Merken

Ein Knüppel war Tapsis Verhängnis

Noch kein Gerichtsurteil: Aus Liebe zum eigenen Tier hat ein Ebersbacher den Kater der Anderen niedergeschlagen.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Ebersbach. Richtig zufrieden sieht am Ende keiner der Beteiligten aus. „Wir hatten schon gehofft, dass nun endlich ein Urteil gesprochen wird“, bekennt Ines Krause*. Aber sie verstehe auch, dass Richter Hans-Peter Burmeister am Freitagmittag einen dritten Verhandlungstermin für Ende November festsetzt. „Wir wollen ein rechtskräftiges Ergebnis in den Händen halten und Gerechtigkeit für unseren Tapsi. Also müssen wir uns in seinem Sinne wohl noch etwas gedulden“, betont die Ebersbacherin.

Kam der rote Kater Tapsi aus Ebersbach durch einen Knüppel zu Tode?
Kam der rote Kater Tapsi aus Ebersbach durch einen Knüppel zu Tode? © privat

Wenn der jungen Frau am Anfang des Jahres jemand prophezeit hätte, dass sie ihrem Nachbarn mal im Amtsgericht Riesa begegnen würde, hätte sie wahrscheinlich abgewunken. Unvorstellbar! Unvorstellbar auch, dass Helmut Richter* ihren knapp sechs Jahre alten Kater – ein Geschenk zu ihrem Geburtstag – im Januar so schwer verletzen würde, dass er eingeschläfert werden musste. Und damals noch undenkbar, dass sie den erst 2014 nach Ebersbach gezogenen Mann bei der Polizei anzeigen und ihn auf Zahlung der Tierarztkosten und der finanziellen Aufwendungen für ein neues Tier verklagen würde.

Dennoch: An diesem Freitagmittag im Oktober sitzen sie sich nun wieder gegenüber. Viel zu sagen gibt es eigentlich nicht mehr. Bereits am ersten Verhandlungstag im Mai waren alle Fakten jenes verhängnisvollen 15. Januar 2017 auf den Tisch gekommen: In der Kiste seiner weißen Purzel habe Helmut Richter am frühen Morgen Kater Tapsi entdeckt. Nicht das erste Mal angeblich, dass der rote Vierbeiner nach seinem Empfinden unangenehm auffiel.

Bereits am 16. April 2016 habe der vermeintliche Unhold seinen Kater Karlchen – Helmut Richter besitzt insgesamt vier Katzen – so schwer attackiert, dass zwei seiner Pfoten verletzt und schließlich dessen Schwanz amputiert werden musste. Schon deshalb habe er ohne lange nachzudenken gehandelt und griff im wahrsten Sinne des Wortes ein. Mit einem zur Vertreibung von Waschbären, Mardern und dem roten Kater bereitgestellten Holzknüppel habe er versucht, die raufenden Tiere zu trennen. Da dies nicht gelang, habe Richter zwischen die Katzen gegriffen.

„Schließlich bekam ich den Roten zu fassen. Unsere Purzel lief schnell weg und der Andere verletzte mich zunächst am Ohr und krallte sich bei mir in der rechten Hand fest. Noch heute habe ich Taubheitsgefühle im Daumen und am kleinen Finger“, beklagt Helmut Richter im Mai, der 500 Euro Schmerzensgeld fordert. Da das sechs Kilo schwere Tier nicht von ihm abgelassen habe, brachte seine herbeigeeilte Frau Pfefferspray, den er dann auch einsetzte. Der rote Kater habe zusammengezuckt und kam nachfolgend in einem Schneehaufen zum Liegen. Die Tierärztin wird wenig später ein aktenkundig vermerktes Schädelhirntrauma, eine massive Beschädigung des linken Auges und eine Hirnblutung feststellen – das Einschläfern von Tapsi ist unvermeidlich.

Eine tragische Folge der schweren Verletzungen, deren Herbeiführung durch den Holzknüppel denkbar erscheint. Helmut Richter bestreitet dies indes vehement, kam aber der Anordnung von Hans-Peter Burmeister nach, ihn als Beweismittel vorzulegen. Zwischenzeitlich auf dem Misthaufen gelandet, erzeugt der gut 45 Zentimeter lange vertrocknete Knüppel wenig Sympathien. „Wenn dieses Teil nicht wäre, könnte ich ihnen gedanklich folgen, wenn die eigene Katze in Not ist, einzugreifen“, bemerkt der Jurist mit einem kritischen Seitenblick. Sein Vorschlag, das zivilrechtliche Verfahren an dieser Stelle zu beenden, wird wenig später nicht nur von Ines Krause abgelehnt.

Doch damit nicht genug: Auf Antrag von Helmut Richter solle vor der abschließenden Urteilsfindung über den bewussten 16. April letzten Jahres gesprochen werden. Um 2.45 Uhr habe der seiner Meinung nach kampfeslustige Tapsi seinem felligen Widersacher Karlchen vor der Haustür aufgelauert und ihm schwere Blessuren zugefügt. „Um die Ereignisse klären zu können, ist es notwendig, Frau Richter als Zeugin anzuhören“, erklärt Burmeister.

Eine Zusammenkunft, die möglicherweise die Entscheidung bringen könnte. Zumindest hofft das Ines Krause. „Wir möchten einerseits unsere Ruhe finden. Andererseits können wir nicht verstehen, wieso unser Tapsi als aggressives Tier dargestellt wird und was das eine Ereignis mit dem anderen zu tun hat!“

*Name von der Redaktion geändert