro im Jahr genehmigt. Die Personalausgaben steigen 2019 um rund zwei Millionen Euro, 2020 werden es voraussichtlich drei Millionen sein.

Keine Wohnungsnot für die angehenden Staatsdiener

Sorgen um ihre Unterkünfte müssen sich die Erstsemester laut den Verantwortlichen der Hochschule nicht machen. Im neu sanierten Studentenwohnheim in Bohnitzsch sowie in angemieteten Wohnungen in Meißen und Neusörnewitz sei genügend Platz für alle, so Skokan.