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Ein Kindercampus für Ponickau

Von Würschnitz nach Ponickau sind es über 30 Kilometer hin und zurück. Solche Wege sind für die Eltern zu lang.

Von Birgit Ulbricht
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In die Grundschule Ponickau gehen die Kinder aus Liega, Linz, Kraußnitz, Böhla, Naundorf, Lüttichau, Stölpchen, Welxande, Lötzschen, Thiendorf und Sacka – für alle soll nun ein gemeinsamer Hort an der Schule gebaut werden. Dann können auch endlich alle Ki
In die Grundschule Ponickau gehen die Kinder aus Liega, Linz, Kraußnitz, Böhla, Naundorf, Lüttichau, Stölpchen, Welxande, Lötzschen, Thiendorf und Sacka – für alle soll nun ein gemeinsamer Hort an der Schule gebaut werden. Dann können auch endlich alle Ki © Anne Hübschmann

Ponickau/Tauscha/Thiendorf. Das hätte sicher einen Aufschrei gegeben, wenn die Eltern aus Würschnitz oder Kleinnaundorf ihre Kinder nach Ponickau in eine neue Kindereinrichtung bringen müssten. Auch wenn Thiendorf und Tauscha zu einer neuen Großgemeinde geworden sind – auf die Idee, die Eltern mit den Kindern so durch die Gegend zu schicken, ist Bürgermeister Dirk Mocker nie gekommen. 

Doch eine grundlegende Neuordnung der Kinderbetreuung einschließlich Hort musste her, spätestens seit in Sacka ein Containeranbau steht, um dem Kinderboom gerecht zu werden. Schon in diesem Jahr hätten die Hortkinder vor der Tür gestanden. Die Plätze reichten einfach nicht aus.

 Das wiederum hatte Folgen für den Kindergarten- und Krippenbereich, wo es folglich auch eng wurde. Gleichzeitig zogen immer mehr junge Familien in die Gemeinde und die Geburtenrate blieb hoch.

Weitere Wohngebiete sind geplant – in Tauscha im Ortskern am Herrenhaus, in Welxande an der früheren MTS. Eine jetzt vorliegende Studie des Radeberger Planungsbüros Schuberth setzt noch eins drauf: In allen Kindereinrichtungen wären in den nächsten Jahren Anbauten erforderlich. 

„Das wäre eine Bastelei ohne Ende geworden, manche Altbauten sind dafür gar nicht geeignet, wie das Spatzennest in Tauscha oder die Krippe in Dobra“, schätzt Bürgermeister Dirk Mocker.

Nicht nur das: Es stand die Frage, ob jede Einrichtung eine Küche bekommen soll und woher die Gemeinde das Personal dafür nehmen soll? Der Gegenentwurf wäre die zentrale Lösung für die ganze Gemeinde. 

Doch so lange Fahrwege wollte auch niemand – weder Eltern noch Gemeinderäte. Gemeinderäte und Bürgermeister gehen den Mittelweg. „Das ist kein Kompromiss, sondern er fand einstimmig Anklang“, so Gemeinderat Ronald Bewilogua. Es könnte der Königsweg sein, denn die Altgemeinden Thiendorf und Tauscha finden sich darin gleichberechtigt wieder und er ist lebenspraktisch.

Das ist der Plan: An der Grundschule Ponickau entsteht ein Kindercampus für geschätzt 1,4 Millionen Euro – aus der bestehenden Schule, einem komplett neuen Hort und einer Küche für alle Kinder.

 Letzteres ist das Argument, die Thiendorfer und Sackaer Eltern mit dem Plan zu versöhnen, die Horte in diesen beiden Orten aufzugeben. Bisher sind die Schulkinder aus Sacka und Thiendorf erst 14.30 Uhr mit dem Bus zurück in den dortigen Horteinrichtungen und erst dann gibt es Mittagessen. 

Ein Umstand, der viele Eltern seit Jahren stört. Am Kindercampus würden alle den Nachmittag gemeinsam verbringen und natürlich auch zusammen Mittagessen. Einzige Hürde: Thiendorf muss es hinbekommen, dass 16 Uhr noch ein Bus fährt. Wer den Kindercampus betreibt, ist auch noch zu klären. 

In den nächsten Wochen will Bürgermeister Dirk Mocker mit allen Trägern der Einrichtungen sprechen. In Tauscha ist die Sachlage etwas anders. Auch hier geht es um einen Neubau – aber der soll gleich den ganzen Ortskern rund ums Spatzennest verändern. Der Neubau von Kindergarten, Krippe und Hort soll linker Hand vom Herrenhaus entstehen.

Ein Vorschlag vom Denkmalschutz, weil dadurch die einstige Hofstruktur wieder hergestellt wäre. Das lässt auf Zustimmung der Behörden hoffen und hätte den Charme, die frühere Bürgermeisterei – ein klassisches Wohngebäude – wieder als solches zu nutzen. „Mir wäre das am liebsten“, so Mocker „wir könnten dann entlang des Weges zur Halle eine Eigenheimreihe planen.“ 

Wohn- und Kindereinrichtung wären räumlich voneinander getrennt, die Diskussion um das Areal mit den Behörden beigelegt. Einzig die Tauschaer Feuerwehr müsste noch ein Domizil bekommen. „Die nächsten Jahre haben wir da gut zu tun“, so das Fazit von Mocker. Begonnen wird mit dem Kindercampus in Ponickau – denn in gut vier Jahren müssen die Container in Sacka wieder verschwunden sein.