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Ein Linker gegen den Bananenkönig

Ecuador. Über den künftigen Präsidenten des Landes muss eine Stichwahl entscheiden.

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Von Sandra Weiss,SZ-Korrespondentin in Caracas

Über die Präsidentschaft in Ecuador entscheidet eine Stichwahl Ende November zwischen dem im Bananengeschäft reich gewordenen, rechtspopulistischen Unternehmer Alvaro Noboa und Ex-Wirtschaftsminister Rafael Correa, der für eine linksnationalistische Plattform angetreten war.

In der ersten Runde der Wahlen am Sonntag kam Noboa einem Zwischenergebnis zufolge auf 27 Prozent, Correa erreichte 22 Prozent. Beide blieben weit entfernt von der 40-Prozent-Marke, die für einen Sieg in der ersten Runde erforderlich gewesen wäre.

Für Noboa, einen der reichsten Männer Ecuadors, war es bereits der dritte Anlauf und ein überraschendes Ergebnis: in den Umfragen lag in den letzten Wochen Correa deutlich vorne. Die zweite Runde dürfte das krisengeschüttelte Andenland weiter polarisieren.

Während der dynamische, charismatische Jungpolitiker Correa einen Bruch mit der bisherigen politischen Kultur versprach und unter anderem eine verfassungsgebende Versammlung einberufen und die Auslandsschulden sowie die Verträge mit den ausländischen Ölmultis neu verhandeln will, steht Noboa für einen unternehmerfreundlichen Kurs.

Der 56jährige Bananenkönig will im Gegensatz zu Correa, der mit Venezuelas linkspopulistischen Präsidenten Hugo Chavez befreundet ist, die Beziehungen zu Kuba und Venezuela einfrieren, die Dollarisierung beibehalten, ein Freihandelsabkommen mit den USA abschließen, den Markt für Investitionen öffnen und damit eine Million Arbeitsplätze schaffen. Markenzeichen seiner Kampagne war die Verteilung von Medikamenten in Armenvierteln, die er – mit einer Bibel unterm Arm – per Hubschrauber besuchte.

Gegenseitige Vorwürfe

In einer ersten Reaktion bezeichnete Noboa seinen Konkurrenten als „Terrorist“; Correa warf Noboa Steuerhinterziehung, Missachtung der Arbeiterrechte und soziale Kälte vor. Außerdem sprach er von einer Schmutzkampagne und einen betrügerischen Pakt der Oligarchie, um eine zweite Runde „zu erzwingen“. Der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) zufolge verlief der Wahltag jedoch weit gehend transparent und ruhig. Unklar ist, wie sich die Stimmen der nächstplatzierten Kandidaten in der zweiten Runde verteilen werden, darunter ein Sozialdemokrat, ein Bruder des Ex-Putschisten und populistischen Ex-Präsidenten Lucio Gutierrez und eine konservative Jungpolitikerin.

Dem nächsten Staatschef dürften schwierige Zeiten bevorstehen. Der Kongress bleibt ersten Ergebnissen zufolge stark zersplittert – ein Makel, der die Regierungsfähigkeit seit Jahren beeinträchtigt und das Ansehen der zumeist käuflichen und inkompetenten Parlamentarier stark beschädigt hat. Ecuador leidet unter chronischer Instabilität, die letzten drei Präsidenten wurden gestürzt, im abgelaufenen Jahrzehnt wurden sieben Staatschefs verschlissen.

Auch wirtschaftlich steht es für das Erdöl und Bananen exportierende hoch verschuldete Land schlecht: Die Dollarisierung in den 90er Jahren brachte nach Hyperinflation zwar Währungsstabilität, kostete aber Arbeitsplätze. Rund 60 Prozent der 13 Millionen Ecuadorianer gelten als arm.