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Ein kleiner Zoo für Kiesdorf

Eine junge Familie ist vor zwei Jahren nach Kiesdorf gezogen. Nun möchten sie die Dorferneuerung mit gestalten.

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© Matthias Weber

Von Jens Trenkler

Entspannt und vertraut gehen Tobias Kühn und seine Frau Nicole mit den Trampeltieren um. Die Tiere gehören zur Familie – genau wie die drei Kinder des Paares. Im Ortsteil Kiesdorf hat sich das Ehepaar mit Kindern und Tieren einen Traum erfüllt. Und den stellte der Dreifach-Vater jetzt im Gemeinderat in Schönau-Berzdorf den Ratsmitgliedern vor. Er zeigte Fotos von seinem Grundstück, seiner Familie und verschiedenen Vierbeinern, die bei ihm ein Zuhause gefunden haben. So manches Ratsmitglied fragt sich unterdessen, warum der junge Mann solche Einblicke in sein Familienleben ganz öffentlich gibt.

Die Antwort auf diese Frage gibt der 36-jährige Angestellte prompt. „Ich bin bereits vor zwei Jahren in die Gemeinde gezogen. Wir sind die Familie, die im Lindengut Kiesdorf ein neues Zuhause gefunden hat.“ Gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern habe er sich in die gesamte Region verliebt und in Kiesdorf genau das gefunden, was sich die Familie bereits lange wünschte – einen traditionellen Vierseitenhof mit großem Grundstück. Letzteres benötigt Kühn für sein geplantes Vorhaben in Kiesdorf. Tobias Kühn hat sich nicht nur in Kamele und Dromedare verliebt. Lamas und weitere Huftiere sowie mehrere Windhunde gehören bereits zu den Bewohnern des Hofes und weitere Züchtungen sollen folgen. „Viele haben sich sicher gefragt, was die Familie hier überhaupt vorhat“, vermutet Kühn. Deshalb wollte er den Gemeinderäten einen Einblick in seine Pläne geben.

Im kommenden Jahr will er hier am Rande des Berzdorfer Sees Ausritte mit Kamelen und Dromedaren für Touristen anbieten. Die Lage an dem Naherholungsgebiet mit den Rad- und Wanderwegen passe perfekt zu seinen Planungen. Zurzeit baue er den Hof dafür noch um, aber die ersten Tiere seien schon vor Ort oder bereits gekauft, sagt Kühn.

Kamele seien tolle Tiere, erzählt er: „Sie nehmen gerne Kontakt auf, man kann sie streicheln und gut mit ihnen arbeiten. Ich freue mich schon auf meine Tiere und die Arbeit mit den Leuten.“ Dass solche Vierbeiner mit dem hiesigen Klima zurechtkommen, daran hat er keinen Zweifel. Schließlich würden sie teilweise in Regionen leben, in denen es noch kälter sei als hier. „Außerdem sind sie tolle Weidetiere, weil sie die Oberfläche nicht so kaputtmachen,“ meint der Neu-Kiesdorfer.

Zudem seien die geplanten Angebote nicht nur auf Touristen ausgerichtet. Er kann sich auch gut vorstellen, dass Schul- und Kindergartengruppen aus dem Umfeld hier einen ersten Kontakt mit solchen Tieren aufnehmen könnten. Auch für andere Altersgruppen, wie auch Senioren, sei dies ein interessantes Thema, um Ängste abzubauen. Auch in Görlitz hat sich der Tierliebhaber bereits über die touristischen Angebote informiert. „Es kommen dort täglich unzählige Busse mit Gästen an. Hier steckt sicher Potenzial für meine Angebote“.

Bis es allerdings richtig losgehen kann, müssen er und seine Familie noch kräftig anpacken. So ist auch die Sanierung der Gebäude noch nicht vollständig abgeschlossen. Später sollen dann noch einige Ferienwohnungen für Gäste auf dem Hof entstehen. Da er derzeit noch voll beschäftigt ist, und seine Frau Nicole halbtags arbeiten geht, möchte er auch nichts überstürzen. Wenn alle Pläne so aufgehen, wie es sich die junge Familie vorgestellt hat, soll sich dann später die Ehefrau hauptsächlich um die Besucher kümmern. Er hingegen möchte vorerst weiter im Berufsleben bleiben und für den finanziellen Rückhalt sorgen. Zudem gebe es noch viele organisatorische Dinge, wie die endgültige Fertigstellung der neuen Homepage, zu realisieren.

Die private Haltung von Kamelen in Deutschland wird immer beliebter. Davon ist Kühn überzeugt. Dies zeigte sich auch beim Treffen deutscher Kamelzüchter im vergangenen Jahr im Zoo Görlitz, wo man über die Pflege und Haltung von Trampeltieren & Co. gefachsimpelt hat.

Nachdem Kühn bereits in großen Städten wie Hamburg, Berlin und Dresden gelebt und gearbeitet hat, schätzt er nun das Kontrastprogramm hier im ländlichen Raum. Es gehe doch etwas ruhiger und entspannter zu. Und wenn man mal etwas Abwechslung oder den bekannten Trubel einer größeren Stadt benötigt seien kulturelle Angebote in Zittau, Görlitz oder Dresden ja nicht weit weg. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir hier so herzlich aufgenommen wurden.“ Es sei zudem ein sehr gutes Miteinander mit den Anwohnern und Bewohnern der Gemeinde. Das gibt ihm Kraft für neue Aufgaben.