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Ein Haus voller Schutt und Asche

Uwe Keyn aus Arnsdorf hat ein Video von seinem zerstörten Heim auf Youtube hochgeladen. Doch es gibt langsam Hoffnung.

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© Uwe Keyn

Von Nadine Steinmann

Keiner mag sich vorstellen, was im Kopf von Uwe Keyn vorging, als er zum ersten Mal sein Einfamilienhaus nach der Katastrophe betreten hat. Die Treppe, die ins Obergeschoss führt, ist schwarz und von Schutt sowie Asche übersät. Das Zimmer seines Sohnes Max ist als solches nicht mehr wiederzuerkennen. Die Außenwände sind eingestürzt, Uwe Keyn kann von dem Zimmer aus auf das Arnsdorfer Wohngebiet blicken, das sein Haus umgibt. Nur wenige Meter entfernt ist das Bad – der Wäschetrockner, der den verheerenden Brand ausgelöst hat, steht noch mitten im Raum. Auch das Zimmer von Tochter Anna ist ein einziges Chaos. Nur noch wenige Gegenstände, wie ein schief hängender Fernseher in der Ecke des Raumes, sind noch zu erkennen. Die eigenen vier Wände, die für Uwe Keyn und seine Familie einst ein Zuhause waren, sind zerstört, niedergebrannt und nicht mehr nutzbar.

Das Dach und das Obergeschoss sind mittlerweile zurückgebaut.
Das Dach und das Obergeschoss sind mittlerweile zurückgebaut. © Thorsten Eckert
Mehr als Schutt und Asche ist der Familie nicht mehr geblieben.
Mehr als Schutt und Asche ist der Familie nicht mehr geblieben. © Uwe Keyn
Die Treppe in das Obergeschoss lässt das Ausmaß des Brandes bereits erahnen.
Die Treppe in das Obergeschoss lässt das Ausmaß des Brandes bereits erahnen. © Uwe Keyn
Das Dach des Hauses ist völlig ausgebrannt. Die Zimmer sind komplett offen.
Das Dach des Hauses ist völlig ausgebrannt. Die Zimmer sind komplett offen. © Uwe Keyn

Diese schrecklichen Bilder hat der Arnsdorfer für die Ewigkeit festgehalten. Mit Hilfe einer Drohne hat er Videoaufnahmen aus der Luft gemacht. Anschließend, nach dem sicher war, dass das Haus problemlos betreten werden kann, hat er Bilder vom Inneren seines einstigen Hauses gemacht. Diese sind nun als siebenminütiges Video im Internet auf der Plattform Youtube zu finden. „Ich wollte den Bürgern, die uns in der letzten Zeit unterstützt haben, einfach zeigen, wie es bei uns aussieht“, erklärt Uwe Keyn. Informationen öffentlich zugänglich machen – so sein Gedanke. Denn einige Zeitungen veröffentlichten auch falsche Informationen über den Brand in dem Arnsdorfer Wohngebiet. „Es hieß beispielsweise, dass unser Großvater eine Propangasflasche wechseln wollte. Erstens ist unser Großvater bereits verstorben und zweitens haben wir kein Propangas“, erklärt der Familienvater. Mit dem Video möchte er also zusätzlich aufklären, zeigen, was an diesem Tag passiert ist.

Flammen breiteten sich schnell aus

Es war ein Mittwoch, um genau zu sein, der 16. Dezember 2015. Ein technischer Defekt am Wäschetrockner löste den Brand im oberen Stockwerk des Hauses aus, die Flammen verbreiteten sich wahnsinnig schnell. Im Haus befand sich noch die 47-jährige Mutter, die sich glücklicherweise rechtzeitig selbst befreien konnte. Mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung musste sie von Ärzten dennoch im Krankenhaus behandelt werden. Vor Ort waren an diesem Mittwoch insgesamt 36 Feuerwehrleute aus Radeberg, Fischbach, Arnsdorf, Großerkmannsdorf, Bischofswerda, Großröhrsdorf und Leppersdorf. Mit 14 Fahrzeugen versuchten sie zu retten, was noch zu retten war. Das war aber leider nicht viel.

Doch wie geht es nun weiter für die vierköpfige Familie und ihren Hund? Derzeit leben sie noch immer in einer Ferienwohnung, wollen voraussichtlich auch dort bleiben. „Wenn ich ganz optimistisch bin, sind wir in einem halben Jahr wieder in unserem Haus“, so Uwe Keyn. Deshalb lohne es sich nicht mehr, eine Übergangswohnung zu beziehen. Denn die Aufräumarbeiten am Haus laufen mittlerweile auf Hochtouren. Das Gebäude ist bereits von einem Gerüst umgeben, der Dachboden sowie das Obergeschoss sind bereits zurückgebaut. Sämtliche Möbel, Schränke und Betten, die nur noch Schutt und Müll sind, müssen Fachmänner nun aus dem Haus räumen und in großen Containern sammeln. Anschließend entscheidet ein Gutachter, ob das Haus wieder aufgebaut werden kann. Immerhin hat die Familie das o. k. von der Versicherung bekommen, auch wenn diese nicht die komplette Summe übernimmt, erklärt Uwe Keyn.

Erinnerungsstücke sind verloren

Völlig überwältigt ist der Familienvater noch heute von der Hilfsbereitschaft der in der Gemeinde Arnsdorf lebenden Bürger. Nicht nur Geldspenden, sondern auch Sachspenden seien in einer großen Vielzahl geleistet worden. „Wir konnten gar nicht alles annehmen, haben einige der Sachspenden an das Rote Kreuz weitergegeben“, berichtet der Familienvater. „Uns haben Menschen geholfen, die wir vorher nicht einmal kannten“, zeigt er sich zudem überrascht und voller Dank. Bleibt nun nur noch zu hoffen, dass die Familie in sechs Monaten tatsächlich wieder in ihr Haus einziehen kann. Auch, wenn es sicherlich nicht wieder dasselbe sein wird, das sie einst hatten. Denn keiner kann der Familie wichtige Erinnerungsstücke oder Fotos zurückbringen.

Liebe Helfer und Spender,

wir bedanken uns für die aufrichtige Anteilnahme nach dem Brand unseres Hauses. Wir freuen uns sehr über die vielen tröstenden Worte, Hilfeleistungen, Sachleistungen und Spenden. Für dieses Engagement und den Zusammenhalt möchten wir uns mit Nachdruck bei Ihnen allen herzlich bedanken, denn das ist nicht selbstverständlich. Das hilft uns sehr in dieser schweren Situation und beim Wiederaufbau. Ihr Familie Keyn