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Ein Lebenswerk in Schutt und Asche

Eine Firma an der Erfurter Straße ist am Sonntagmorgen abgebrannt. Doch es geht weiter.

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© Roland Halkasch

Von Stefan Becker und Sarah Grundmann

An der Erfurter Straße zeigt sich am Montag ein Bild der Verwüstung: Das 300 Quadratmeter große Gebäude des Abschleppdienstes Dathe & Dathe ist in Schutt und Asche gelegt, auch die benachbarte Werkstatt sowie eine Garage sind von dem Großbrand gezeichnet. Dieser brach am Sonntagmorgen gegen 5 Uhr aus. Die einrückenden Einsatzkräfte der Feuerwachen Albertstadt, Übigau und Altstadt konnten ein Übergreifen von dem Firmen- auf die angrenzenden Gebäude sowie an der Erfurter Straße abgestellte Fahrzeuge nicht mehr verhindern. Die traurige Bilanz: sieben Firmen- und neun Privatwagen wurden beschädigt, die Existenz eines Familienbetriebs liegt in Trümmern.

Am Sonntagmorgen stand das 300 Quadratmeter große Firmengebäude lichterloh in Flammen. 50 Einsatzkräfte waren mit dem Löschen beschäftigt.
Am Sonntagmorgen stand das 300 Quadratmeter große Firmengebäude lichterloh in Flammen. 50 Einsatzkräfte waren mit dem Löschen beschäftigt. © Roland Halkasch
Als die SZ die Besitzer Gerhard und Manuela Dathe kürzlich traf, konnten sie noch lachen. Jetzt stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz.
Als die SZ die Besitzer Gerhard und Manuela Dathe kürzlich traf, konnten sie noch lachen. Jetzt stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz. © Stefan Becker

Flammen verwüsten Abschleppfirma

Der Schock von der Brandnacht sitzt noch tief, doch am Telefon trotzt Juniorchefin Manuela Dathe dem schweren Schicksal des in Pieschen ansässigen Familienunternehmens. Zwar habe nur ein Abschleppwagen aus der Flotte das Flammeninferno vom frühen Sonntagmorgen unbeschadet überstanden, doch der werde fahren. „Ich muss jetzt unser Team zusammenhalten“, sagt sie. Noch vor einer Woche berichtete die SZ über den Standort des Betriebes an der Erfurter Straße und den seit Jahren anhaltenden städtebaulichen Stillstand auf dem gesamten Areal in der Leipziger Vorstadt.

Eigentlich hatte die Familie den vergangenen Sonntag vollkommen anders geplant, wollte um 9 Uhr aufstehen, die Koffer packen und nach Italien in den Urlaub fahren. Stattdessen habe morgens um kurz vor 5 Uhr ein Mitarbeiter die Familie aus dem Bett geklingelt und das Unfassbare berichtet, erzählt sie. Als die Familie auf dem Firmengelände eintraf und der Feuerwehr nur beim Löschen zusehen konnte, standen sie zwar vor Gebäude- und Fahrzeugruinen – aber nicht vor dem Ruin. Gemeinsam mit den Mitarbeitern wolle man die Ausnahmesituation meistern.

Gespannt warten Chefs und Mitarbeiter nun auf die Ermittlungsergebnisse von Feuerwehr und Polizei. Zu Spekulationen kommt es indes trotzdem schon. Denn wohl kaum eine Branche polarisiert so stark wie die der Abschlepper: Für Autofahrer mit einer Panne sind sie die rettenden Helfer in der Not; Autofahrer auf verbotenen Parkplätzen verteufeln die Kranwagen eher als Inkarnation des bösen Verkehrsrechts. In den sozialen Netzwerken finden sich deswegen sogar hämische Kommentare zu dem Feuer, Gerüchte über Brandstiftung kursieren.

Um die Ursache zu ermitteln, sollte eigentlich bereits am Montag ein Experte der Feuerwehr vor Ort geschickt werden. Doch ein weiterer Brand auf einem Firmengelände in Heidenau vor einigen Tagen machte den Ermittlern einen Strich durch die Rechnung. Zunächst wurde das Areal dort untersucht, in den kommenden Tagen soll es aber an der Erfurter Straße weitergehen, heißt es von der Pressestelle der Dresdner Polizei. Es werde auch wegen Brandstiftung ermittelt. Doch erst nach Abschluss der Untersuchungen könne zu Ursache und entstandenem Schaden eine Aussage gemacht werden. Die Polizei sucht derweil noch nach Zeugen des Brandes, die sich unter 4832233 melden können.