Von Nina Schirmer
Radebeul. Kommt man dieser Tage mit Brille ins Krokofit, beschlagen die Gläser gleich hinter der Eingangstür. Mit einem Schlag ist es bullig warm, während draußen der Schneeregen vom Himmel rieselt. Das Hallenbad ist gut geheizt. Muss es auch sein, schließlich wollen die Gäste, nur mit Badehose oder Bikini bekleidet, nicht frieren. Für Wärme und auch Strom sorgt im Hallenbad seit gut einer Woche ein eigenes Blockheizkraftwerk, kurz BHKW. Die Anlage steht in einem großen, kühlen Raum neben der Schwimmhalle.
Thomas Retschke ist der Experte für die Technik. Seine Firma R&Z GmbH hat die Anlage eingebaut. Das BHKW wird mit Erdgas angetrieben, erklärt Retschke. Der Rest sei ganz einfach: Das Gas wird in einem Otto-Motor verbrannt, der treibt einen Generator an, und der erzeugt dann Strom.
Die Anlage hat dabei einen entscheidenden Vorteil. Die Abwärme, die beim Stromerzeugen entsteht, geht nicht verloren. Anders sei das zum Beispiel bei großen Kohlekraftwerken, sagt der Fachmann. „Die erzeugen von der eingesetzten Energie 40 Prozent Strom und der Rest ist Abwärme und geht in die Umwelt. Das ist sehr uneffektiv.“ Im Krokofit hingegen wird die entstandene Wärme jetzt gleich für die Beheizung der Räume und des Beckenwassers genutzt.
Das Schwimmbad sei für solch eine Anlage bestens geeignet, sagt die kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtwerke Elbtal, Annett Müller-Bühren. Weil hier Strom und Wärme gleichzeitig und kontinuierlich benötigt werden.
Das Heizkraftwerk wird rund 400 000 Kilowattstunden elektrische Energie und 670 000 Kilowattstunden Wärme liefern. Gibt es mal einen Stromüberschuss, wird der ins öffentliche Netz der Stadtwerke eingespeist. Die Wärme wird vollständig genutzt, um das Bad samt Wasser zu heizen. Falls das nicht ausreicht, können auch noch zwei Heizkessel im Keller angeworfen werden. Zum Beispiel, wenn es draußen knackig kalt ist und immer freitags zum Warmbadetag. Dann wird das Wasser auf 30 Grad erwärmt. „Dafür müssen wir donnerstags schon einheizen“, sagt Bäder-Chef Titus Reime.
Mit dem neuen Heizkraftwerk will das Hallenbad Betriebskosten sparen. Die liegen momentan bei rund 220 000 Euro pro Jahr für Strom und Gas. Dank des Kraftwerks werden rund 12 000 Euro eingespart. Auch diese Summe macht schon etwas aus, so Reime. Das Bad sei auf jeden Euro angewiesen. Das Kraftwerk selbst habe weit über 100 000 Euro gekostet, sagt Müller-Bühren. Mit der Anlage wird die Energienutzung im Bad umweltschonender.
Durch die gekoppelte Produktion von Wärme und Strom könnten rund 100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, erklären die Stadtwerke. Das BHKW ist das Vierte seiner Art, das die Stadtwerke in Radebeul errichtet haben. Auch in der Grundschule Naundorf, auf dem Rathausareal und in den Elblandkliniken stehen solche Anlagen. Ab nächstem Jahr kommt eine weitere im Gymnasium Luisenstift dazu.